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Volume I, Column 57
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âfermAWB f. īn-St. (?) Unsauberkeit, squalor
(nur Gl. 1, 177, 17. 254, 9, beide 9. Jh., bair.).
Auf Grund von ae. orfiermae squalores (Ep.
Gl.) hält E. von Schaubert, Bed. u. Herkunft von
ae. feormian u. s. Sippe (Göttingen, 1949),
101 f. âfermi für Pl. eines i-Stammes.

Ahd. Wb. I, 33; Starck-Wells 15; Graff III, 695.

Zss. aus â- (s. d.) und -ferm, einem Abstrak-
tum, das ahd. nur in diesem Wort belegt ist; vgl.
ae. orfiermae (s. o.), orfyrme überaus schmut-
zig
, feormian reinigen, scheuern; me. fermen,
feormen, farmen; ne. mdartl. farm dss.. Diese
Wörter sind etymologisch ungeklärt.

Holthausen, Ae. et. Wb. 102; Bosworth-Toller, AS
Dict. 280. 765; Suppl. 213; ME Dict. EF, 511; OED
IV (F), 77; Engl. Dial. Dict. II, 300.

Die meisten Wörterbücher trennen ae. feormian¹ un-
terhalten, nähren usw.
und feormian² reinigen usw.
(so Holthausen, a.a.O., OED, Bosworth-Toller,
Suppl.), aber Holthausen bezeichnet beide als unbe-
kannter Herkunft
. E. von Schaubert, a.a.O., versucht,
die beiden Sippen wieder zu vereinigen, unter der An-
nahme einer urspr. Bed. entfernen, sich entfernen,
aber die von ihr vorgeschlagene Verbindung mit lat.
permeare ist verfehlt.

Die zugrundeliegende Form *ferm- ließe sich viel-
leicht als eine -m-Ableitung von der idg. Wz. *per-
hinüberführen oder -bringen oder -kommen auffas-
sen ( faran), mit der Bed. das Entfernen (vgl. auch
ahd. ferro fern). Zwar haben solche Ableitungen
meistens o-Vokalismus (s. Wilmanns, Dt. Gr. II §
230; Kluge, Nom. Stammbildung³ § 88. 152); ja, von
dieser Wz. sind ahd. farm schnelles Schiff (s. d.), as.
farm Zug, Ansturm, ae. fearm, aisl. farmr Schiffsla-
dung
belegt. Aber Bildungen mit e-Vokalismus sind
nicht unbekannt, z. B. ahd. helm (s. d.) zur idg. Wz.
*el- schützen, bergen, ahd. scerm, scirm Schutz,
Schild
(s. d.), wenn zu idg. *sker- schneiden (s. Po-
korny 940). Auch ist der Vokalismus in ahd. âferm
nicht ganz sicher. Wegen des Vergleichs mit ae. fe-
orm- reiht Schatz, Ahd. Gr. § 7 dieses Wort unter
seine Beispiele von unregelmäßig erscheinendem e
statt i vor ī ein; aber wenn die beiden ae. feormian-
Sippen tatsächlich zusammengehören, könnte nor-
thumbr. farma Nahrung auch hier auf ein urg.
*farm- neben *ferm- hindeuten (so Luick, Hist. Gr. d.
engl. Spr. § 156 Anm. 3; dagegen Bülbring, Ae. El.-
buch § 272).

Wenn es sich dagegen um zwei verschiedene Sippen
handelt, ließe sich ae. feormian¹ vielleicht als Lehn-
wort aus lat. firmāre erklären (so schon Wartburg,
Frz. et. Wb. III, 574; Wissmann, Anord. u. westg.
Nom. postverb. 53; jetzt auch Bammesberger, Beitr. z.
et. Wb. d. Ae. 50). Dann bleibt aber feormian² uner-
klärt, denn der semantische Sprung von befestigen
zu reinigen ist etwas zu groß.

S. auch formôn.

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