-blîchanAWB st. v. I, in den Zss. biblîchanAWB
‚erstrahlen, refulgere‘ (nur piplihhit Gl.
1, 240, 38); firblîchanAWB ‚den Glanz verlieren, ver-
blassen, splendere, desinere‘ (nur ferblîchent
Notker); irblîchanAWB ‚erglänzen, funkeln, re-
splendere, vibrare‘ (nur erblichit Gl. 4, 165, 8;
erblîchendiu Notker). — Mhd. blîchen st. v.;
nhd. (er-, ver-)bleichen st. v. Im Ahd. sind nur
Präsensformen belegt, aber Zugehörigkeit zur
ersten starken Konj. wird durch mhd. Formen
sowie ae. und aisl. Entsprechungen gesichert
(s. u.).
Die Form bliche 3. sg. präs. konj. in der Hs. F von Ot-
frids Evangelienbuch (2, 14, 106) wird von Schütz-
eichel⁴ 78 als ein ahd. Beispiel für das Simplex *blî-
chan gedeutet; nach Ahd. Wb. I, 1195 ist es für *blei-
che verschrieben (die Hs. V hat i zu ei korr.) und ge-
hört zum schw. Verb bleichên (s. d.).
Ahd. Wb. I, 1208 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 80; Schütz-
eichel⁴ 78; Starck-Wells 66; Graff III, 244; Schade
76; Lexer I, 306; Benecke I, 205; Dt. Wb. III, 729 f.
(erbleichen); XII, 136 f. (verbleichen); Kluge²¹ 83;
Kluge²² 91; s. auch I. Reps, PBB 72 (1950), 242.
Entsprechungen in den anderen germ. Sprachen
sind as. blīkan ‚glänzen‘ (nur Präsensformen be-
legt), mndd. blīken sw. v. ‚glänzen, offenbar
werden‘; mndl. blīken, nndl. blijken ‚glänzen,
sichtbar werden‘; afries. blīka ‚sichtbar sein‘,
nfries. blīken ‚Schein und Glanz haben, sichtbar
werden‘; ae. blīkan (blāc, blicon, blicen) ‚glän-
zen, scheinen, leuchten‘, me. blikan, blikien,
ne. veraltet blik(e) ‚dss.‘ (die me. und ne. For-
men stellen wohl eine Mischung des st. V. [ae.
blīkan] und des schw. V. [ae. blician, vgl. ahd.
blicken] dar); aisl. blíkja (zur Bildung s. No-
reen, Aisl. Gr.⁴ § 263), prät. pl. bliku ‚glänzen,
scheinen‘, nisl. blíka, nnorw. blika.
Fick III (Germ.)⁴ 286; Seebold, Germ. st. Verben
118 f.; Holthausen, As. Wb. 8; Sehrt, Wb. z. Hel.² 56;
Berr, Et. Gl. to Hel. 56; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 294 f.; Verdam, Mndl. handwb. 102;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 71; Vries, Ndls. et. wb.
64; Holthausen, Afries. Wb.² 10; Richthofen, Afries.
Wb. 653 f.; Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr.
I, 186; Holthausen, Ae. et. Wb. 27; Bosworth-Toller,
AS Dict. 109 f.; ME Dict. A—B, 973 f.; OED² II, 284;
Vries, Anord. et. Wb.² 44; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
644; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 19; Torp,
Nynorsk et. ordb. 29 (blik); Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 47. S. auch Wißmann, Nomina Postverb. 52 f.
Die aufgrund dieser Formen anzusetzende Basis
germ. *leik-, idg. *bhli̯g̑-, ist im Germ. sehr
produktiv; s. auch bleh, bleih, blic, blicken.
Außerhalb des Germ. scheint sie aber nur im
Balt. und Slav. belegt zu sein: lit. blykšti ‚weiß,
bleich werden‘, bliskti, blyškti ‚glänzen, fun-
keln‘, blizgěti ‚flimmern, blitzen‘, blaikštýtis
‚sich aufklären (vom Himmel)‘; lett. bližgêt
‚flimmern‘, blizêt ‚blinken‘, blaiskums ‚Fleck‘;
aksl. blьštati, bliscati (sę) ‚glänzen‘, bliskъ
‚Glanz‘, russ. blistát’ ‚glänzen‘ usw.
Idg. *bhli̯g̑- ist wohl eine Erweiterung einer Ba-
sis *bhli̯-, die mit Dentalerw. in ahd. blîdi ‚hei-
ter, froh, freundlich‘ vorkommt (s. d.). Zugrun-
de liegt wohl die Wz. *bhel(ǝ)- [**bhel(H)-]
‚glänzend, weiß‘ (→ bal², belicha).
Walde-Pokorny II, 211 f.; Pokorny 156 f.; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 46; ders., Zfslav.Phil. 20 (1950), 281;
Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. I, 307 f. 315;
Berneker, Slav. et. Wb. I, 63 f.; Trautmann, Balt.-
Slav. Wb. 34; Vasmer, Russ. et. Wb. I, 93; Sadnik-
Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr. Nr. 131. S. auch
L. A. Connolly, PBB 99 (Tübingen, 1977), 187 f. (sehr
fragliche Rekonstruktion mit Laryngallauten).