-il
Band V, Spalte 39
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-il, -ila, -ilo suff. Das Suff. erfüllt im
Ahd. und auch schon im Urgerm. mehrere
Funktionen. Es bildet: 1) Meist von Verben
abgeleitete (teils aber auch etym. isolierte)
Adj., wobei die Wz. häufig in der Schwund-
stufe auftritt. 2) Nomina agentis und Nomina
instrumenti. 3) Dimin. Die dimin. Funktion
des Suff. verliert sich zum Mhd. hin. Mhd.
-il, -el(e), nhd. -el. Im Mhd. dann in dimin.
Funktion produktiv gewordenes -el ist aus äl-
terem -ilîn (s. d.) verkürzt und nur zufällig
mit mhd. -el < ahd. -il homonym geworden
(vgl. Wilmanns [190630] 1967: 2, § 247,
2). Im Nhd. ist das Suff. unproduktiv gewor-
den und lebt nur noch in versteinerten For-
men fort.

Splett, Ahd. Wb. 2, 269 ff.; Graff 2, 5 ff. 17 ff. (ahd.
Belege); Lexer 1, 537; Kluge²⁵ s. v. -el. Henzen
1965: § 97; Dt. Wortb. 2, 104. 125. 134 f. 440; Bür-
gisser 1983: 80; Bergmann 1991: 157 ff. 282. 337 f.;
Brendel 1997: 227244. 538 f.; Braune-Reiffenstein
2004: § 64 (S. 67); Klein-Solms-Wegera 2009: 7680.
278281.

In den anderen germ. Sprachen entspre-
chen: as. -il(a), -al, mndd. -i/el; mndl. -el(e),
nndl. -el; afries. -el, nfries. -(e)l; ae. -el(a),
-il, -ol, me. -el(e), -le, ne. -el, -le; aisl. -ill,
nisl. -ill, fär. -il, ndän. -el, nnorw. -el,
nschwed. -il; got. -ils; langob. -il-: < urgerm.
*-e/ila-.

Einzelsprachlich können Subst. mit dem
Suff. urgerm. *-ila- auch zu n-St. weiterge-
bildet werden. Daneben begegnet auch die
Fortsetzung der Var. urgerm. *-ala- und
*-ula-, so etwa im Langob. Urgerm. *-ila-
kann grundsätzlich zweierlei Ursprungs sein,
je nachdem, ob urgerm. *-i- im Suff. auf
uridg. *-e- im Nebenton oder auf uridg. *-i-
zurückgeht. Es ist somit zunächst von einer
Segmentierung uridg. *-e/i-lo- auszugehen.
Ersteres wäre bei Ableitung von themati-
schen Stämmen (neben urgerm. *-ala- < ur-
idg. *-o-lo-; vgl. bes. ahd. -al, aisl. -all) an-
zunehmen, letzteres bei Ableitung von einem
urspr. i-St. Im Einzelfall kann diese Unter-
scheidung nur noch selten getroffen werden,
da das Suff. früh reanalysiert wurde und
dann in der Gestalt urgerm. *-e/ila- an belie-
bige Stämme antreten konnte. Des Weite-
ren kommt auch die Var. urgerm. *-ula- vor,
die in Ableitungen von u-St. entstanden
ist; vgl. got. -uls (bzw. weitergebildet zum
n-St. got. -ula; vgl. got. magula Knäblein
zu got. magus Knabe), aisl. -ull, ae. -ol.
Die verschiedenen Formen sind im Germ.
frei austauschbar geworden, ein Zusammen-
hang mit der Stammbildung der Ableitungs-
grundlage muss im Einzelfall nicht mehr be-
stehen.

Die Vorherrschaft der germ. *-il-Bildungen
bei den Nomina agentis und instrumenti ist
wohl dadurch zu erklären, dass diese Ab-
leitungen oft zu jan-Verben gehören. Das
Suff. *-ila- dieser Ableitungen hat sich von
dort weiter ausgebreitet (vgl. A. L. Lloyd,
MLN 76 [1961], 848 f.).

Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 44. 6265.
79. 85; OED² s. vv. -el suff.¹, -le suff.; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 401. Kluge 1926: §§ 18 f. 89. 189
193; Jóhannesson 1927: 3537. 6062; Bach 1952 ff.:
1,1, § 105; 2, 1, §§ 246248; Guchman 196266: 3,
103. 105; Krahe-Meid 1969: 3, § 87. Francovich
Onesti 2000: 157.

Das uridg. Suff. *-(e/i-)lo- ist auch sonst in
der Indogermania verbreitet, bes. im Balt.
und Slaw.: In den slaw. Sprachen ist es sehr
produktiv, da hier agentivische Bildungen
auf *-lo- zu Verbalstämmen part.ähnlich ge-
worden sind, ins Verbalparadigma einge-
bunden wurden und zur Bildung periphrasti-
scher Tempus- und Modusformen dienen
(Perf., Plusquamperf., Konditional, teils auch
für das Futur, Renarrativ). Die Bildung des
sogenannten l-Part. erfolgt meist vom mehr-
heitlich mit dem Aor.stamm identischen
Inf.stamm.

Einen mit der slaw. Situation vergleichba-
ren Zustand weist das Aarm. auf, in dem
ebenfalls mit dem Suff. uridg. *-lo- in sei-
ner agentivischen Funktion, meist basierend
auf dem Aor.st. eines Verbs, das einzige
echte Part. gebildet wird. Dieses ist urspr.
diathesenindifferent, wird dann aber meist
intr.-pass. gebraucht (Schmitt 2007: 152 f.).

Auch in den balt. Sprachen sind l-haltige
Suff. verbreitet und treten in vielerlei Gestalt
auf, am ähnlichsten dem im Germ. auftre-
tenden Suff. sind urbalt. *-ela/ā-, *-ēla/ā-,
*-ēla/ā-, *-ēlu-, *-ila/ā-, *-īla/ā-, die v. a.
zur Bildung von Dimin. dienen, aber auch
teils bes. für Tierbez. u. ä. verwendet wer-
den.

Gut bezeugt ist das Suff. mit dimin. Funk-
tion in verschiedener Gestalt je nach Ab-
leitungsbasis auch im It.; vgl. lat. -ulus, -el-
lus, -illus, -llus (mit expressiver Geminati-
on), durch Metanalyse entstand auch -culus.

In Resten findet sich das Suff. in seiner
dimin. Funktion auch im Heth., so wahr-
scheinlich in heth. DUMU-la Sohn für
/sūnu-la-/ (K. Shields, IF 105 [2000], 137
142). Daneben bietet das Heth. noch weitere
l-haltige Suff., von denen einige aufgrund ih-
rer Funktion zu dem germ. Suff. zu stellen
sind: Zur Bildung deverbaler und denomi-
naler Nomina agentis und deadverbialer Adj.
dient heth. -ala- (< uridg. *-olo-) (Matzinger
2008: 37 f. 49 f. 6769. 95 f.).

Im Ai. haben l-haltige Suff. meist die Gestalt
ai. -V-la- bzw. -V-lá-. Aufgrund des Zusam-
menfalls von uridg. *l und *r bzw. des dial.
Schwankens zwischen ai. l und r ist nicht
immer eine sichere Zuordnung zu einem Suf-
fix mit uridg. *-l- möglich. Greifbar ist je-
denfalls die auch im Heth. bezeugte Funk-
tion zur Adj.bildung, die dimin. Funktion ist
ebenfalls vorhanden, begegnet aber deutlich
seltener als etwa im Germ. und dann v. a. in
PN (Matzinger 2008: 173. 260 f.).

Endzelin 1922: §§ 169181; Wackernagel [1896
1964] 195457: 2, 2: §§ 226231; Leumann [1926
28] 1977: §§ 282 f.; Chantraine [1933] 1979: §§ 186
202; Vaillant 195077: 4, 545568; Skardius 1943:
162202; Otrbski 195665: 2, 101139; Risch 1974:
107112. 122 f.; Ambrazas 2011: 2539. 90 f. 161.
184 f. 198 f.

S. -ilîn, -iling, -ilôn.

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