abanupfen
Band VI, Spalte 1078
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abanupfen sw.v. I, Gl. 2,380,8 (nicht vor
dem letzten Drittel des 9. Jh.s, mfrk.): ‚abpflü-
cken; decerpereVar.: nur inf. auanuppan.

Ahd. Wb. 6, 1433; Splett, Ahd. Wb. 1, 670; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 3; Schützeichel⁷ 242; Starck-Wells 446;
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 149; Bergmann-Stri-
cker, Katalog Nr. 11. – Riecke 1996: 575 f.

Das nur ahd. sw.v. I hat in den anderen germ.
Sprachen keine genaue Entsprechung; die Vor-
form ist westgerm. *-nuppe/a-.
Es ist wohl eine Intensiv-Iterativ-Bildung zum
st.v. II urgerm. *χnep-e/a- ‚reißen‘, belegt in
got. dis-hniupan* tr. ‚zerreißen‘ (nur Hapaxle-
gomenon nom.sg.part.präs.akt. dishniupands),
in ae. -hnēopan* (3.sg.prät. āhneop ‚pflückte
ab‘ und geneop ‚überwältigte‘) und in aschwed.
niupa ‚zwicken, kneifen‘, nschwed. nypa ‚dss.‘.
Im Got. findet sich daneben das Inchoativum
sw.v. IV got. dishniupnan intr. ‚zerreißen‘.
Daneben erscheint eine Intensivbildung ur-
germ. *χnupp-ōe/a- in ae. hnoppian ‚pflücken,
reißen‘, nschwed. dial. noppa ‚pflücken‘, norw.
(bm.) nuppe, (nn.) nuppe, nuppa ‚dss.‘, dän.
dial. nuppe ‚kneifen, zwicken‘.
Auch Var. mit Doppelmedia, urgerm. *χnuƀƀ-
ōe/a-, sind bezeugt: mhd. noppen sw.v. ‚sto-
ßen‘, nhd. (dial.) noppen ‚dss.‘ (Lexer 2, 100;
Dt. Wb. 13, 886 f.).
Mndl., nndl. noppen ‚zupfen, entwirren‘ kann
dieselbe Vorform wie die gerade angeführten
nordgerm. Wörter fortsetzen, wahrscheinlicher
ist aber eine denominale Ableitung von mndl.
noppe, nndl. nop ‚Noppe, Wollfluse‘.

Die in älteren Etymologika angeführte Verknüpfung mit
ne. nip ‚kneifen, zwicken‘ etc. entfällt, da dieses wohl aus
(m)ndl. nīpe(n) ‚dss.‘ oder mndd. nippen ‚dss.‘ entlehnt ist
(Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 1049; eOED
s. v. nip v.¹).

Fick 3 (Germ.)⁴ 100; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 235;
Seebold, Germ. st. Verben 269; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 4, 2539. 2540; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 463 (s. v.
nop); Vries, Ndls. et. wb. 476 f. (s. v. noppen); Et. wb.
Ndl. Ke-R 433 f. (s. v. nop); Holthausen, Ae. et. Wb. 166.
167; Bosworth-Toller, AS Dict. 31; Suppl. 556; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 770; Nielsen, Dansk et. ordb.
304; Ordb. o. d. danske sprog 14, 1333. 1416; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 464; NOB s. vv. (bm.) nuppe, (nn.) nuppe,
nuppa; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1, 704. 711; Svenska
akad. ordb. s. vv. noppa v.², nypa v.¹; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 119 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. D-20. – Lühr
1988: 369 f.

Den germ. Formen liegt eine Wz. vorurgerm.
*kneb(h)- zugrunde. Sie weisen nicht notwen-
dig auf eine Vorform auf *-b-, da das im Germ.
auftretende -p- aus Intensiva mit -pp- abstra-
hiert sein kann.
Möglich, aber nicht zu beweisen ist, dass hier
eine Erweiterung einer Wz. uridg. *ken(H)-
‚schaben, kratzen‘ (so letztlich Pokorny 559 ff.)
oder *kneH- ‚kratzen‘ vorliegt. Lautlich und se-
mantisch entsprechende Formen sind in ande-
ren idg. Sprachen nicht bezeugt. Die in älte-
ren Etymologika angeführten Verknüpfungen
überzeugen nicht.

Walde-Pokorny 1, 397; Pokorny 559. 563; LIV² 366.

HB

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