-alîn Adj.suffix, ist durch Kombination der
Adj.endung -al (s. d.) mit -în (s. d.) zustandege-
kommen, und zwar bestätigt sich gerade in die-
ser Verbindung die Tatsache, daß das überaus
häufige -în vielfach nur noch zur deutlicheren
Adjektivierung oder überhaupt rein pleona-
stisch verwendet wurde, vgl. got. sunjis — sun-
jeins ‚wahr(haft), ἀληθής‘, ahd. unedili — unedi-
lîn ‚nicht adlig, wertlos‘, ae. slīde — slīden ‚grau-
sam‘. So ist auch zwischen den häufig neben-
einander bestehenden Adjektiven auf -al, die an
sich schon eine ‚Neigung‘ oder ‚(oft tadelhafte)
Gewohnheit‘ bezeichnen, und den mit dem
Konglutinat -alîn gebildeten nur selten ein be-
deutungsmäßiger Unterschied wahrzunehmen,
vgl. ahd. forskalîn neben forskal ‚wißbegierig,
curiosus‘, ahd. skamalîn neben skamal ‚scheu,
schamhaft, verecundus, pudicus‘. Vielleicht ist
diese Konkurrenz von mehr oder weniger
gleichbedeutenden Varianten mit ein Grund
dafür, daß die Adjektiva auf -alîn, die von An-
fang an fast ausschließlich auf das Ahd. be-
schränkt waren, sehr bald wieder verlorengin-
gen und sich nie in der Hochsprache festsetz-
ten; im Ae. begegnen nur vereinzelte Spuren
wie hetlen (vgl. andd. hatilîn Gl. 4, 288, 30) ‚ge-
hässig, feindselig‘ neben hatol/hetol; im Anord.
(mehr als im Westgerm.) dienen Adj.bildungen
auf -īn allein, ohne zusätzliches -al-, zum Aus-
druck desselben Sachgehalts, so aisl. fylginn
‚folgsam, zum Folgen geneigt‘ (vgl. ahd. folgalîn
‚sequax‘), aisl. lyginn ‚lügnerisch‘ (aber auch
ahd. lugîn ‚mendax‘) u. a., s. Jóhannesson, Suf-
fixe im Isl. 48 f.
Kluge, Nom. Stammbildung³ § 201; Wilmanns, Dt. Gr.
II § 328, 3; Henzen, Dt. Wortbildung² § 128; Graff II,
953 ff.; Grimm, Dt. Gr.a II, 107 ff. — S. auch E. Stein-
meyer, ZfdA. 15 (1872), 115.