-isôn, -irôn suff. 〈Var.: -es-; -er-〉. —
Mhd. -(e)sen, -(e)schen, nhd. -sen, -schen.
Das Suff. bildet Verben mit intensiv-ite-
rativer Bed. Neben der häufigeren s-haltigen
Form des Suff., die ihren Ursprung in de-
nominalen ōn-Verben zu urgerm. iz/az-St.
hat, von wo das Suff. -isôn dann durch
Metanalyse auch auf urspr. andersstämmige
Nomina übertragen werden konnte, kommen
im Ahd. vereinzelt Verben auf -irôn vor: Die
Ableitungsgrundlage sind ebenfalls urgerm.
iz/az-Stämme, deren Sibilant Rhotazismus
zeigt; vgl. ahd. ubarsigirôn ‚besiegen‘ (s. d.)
zum s-St. got. sigis ‚Sieg‘.
Für das Ahd. führt Bergmann 1991: 116 f.
16 -isôn-Verben auf, für das Mhd. Klein-
Solms-Wegera 2009: 504 14. Das Suff. war
immer nur eingeschränkt produktiv. Das äl-
tere Mhd. hat noch Formen wie hêrsen,
veilsen, jünger mhd. und dann frühnhd. tre-
ten nur noch die Formen hêr(r)schen, feil-
schen auf. In den Verben auf nhd. -schen
sind synchron die Fortsetzer der Verben auf
ahd. -isôn mit der ursprungsverschiedenen
Gruppe von Verben wie heischen, forschen,
löschen zusammengefallen, die alte sk̂- Prä-
sentia fortsetzen. Die Entwicklung von -s- zu
-sch- findet nach früher Synkope des Binde-
vokals -e- in der Position nach -r-, -l- statt.
Im Nhd. finden sich nur versteinerte Res-
te des Suff., wie etwa herrschen, feilschen,
gleißen, grausen, die synchron hinsichtlich
des Suff. als unmotiviert gelten müssen.
Strukturell parallel gebildet sind die Suff.
ahd. -ig-ôn, -il-ôn und -in-ôn (s.dd.), nur dass
ersteres eine deadj. Ableitung ist.
Splett, Ahd. Wb. 2, 298 f.; Kluge²⁵ s. v. -schen. —
Schatz 1927: § 108 [S. 76]; Wilmanns [1906—30]
1967: 2, 101. 103. 104—106; Henzen 1965: § 150;
Bergmann 1991: 116 f.; Prell 1991: 55. 68. 98. 124.
183 f.; Prell-Schebben-Schmidt 1996: 56 f. 76. 152.
214. 378; Leipold 2006: 65. 109. 138. 296—300;
Klein-Solms-Wegera 2009: 504 f.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen
lediglich: ae. -sian; aisl. -sa, nisl. -sa, ndän.
-se, nnorw. dial., nschwed. -sa; got. -izon: <
urgerm. *-isōi̯an, *-izōi̯an.
Die unabhängige Existenz des Suff. im Got.
ist fraglich, da sich die wenigen bezeugten
Verben dieser Klasse durchweg noch auf
(wenn auch teils zu rekonstruierende) s-St.
zurückführen lassen. Das Got. zeigt damit
noch den älteren Zustand, in dem zunächst
nur einfache denominale ōn-Verben zu s-St.
vorlagen.
Nielsen, Dansk et. ordb. 362; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 877. — Schuldt 1905: 63; Jóhannesson 1927:
93 f.; Campbell [1959] 1997: § 755; Guchman 1962—
66: 4, 200 f.; Krahe-Meid 1969: 3, §§ 187. 196; Bai-
ley 1997: 1, 656. 685 f. 694. 712.
Urgerm. *-isōi̯an, *-izōi̯an setzt vorurgerm.
*-es-eh₂-i̯e/o- fort. Eine direkte Entspre-
chung hat das Suff.konglomerat in den Ver-
ben auf lat. -erāre, die zu s-St. gebildet sind,
wie etwa generāre ‚erzeugen‘ zu genus n.
‚Geschlecht‘, vulnerāre ‚verletzen‘ zu vulnus
n. ‚Wunde‘, operāre ‚tun, handeln, machen‘
zu opus n. ‚Werk‘ (neben denen im Lat. noch
weitere Verben auf -erāre existieren, die
entweder von Adj. auf -er[o]- oder von Adv.
auf -er abgeleitet sind). Da es keine einzige
germ.-it. Wortgleichung gibt, liegen hier
wohl einzelsprachliche Bildungen von de-
nominalen -eh₂-Verben vor.
Leumann [1926—28] 1977: § 414, 7 [S. 551].