-izzi suff. Das seltene Suff. (belegt
sind ca. 10 Bildungen, meist in Gl.) bildet n.
Nomina actionis und andere Abstrakta sowie
Kollektiva; vgl. etwa ahd. fiskizzi ‚Fischen,
Fischzug‘ (s. d.) 〈Var.: -azzi; -izi; -a-〉. —
Mhd. -(e)ze. In mhd. Zeit ist das Suff. bes. in
Ripuarien produktiv, nhd. sind derartige Bil-
dungen weitgehend außer Gebrauch geraten.
Splett, Ahd. Wb. 2, 301. — Wilmanns [1906—1930]
1967: 2, §§ 274, 3 f. (S. 363).
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. -te; mndl. -te; ae. -et, gen. -ettes, me.
-et, ne. -et; got. -iti: < urgerm. *-iti̯a-.
OED² s. v. -et suff.². — Kluge 1926: §§ 71. 144; Kra-
he-Meid 1969: 3, § 133.
Die Bildeweise von urgerm. *-iti̯a- < vor-
urgerm./uridg. *-id-i̯o- ist problematisch, da
uridg. *-d- sonst kaum in Suffixen auftaucht.
Das einzige größere Vorkommen findet sich
im Gr., wo es (teils auch substantivierte, oft
zu Adv. gebildete) Adj. auf -ά/ίδιος, f. Subst.
(selten auch Adj.) auf -ις, gen. -ιδος (v.a.
Zugehörigkeitsbildungen), Subst. auf -(ι)άς,
gen. -(ι)άδος sowie Patronymika auf -ίδης,
-ιάδης gibt. Des Weiteren kommen den gr.
Patronymika lautlich und semantisch ver-
gleichbare Bildungen im Messap. (Gentilicia
auf messap. -idda, -ides) und Lat. (Gentilicia
auf lat. -idius etc.) vor. Hier könnte eine gr.-
messap.-it. Isoglosse oder vielleicht parallele
Entlehnung aus einer unbekannten Substrat-
sprache der Adriaregion vorliegen; die An-
nahme eines bereits uridg. Suffixes ist jeden-
falls fraglich (Meier 1975: 81 f.). Der Zu-
sammenhang jener Bildungen mit urgerm.
*-iti̯a- ist aufgrund der unterschiedlichen
Bed. jedoch zweifelhaft.
Jedenfalls lassen sich durchaus Anschlüsse
für dieses Suff. in den anderen idg. Spra-
chen finden. Die Annahme (Krahe-Meid
1969: 3, § 133 [bes. S. 176 f.]), dass es sich
bei dem Suff. um ein entlehntes Element aus
einem idg.-vorgerm. Substrat handle, das be-
sonders in Nordwestdeutschland und an-
grenzenden Gebieten beheimatet gewesen
sei, ist unnötig. Nach jener These entspre-
che dieses entlehnte urgerm. *-iti̯a- mit un-
verschobenem uridg. *-t- dem ererbten ur-
germ. *-iþi̯a- mit verschobenem uridg. *-t-,
es sei mithin ein t-haltiges Suff. anzusetzen.
Keine Beziehung besteht indes zu den lat. Adj. auf
-idus, bei diesen handelt es sich urspr. um verdunkelte
Komp., die im VG einen zum Caland-Wacker-
nagelschen Suffixsystem gehörigen i-St., im HG das
Element uridg. *-dhh₁-o- zur Wz. uridg. *dheh₁- ‚set-
zen, stellen, legen‘ enthalten.
Schwyzer, Gr. Gramm.² 1, 507—510; Risch 1974:
123 f. 141—149. 365; Meier 1975; Balles 2008: 215—
217. 226—229. 304 f.