abrello
Band I, Spalte 26
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abrelloAWB m. n-St., dreimal in den Gl. belegt,
sämtlich 12. Jh., also mhd.: April, aprilis; zwei-
mal ist auch noch ostermanoth als Synonym da-
zugesetzt. Var.: abrelle, aprelle. Dem ent-
spricht im späteren Mhd. aberelle sw. m. (etwa
bei Reinbot von Durne, Rudolf v. Ems u. a.),
das aber unter gelehrt-lat. Einfluß immer mehr
durch abrille und aprille verdrängt wird. Nhd.
gilt nur April, gelegentlich mit schw. Dekl. in
Zss. wie Aprillenwetter oder auch in stehenden
Redensarten; zu den Mdaa. s. u.

Ahd. Wb. I, 19; Starck-Wells 14; Lexer I, 12; Benecke
I, 4 f.; Dt. Wb. I, 538; Paul-Betz, Dt. Wb. 39; Trüb-
ners Dt. Wb. I, 117; Kluge²¹ 28.

Der Name des vierten (altrömisch zweiten)
Monats wie alle andern dem Lat. entlehnt
geht auf aprīlis zurück, zu dessen noch immer
strittiger Etymologie man die Übersichten bei
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 59 und Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 40 einsehen möge.
Die populärste Erklärung spiegelt ein den Alten
(etwa Varro, Macrobius oder Ovid) entnomme-
nes Zitat aus der Meinauer Naturlehre (hrsg.
von W. Wackernagel [Stuttgart, 1851]), 15: do
nante Romulus den andern mânden aprilem.
den namen gab er im von dem worte aperire,
wan in der zît so tuont sich ûf des ertrîches
unde der boume pori.
Doch ist, wie gerade die
sprachlichen Reflexe in den germ. Dialekten
und den dt. Mdaa. nahelegen, von einer mlat.
Form *arel- mit stimmh. labialer Spirans (vgl.
frz. avril) und mit einem zu -e- gesenkten -ī-
auszugehen. Die Doppelung des -l- scheint, wie
auch Schatz, Ahd. Gr. § 257 betont, auf das hd.
Sprachgebiet beschränkt gewesen zu sein; die
Einordnung in die Dekl. der schw. Maskulina
erfolgte wohl im Anschluß an die Monatsna-
men ahd. merzo und mhd. meie.

Thes. ling. lat. II, 318; Mittellat. Wb. I, 823 f. (auch
-el- und -ius); Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 774;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 562 (verzeichnet
eine obwaldische Form avrel mit -e-, die an
schweiz.dt. abrél
erinnere); Wartburg, Frz. et. Wb.
I, 113; (Neubearb.) XXV, 59 f. (afrz. avrill < *-ilu);
Gamillscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.² 67 (< gallorom.
aprīlius; vgl. Zffrz. Spr. 57 [1933], 128). Zum Laut-
wandel ī > e vgl. Pogatscher, Gr., lat. u. rom. Lehnw.
im Ae. § 7695; Grandgent, Vulg. Lat. § 201.

So erscheint das Wort im Schweiz. Id. I, 364 als
aprele, ab(e)rel(e) mit schw. Flexion, das Bad. Wb. von
Ochs, I, 68 f. verzeichnet zwar das Simplex als [abríl],
aber daneben die Zss. Awrellewetter, ähnlich Fischer,
Schwäb. Wb. I, 229 f.: Stichwort [abríl], doch mit
dem Zusatz dafür auf altschwäb. Boden allenthalben
noch [abrél]
, mit Schreibungen wie Ab(e)rell, -e und
den Kasus obliqui auf -en. Ganz besonders auf-
schlußreich sind die Auskünfte bei Kranzmayer, Wb.
d. bair. Mdaa. in Österr. I, 290 ff.: im 11. Jh. entstand
aus einem vermutlich vulg.lat. *avrélju österr. aber-
éll(e), zwei Jhh. später wurde aus gelehrt-lat. aprīlis
die Form Apríl entlehnt; vorher galt seit Karl d. Gr.
ôstarmânôth ... Auf altem aberélle beruhen die heuti-
gen Aussprachen der konservativsten Rückzugsge-
biete wie die der cimbrischen Mdaa. oder der Sieben
Gemeinden [awǝréllo] etc.). Ähnlich Schatz, Wb. d.
tirol. Mdaa. 28, der außerdem für Oswald v. Wolken-
stein noch abrell(e) (in einer späteren Hs. einmal ab-
rill 56, 19) verzeichnet und dann verallgemeinert:
Die Form April dringt vor. Vgl. auch Follmann,
Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 2; Luxemb. Wb. 12 (abrëll);
Müller, Rhein. Wb. I, 224 ff. (Rhfrk., mos.frk. abrel,
sonst aprel; in Zss. durchweg aprelts-, im Rhfrk. dane-
ben -en); Christmann, Pfälz. Wb. I, 317 f. (April, nie
-e- !); Maurer-Mulch, Südhess. Wb. I, 327 f. (-i-).
April (nur mit -i-) verzeichnen ferner Jungandreas,
Ndsächs. Wb. I, 471; Kück, Lüneb. Wb. I, 76; Wos-
sidlo-Teuchert, Meckl. Wb. I, 420; Frischbier, Preuß.
Wb. I, 32. Dagegen Mensing, Schleswig-holst. Wb. I,
157 f.: Aprell, Aprül; desgl. Ziesemer, Preuß. Wb. I,
195 f.: pröl samländ., westpreuß. april, aprel (Thorn),
auprél (Fr. Nehrung).

Zu dieser Verbreitung der Varianten von heute
stimmen weitgehend die aus älterer Zeit über-
lieferten Formen: mndd. april; mndl. april(le),
apriël, aprel, nndl. April. Nur im Altengl. begeg-
net neben regulärem aprīl einmal aprēlis m., mit
langem -ē-, das schon Pogatscher (a.a.O.
§ 129) als umgekehrte Schreibung erklärte
(-ī- tritt sonst gerne in unvolkstümlichen Ei-
gennamen für -ē- auf: Boītius, Sarcīnas für Sa-
raceni
); aber me. gelten unentwegt die Formen
mit -i- und unter anglo-norm. Einfluß mit -v-:
averil, während die ne. Lautgestalt sich dem ge-
lehrt-lat. aprīlis anbequemt hat. Ähnliches gilt
für die skand. Sprachen.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 117; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 121; Verdam, Mndl. handwb.
43; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 20; Vries, Ndls. et. wb.
18; Holthausen, Ae. et. Wb. 6; Bosworth-Toller, AS
Dict. 47; ME Dict. A-B, 342. 551; OED I, 418 f.;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 31; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 28.

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