aftanAWB adv. ‚von hinten, a tergo‘ (Simplex af-
dan einmal Gl. 2, 672, 58; sonst nur in Ableit.:
→ aftanntîg); mhd. aften; nhd. nur noch in ei-
nigen wenigen Mdaa. belegt.
Ahd. Wb. I, 36; Starck-Wells 15; Schade 5; Lexer I,
24; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 46 (aft, aften); Kranz-
mayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. I, 104 ff. (aft, af-
ten); Lexer, Kärnt. Wb. 3 (aft, aft⋅ n) — alles mit der
Bed. ‚nachher, dann‘ (aft wohl aus aften verkürzt);
Müller, Rhein. Wb. I, 39 (achten); Woeste, Wb. d.
westf. Mda. 1 (ächten); Westf. Wb. I, 15 f. (achten, äch-
ten) — mit der Bed. ‚hinten‘. — Wilmanns, Dt. Gr. II
§ 467, 4.
As. aftan (nur in alles at aftan ‚zu allerletzt‘ Hel.
3430); mndd. achten(e); mndl. achte(n), bachten
‚(von) hinten‘; afries. efta (mit ‚Tonerhöhung‘
von a > e in geschlossener Silbe) präp. ‚hinter‘,
adv. ‚nachher, wiederum‘; ae. æftan ‚(von) hin-
ten‘; ne. aft ‚achtern‘ (verkürzt aus ae. æftan;
vgl. auch abaft aus ae. on beæftan; das Simplex
fehlt im Me., das nur Formen wie baft(e) u. dgl.
zeigt); aisl. aptan ‚(von, nach) hinten‘; got. af-
tana ‚von hinten‘.
Holthausen, As. Wb. 1; Sehrt, Wb. z. Hel.² 3; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 6; Verdam, Mndl.
handwb. 2. 49; Holthausen, Afries. Wb. 18; Richtho-
fen, Afries. Wb. 698; Holthausen, Ae. et. Wb. 9; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 10; ME Dict. A—B, 603; OED
I, 166; Skeat, Et. Dict. of Engl. 9; Oxf. Dict. of Engl.
Et. 18; Vries, Anord. et. Wb.² 11; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 5; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 11. —
Steller, Abr. d. afries. Gr. Einl. F 1; § 7; Lasch, Mndd.
Gr. § 296; Franck, Mndl. Gr. § 110.
Das Wort besteht aus dem germ. Adv. *afta
‚hinten‘ (mit dieser Bed. nur noch im Got., s. u.)
und dem Suffix *-na, wie in ahd. obana ‚(von)
oben‘, ûzan(a) ‚(nach, von) außen, draußen‘, fer-
rana, ferron (Otfrid) ‚(von) ferne‘ usw. (→ -na).
Da die urspr. Bed. von germ. *afta sicher ‚hin-
ten‘ war, ist es eher mit gr. ὄπι(σ)θε(ν) ‚hinten,
hinterher‘, ὀπίσ(σ)ω ‚hinten, rückwärts‘, ὀπί-
στατος ‚hinterster, letzter‘ zu idg. *op(i)- zu
stellen, im Ablaut zu *epi, gr. ἔπι, ἐπὶ (→ âb-
and), als zu idg. *ap(o)- (→ aba, abuh, avur;
zum Zusammenfall von *op- und *ap- im
Germ. → after). Das suffixale Element -t-, das
außerdem in den got. Adv. der Richtung auf -þ
wie ƕaþ (ƕad) ‚wohin‘, dalaþ ‚hinunter‘ er-
scheint, findet man vielleicht auch in gr. -σε (<
-τε), in πόσε ‚wohin‘ (= got. ƕaþ) usw.; ion.
αὖτις ‚zurück, wiederum‘ (vgl. Pokorny 644;
Grienberger, Unters. z. got. Wortkunde 20 f.;
Kieckers, Handb. d. vgl. got. Gr. § 138); die En-
dung -a, die auch in den anderen got. Adv. der
Ruhe inna, uta, faura usw. vorkommt, ist wohl
auf eine idg. Lokativendung *-oi̯ oder *-ai̯ zu-
rückzuführen (vgl. Hirt, Handb. d. Urgerm. II,
§ 89, 9 und Idg. Gr. III, § 33 d; J. Schmidt, Zfvgl.
Spr. 26 [1883], 42 f.; R. Koegel, ZfdA. 28
[1884], 118 f.; Krause, Handb. d. Got.³ § 73 b).
Feists Behauptung, Vgl. Wb. d. got. Spr. 11, daß got.
afta (nur Ph. 3, 14) eine falsche Lesung für aftra sei,
stimmt nicht. Zwar bietet nach W. Streitberg, Got. Bi-
bel I³, 484, W. Braunes 1912 verfaßte Umschrift der
Hs. A aftra (die Hs. ist kaum leserlich), aber in Hs. B
ist afta ganz klar (E. Ebbinghaus, briefl.; vgl. auch
Tollenaere-Jones, Word-Indices to Goth. Bible [1976]
7 b). Da aftra sonst nur ‚wieder, zurück, rückwärts‘
und nie ‚hinten‘ bedeutet, ist afta gewiß richtig an die-
ser Stelle (‚τὰ μὲν ὀπίσω ἐπιλανϑανόμενος‘).
Problematisch sind ae. æft, eft ‚wieder, zurück, nach-
her‘; afries. eft ‚nachher, wiederum‘; as. eft ‚wieder,
zurück, nachher‘ (mndd. echt); das Wort fehlt im
Ahd. Ob diese Wörter, die jedenfalls nicht dieselbe
Endung wie got. afta haben können, e: o Ablaut auf-
weisen, wie got. iftuma: aftuma oder ob die e- Vokale
dem durch eine idg. *-(e)i Lokativendung verursach-
ten i/j-Umlaut zuzuschreiben sind, wie aisl. eptir ne-
ben ahd. after (s. d.), ist unsicher. Noch unsicherer ist
die Stellung der aisl. Präp. at (< *aft), ept, run. aft,
æft, eft, ift ‚nach‘, die entweder anord. Kurzformen
von aptr, eptir sind oder urspr. mit den westgerm.
Adv. verwandt, erst später mit aptr, eptir (nach dem
Muster von of: yfir u. dgl.?) assoziiert wurden; vgl.
Heusler, Aisl. El.buch⁷ § 451 und Anm. 2; Vries,
Anord. et. Wb.² 16. 103; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 20;
S. Bugge, Norges indskrifter med de ældre runer I, 13;
Jacobsen-Moltke, Danmarks runeindskrifter, Text, Sp.
741 f.