achizôtAWB [-ts-] n. a-St. (weinleiches ahchizót:
Himmel u. Hölle, Steinmeyer, Spr.denkm. 154,
48, Clm. 4460, ostfrk. [Bamberg?] 12. Jh.[?],
obwohl diphth. -ei- und ausl. -s statt -z für et-
was spätere mhd. Datierung sprechen): ‚Äch-
zen‘ (etwa dem lat. ‚ululatus flentium‘ entspre-
chend in Petrus Damiani, ‚De poenis inferni‘,
Patr. lat. 145, 880). Im Mhd. ist außerdem ein
sw.v. achzen, echzen belegt, nhd. ächzen; aber
für mhd. achizôt ist nhd. der subst. Inf. Ächzen
getreten, auch Geächz(e) n.
Ahd. Wb. I, 68; Graff I, 105 (ah); Schade 7; Lexer I,
18 (achzen). 506 (echzen); Adelung, Gr.-krit. Wb. d.
hd. Mda. I, 138; Dt. Wb. I, 172 (ächzen); IV, abt. 1, 1,
1630 (Geächz); Kluge²¹ 6.
Das Wort, nur einmal belegt (nicht in den ahd.
Glossen), ist eine von einem sw.v. *achizen (vgl.
mhd. achzen, echzen oben) abgeleitete neutr.
Subst.bildung auf ahd. -ôt (s. d.) mit konserva-
tiver mhd. Bewahrung des unbet. -ô- wie in den
vielzitierten Formen der sw.v. auf -ô- (s. Mi-
chels, Mhd. El.buch3—4 § 55); zur Verzögerung
(oder rückständigen Schreibung) des Umlauts
von a vor -hh- im Ostfrk., s. Franck, Afrk. Gr.
§ 11 f.
Zur Stammsilbe ach-, ursprl. eine primäre Inter-
jektion, → ah³. Zur Verbalerweiterung -iz(z)-
(mit Vereinfachung der Affrikata nach nicht-
hochtonigem Vokal; s. Braune, Ahd. Gr.¹³
§ 159 Anm. 4) → -azzen, -izzen. Ähnliche Fälle,
in denen zu Interj. Ableitungen auf mhd.
-(e)zen gebildet wurden, sind mhd. jûch(e)zen
(zu jûch!), *jûwezen (vgl. jûwezung. ‚jubilatio‘
zu jû!) neben jûwen, pfûchzen (zu pfûch!) neben
pfûchen (Wilmanns, Dt. Gr. II § 83 c und 474).
Dementsprechend begegnet auch neben *achi-
zen, achzen, echzen ein sw.v. achen (Lexer I, 18;
Dt. Wb. I, 162). Eine außergerm. Parallele ist
gr. ἄζω ‚seufze, stöhne‘ zur Interj. ἆ; gr. -ζω
(< *-di̯ō) dient zur „Verbalisierung vokalisch
ausl. Interjektionen“ (Schwyzer, Gr. Gram. I,
716).
Da schon im Mittelalter das Verbalsuffix -iz(z)-/
-az(z)- auf obd. Gebiet beschränkt war, so sind
mdartl. Entsprechungen des dem mhd. achizôt zu-
grundeliegenden Zeitwortes nur im Alem., Bair. und
in Teilen des Frk. zu erwarten: achzen, ächzen, Schweiz.
Id. I, 84. 300. 348; a-, ächetzen, auch achen auf bair.
Boden, Schmeller, Bayer. Wb.² I, 22; Kranzmayer,
Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. I, 51; Lexer, Kärnt. Wb.
1; Ächzen und Krächzen, Maurer-Mulch, Südhess.
Wb. I, 133; mit Achen und Krachen, Vilmar, Id. von
Kurhessen 3. Für Landschaften weiter nördlich wer-
den statt ächzen und dgl. Synonyma wie anken (und
janken) gemeldet, so Woeste, Wb. d. westf. Mda. 8;
Jungandreas, Ndsächs. Wb. I, 370; Wossidlo-Teu-
chert, Meckl. Wb. I, 331. — Ein mdartl. Fortleben des
mhd. Abstr. achizôt ist nirgends bezeugt, nur Aus-
drücke für den ‚einmaligen Stoßseufzer‘: bair. A-,
Ächetzer; schwäb. Achzer; schweiz. Āchs, Āss u. a.