-idi
Band V, Spalte 13
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-idi suff. Im Ahd. dient das Suff.
vorwiegend zur Bildung von n. Kollektiva
(z. B. juchidi Gespann), die häufig noch
mit dem soziativen Präf. gi- abgeleitet sind
(z. B. gimachidi, ginôzidi, gisemidi, gitre-
gidi
[s. dd.]). Daneben zeigen sich Ansätze
zur Diminutivbildung (jungidi Tierjunges
[s. d.]). Grammatischer Wechsel liegt in ou-
witi Schafherde (s. d.) vor. Mhd. -(e)de
ist formal mit den Fortsetzern von ahd. -ida
(s. d.) und -ido (s. d.) zusammengefallen und
hat auch deren Funktionen übernommen. Als
Kollektivsuffix begegnet es wie ahd. -idi in
gejegede, gejeide Jagd, geswisterde, ge-
swistrîde Geschwister usw., ohne Präf. in
pfluogde ein Paar Pflugochsen. Eine Zu-
gehörigkeitsbildung ist vingerîde st.n. Fin-
gerring
. Im Nhd. sind nur noch wenige Bil-
dungen bewahrt; vgl. Gemälde, Gelübde.

Bair. Belege auf -îde, später -eit setzen ein Suffix mit
langem -ī- voraus, das nicht befriedigend geklärt
ist. Nach Krahe-Meid 1969: 3, § 120, 4 beruht es auf
praesuffixaler Vokaldehnung wie in lat. crīnītus
adj. behaart zu crīnis f. Haar.

Splett, Ahd. Wb. 2, 247 f. Grimm, Dt. Gr. 2, 236 f.
(alt 248 f.); Wilmanns [190630] 1967: 2, §§ 264 ff.;
Kluge 1926: § 70; Henzen 1965: § 264; Klein-Solms-
Wegera 2009: §§ S 7686.

In den anderen germ. Sprachen ist das Suf-
fix seltener belegt: as. in gisustrithi Ge-
schwister
und in ON (z.B. Ekthi Ei-
chenwald
, Snewithi mit vielem Schnee [s.
ewit]); ae. in gesylhđe ein Joch Ochsen
(vgl. Bosworth-Toller, AS Dict. Suppl. 423);
aisl. z. B. in kvendi Weiber, skœði Schuh-
werk
(vgl. Vries, Anord. et. Wb.² 337. 511):
< urgerm. *-þa-.

Krahe-Meid 1969: 3, § 120, 4.

Urgerm. *-þa- < uridg. *-ito- hat in lat.
-itium eine Parallele. Auch im Lat. bildet es
denom. Kollektiva (z. B. equitium n. Pfer-
deherde, Gestüt
: equus Pferd, avitium n.
die Vögel : avis f. Vogel), des Weiteren
dient es zur Bez. einer best. sozialen Stellung
(servitium n. Sklavenstand : servus m. Skla-
ve
) oder eines Versehenseins mit etw., im
Zustand von etw.
(calvitium n. Kahlheit :
calvus adj. kahl, lānitium n. Wolle, eigtl.
Bewolltheit : lāna f. Wolle).

Aus dem Balt. vergleicht sich das Suffix
lit. -itis/-it, lett. -ītis/-īte (< urbalt. *-īt-
ia-), das Zugehörigkeit oder Herkunft aus-
drückt wie lit. giminitis/t Verwandte(r) :
gimin Verwandtschaft, lit. kaimitis/-t
Dorfbewohner(in) : káimas Dorf, Land,
lett. latvietis/-te Lette, Lettin : Latvija Lett-
land
und auch Diminutiva bildet wie lett.
brālītis Brüderchen : brālis Bruder.

Leumann [192628] 1977: 296 f.; Senn 1966: 1,
§ 605; Forssman 2001: §§ 323. 325.

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