ârûmiAWB n. ja-St. ‚Gelegenheit, Möglichkeit‘
(nur Otfrid 4, 35, 30. 5, 4, 30).
Ahd. Wb. I, 665; Schützeichel³ 11; Graff I, 462 f.;
Schade 31.
Diese Zss. mit dem Präf. â- (s. d.), das entweder
‚von ... weg, fort‘ oder etwas Negatives be-
zeichnet, setzt als urspr. Bed. etwa ‚Freima-
chung, (Aus)Räumung‘ voraus, zum Stamm
*rūm- in rûmen ‚Platz machen usw.‘, ir-rûmen
‚frei machen‘, gi-rûmen ‚räumen, frei machen‘
(→ rûm, rûmi).
Die Bed. paßt sehr gut für Otfrid 5, 4, 30, wo
der Engel den Stein vom Grabe Jesu hinweg-
wälzte, nicht um Jesu den Ausweg frei zu ma-
chen (girûmti, Z. 27), sondern um einen freien
Blick in das leere Grab zu ermöglichen (gisiunes
arumi er gab). Der andere Beleg ist umstritten;
4, 35, 30 steht das Wort im Dat. Pl.: die Frauen
wollten den toten Jesus ‚in then arumen‘ bekla-
gen, d. h. ‚solange sie die Möglichkeit dazu hat-
ten (?)‘ (Ahd. Wb.).
Verfehlt Kelle, Otfrid II, 223 Anm. 9: Dat. Pl. von
arm ‚Arm‘, mit Sproßvokal. Es kommt kein anderes
Beispiel von arm mit Sproßvokal bei Otfrid vor; auch
verlangt das Metrum ein langes u, denn das Wort
trägt wohl zwei Haupthebungen und eine Nebenhe-
bung (árúmèn).