abaAWB, abAWB präp., adv. und präf. ‚von, von ...
weg‘ 〈Var.: apa, ap; ob- selten, PBB 6 [1879],
191; abo nur Williram Hss. H, B, 78, 9〉. - Mhd.
abe, ab (ap, md. ave); nhd. ab.
Ahd. Wb. 1, 1 f.; Schützeichel³ 1; Starck-Wells 13;
Graff I, 72 ff.; Schade 4; Lexer I, 2 ff.; Benecke I, 3;
Dt. Wb. I, 6 ff.; Kluge²¹ 1. — Vgl. auch G. Krömer,
PBB 81 (Halle, 1959), 370 ff.
As. af (of), mndd. af (of), ave; andfrk. af, aua
(Helten, Aostndfrk. Psalmenfrg. 72, 27), mndl. af,
of, ave, nndl. af (of); afries. of (ef, af-), ove; ae.
of, æf, me. of, ne. präp., adv. of, off; aisl., nisl.,
aschwed., ndän. af, nnorw., nschwed. av; got.
af (< *a; vgl. ab-u [-u = Fragepartikel]).
Fick III (Germ.)⁴ 15; Holthausen, As. Wb. 1, 56;
Sehrt, Wb. z. Hel.² 3; Berr, Et. Gl. to Hel. 17 f.; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 15 f.; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. I, 17 f.; Verdam, Mndl. handwb. 22;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 10 f.; Vries, Ndls. et. wb.
9; Holthausen, Afries. Wb. 18. 78. 81; Richthofen, A-
fries. Wb. 936; Holthausen, Ae. et. Wb. 9. 240; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 9. 728 f.; ME Dict. O-P, 60 ff.;
OED VII, 66 ff.; Vries, Anord. et. Wb.² 2; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 20 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 1; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 11 f.; Torp,
Nynorsk et. ordb. 9 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 41;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 3. — Zu o für a in schwach-
betonten Wörtern: H. Paul PBB 6 (1879), 191;
Braune, Ahd. Gr.¹³ § 25 Anm. 1 c; Lasch, Mndd. Gr.
§ 38, 3; Franck, Mndl. Gr. § 63; Helten, Aostfries. Gr.
§ 3 Anm. 2; Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 51. 143. S.
auch G. Schmidt, Germ. Adv. § 181 f. 230.
Die einsilbigen Formen gehen auf eine urg.
Grundform *a zurück, die zusammen mit
aind. ápa ‚weg, fort‘, av., apers. apa, gr. ἄπο,
ἀπὸ ‚von, weg‘, lat. ab ‚von‘ (Leumann, Lat.
Laut- u. Formenlehre § 163 c: aus *ap vor
stimmhaften Kons.; vgl. aperiō aus *ap-u̯eri̯ō
und umbr. ap-ehtre ‚ab extra‘) auf idg. *apo
(**H₂epo) zurückzuführen ist. Dazu auch alb.
prapë ‚wieder, zurück‘ (< *per-apë; nach E.
Hamp in Evidence for Laryngeals 125, auch alb.
hap ‚öffne‘; anders Meyer, Et. Wb. d. alb. Spr.
146, „wohl zu Wz. *skep- ‚spalten‘“); lit. apačià
‚unterer Teil, Unterseite‘ (vgl. aind. ápatyam
‚Nachkommenschaft‘). Keltische Verwandte
sind unsicher: air. ó, akymr., nkymr. o, akorn.,
mkorn., abret., mbret. a ‚ex, ab, de‘ gehören ent-
weder hierher oder zu idg. *au̯- (**H₂eu̯-)
‚herab, weg von‘ (oder viell. z. T. zur einen, z. T.
zur anderen Wz.), s. Pokorny 72; Vendryes,
Lex. ét. d. l’irl. anc. 0—1; Thurneysen, Gr. of
OIr. 524; E. Hamp, Ériu 24 (1973), 163; ders.,
Ét. celt. 15 (1976—77), 191. Ob heth. appa
(āppa) ‚danach, zurück‘, appan (āppan) ‚hinten,
später‘ hierher oder zu idg. *epi, *opi
(**[H₁]epi: **[H₁]opi; gr. ἔπι, ἐπὶ; ὄπισθε(η),
hom. ὄπιθε(ν) ‚hinten, hinterher‘) gehört, oder
aus einer Kontamination von idg. *apo und
*epi entstanden ist, ist umstritten (vgl. Fried-
rich, Heth. Wb. 25; Kronasser, Et. d. heth. Spr.
352; Tischler, Heth. et. Gl. 41 ff.; J. F. Lohmann,
IF 51 [1933], 324 f.; Pedersen, Hitt. 188; Frisk,
Gr. et. Wb. I, 122; E. Hamp in Evidence for La-
ryngeals 125; ders., Mü. Stud. z. Spr.wiss. 40
[1981], 42; W. Cowgill in IE and Indoeuropeans
116; zuletzt G. E. Dunkel, Zfvgl. Spr. 96
[1982/83], 66 ff.; Puhvel, Hitt. Et. Dict. I—II,
93 f.).
Hierzu ferner mit Schwundstufe der ersten
Silbe idg. *po (**[H₁]po) in lat. po- (po-situs
usw.); alb. pa ‚ohne‘, pa- ‚un-‘; aksl. po ‚nach,
an, bei usw.‘ (doch s. Brugmann, Grdr.² II, 2,
§ 621, 4; E. Hamp, Baltistica 4 [1968], 255 ff.);
lit. pō ‚nach, unter‘; aksl. po-, lit. pa-, perfekti-
vierendes Verbalpräfix; → fona.
Walde-Pokorny I, 47 ff.; Pokorny 53 ff.; Brugmann,
Grdr.² II, 2, § 619 ff.; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. I,
37; Bartholomae, Airan. Wb. 72; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴
69; Frisk, Gr. et. Wb. I, 122; Chantraine, Dict. ét. gr.
97 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 1 f.; Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 1 f.; Meyer, Et. Wb. d. alb. Spr.
351; Fraenkel, Lit. et. Wb. 12. 635; Trautmann, Balt.-
Slav. Wb. 203; Vasmer, Russ. et. Wb. II, 380; Fick II
(Kelt.)⁴ 4.
Da kein Beweis für idg. Endbetonung besteht
(seit Benfey, Vedica und Linguistica 101 ff., wird
die Akzentuierung der in der Anastrophe ge-
brauchten Form gr. ἄπο allgemein für ur-
sprünglich gehalten, während das oft zitierte
ἀπό, richtiger ἀπὸ, eine proklitische Nebenform
mit dem typisch griechischen ‚proklitischen
Gravis‘ ist), ist germ. *a eher aus idg. unbe-
tontem proklitischem *apo (Kluge, Urgerm.³
98 f.) als aus oxytoniertem *apó (Feist 3) herzu-
leiten (vgl. auch J. Wackernagel, IF (Anz.) 43
[1925—26], 54 ff.; Schwyzer, Gr. Gram. I, 387,
Zus. 3; II, 420. 444 ff.).
Eine befriedigende Erklärung für die germ.
Formen mit auslautendem a, wie ahd. aba,
andfrk. aua, gibt es nicht (vgl. auch ahd. ana,
oba), da idg. ausl. o hätte ausfallen müssen.
Die Annahme von idg. Dubletten mit langen Endvo-
kalen (so H. Paul, PBB 4 [1877], 468 f. — anders schon
PBB 6 [1879], 144, s. u.; K. F. Johansson, BB 16
[1890], 146 Anm. 1; Jellinek, Germ. Flexion 39—41)
wird mit Ausnahme von gr. ἄνω (was aber ahd. *ano,
*anu statt ana ergeben würde) von keiner anderen
idg. Sprache bestätigt.
Verschiedenartige Behandlung des idg. ausl. Vokals
bei unbetonter oder vollbetonter Stellung des Wortes
im Satz soll nach H. Paul PBB 6 (1879), 144; 8
(1882), 219 Erhaltung des o bei Volltonigkeit, dessen
Verlust in der Proklise zur Folge gehabt haben; dage-
gen sieht Kluge (Urgerm.³ 135) völlige Tonlosigkeit
als einen möglichen Grund für das Ausbleiben der
Apokope!
Die meisten solcher zweisilbigen Formen (ahd.
ana, oba usw.) lassen sich am wahrscheinlich-
sten mit J. Schmidt, Zfvgl. Spr. 26 (1883), 20 ff.
(als eine zweite Möglichkeit auch bei Kluge,
Urgerm.³ 135) aus der Nominalkomposition
herleiten, wo sie schon vorgerm. mit dem fol-
genden Substantiv zu einem Wort verschmol-
zen und daher der Apokope entzogen sind (vgl.
got. anda- in der Nominal-, and- in der Verbal-
komposition; Kieckers, Handb. d. vgl. got. Gr.
§ 85 e). Von dort aus haben sie sich analogisch
ausgebreitet.
Daß gerade ahd. aba dadurch nicht befriedi-
gend erklärt wird, gibt Schmidt zu: die Nomi-
nalkomp. haben mit wenigen Ausnahmen ab-,
während die Präp., das selbständige Adv. und
das Adv. in der Verbalkomposition fast immer
als aba erscheinen. Nach Schmidt (S. 41) ist aba
„eine alte verschmelzung zweier bedeutungs-
verwandter präpositionen wie an-an, unt-az,
unzi = unt-zi. Das zweite element bildet die
selbständig nicht mehr gebrauchte aber in no-
minal-zusammensetzungen erhaltene präp. ā.“
Sowohl E. Seebold, Zfvgl. Spr. 82 (1968), 85 wie
auch G. Schmidt, Germ. Adv. § 181 f. 230 haben
versucht, den gordischen Knoten durchzu-
hauen, indem sie das -a von aba, ana auf eine
Analogie zu anderen Adverbien zurückgehen
lassen (z. B. fona, fora, nida: Schmidt) (s. d. d.).
Eine nasal ausl. Partikel (idg. *ēm, *ōm, bzw. *ān),
die nach Streitberg, Urg. Gr. § 187, 2 b in den got.
Pronomina þata, þana usw. steckt, findet Mahlow,
Lange Vokale 64 ff., auch in ahd. aba, ana, oba, fona
usw. — und sogar in aind. ā.
Abzulehnen, wie auch Sievers’ „hingeworfene Vermu-
tung“, daß die idg. Oxytonierung dieser Wörter über
die Periode der Auslautsgesetze hinaus bewahrt
wurde (PBB 5 [1878], 120 ff.; s. oben).
Trennung von ahd. abo und aba, indem ersteres
von idg. *apu hergeleitet wird (Pokorny 55,
Walde-Pokorny I, 48), ist abzulehnen, da abo
nur einmal in zwei nahe verwandten Hss. des
späten Williram erscheint (nach Seemüller, Wil-
liram, xi und Bartelmez, Williram xxvi stammt
die Hs. H. unmittelbar aus B) und zwar gerade
nach zwei Belegen von abo = aber (→ avur).
Viel eher liegt ein einfacher Schreibfehler vor,
denn sonst hat Williram nur abe, aba, ab.