afterAWB präp. und adv. ‚nach, hinter, entlang, ge-
mäß; danach, später, (von, nach) hinten; post,
per, secundum; a tergo, retro‘ 〈Var.: aftar, -ir;
mfrk. ahter, ather, vgl. Braune, Ahd. Gr.¹³ § 139
Anm. 7〉. — Mhd. after; nhd. wegen Assoziation
mit After m. ‚anus‘ (→ aftero) ausgestorben, au-
ßer in einigen wenigen Zss. wie Aftermieter, Af-
terrede usw. In den Mdaa. erscheint es in mo-
derner Zeit als ein sog. Randwort nur noch im
Norden (in der nddt. Form achter) und im äu-
ßersten Süden (in Teilen der Schweiz und in
Tirol).
Ahd. Wb. I, 37 ff.; Schützeichel³ 2; Starck-Wells 15;
Graff I, 185 ff.; Schade 5; Lexer I, 24; Benecke I, 11;
Dt. Wb. I, 185; Kluge²¹ 9. — E. Öhmann, „Die Präpo-
sition after im Dt.“, PBB 55 (1931), 230 ff.; G. Krö-
mer, PBB 84 (Halle, 1962), 90 ff. — Schweiz. Id. I,
124 f.; Schmeller, Bayer. Wb.² I, 46; Kranzmayer, Wb.
d. bair. Mdaa. in Österr. I, 106 ff.; Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. 9; Müller, Rhein. Wb. I, 39 ff.; Westf. Wb. I,
16 ff.; Jungandreas, Ndsächs. Wb. I, 30 ff.; Scheel,
Hamb. Wb. I, 23 ff.; Mensing, Schleswig-holst. Wb. I,
23 ff.; Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. I, 48 ff.; Ziese-
mer, Preuß. Wb. I, 14.
Verwandte Wörter sind im Germ. reichlich vor-
handen; dem ahd. Wort in Form und Bed. ent-
sprechen as. aftar, after; mndd. achter(e);
andfrk. after, aftir (Helten, Aostndfrk. Psal-
menfrg. 95 [Index]), mndl. nndl. achter; ae. æf-
ter; mit e statt a afries. efter; mndl. nndl. echter
neben achter (s. u.). Im Nord- und Ostgerm. da-
gegen sind zwei verschiedene Bildungen anzu-
treffen: 1) aisl. eptir ‚nach(her), von neuem,
längs, gemäß‘ (nisl. eptir, eftir; nnorw. efter, et-
ter; nschwed. ndän. efter); got. aftaro ‚(von)
hinten, ὀπίσ(σ)ω, ὄπι(σ)ϑε(ν)‘ (< *af-ter-); 2)
aisl. aptr ‚zurück, wiederum‘ (nisl. aftur; nnorw.
atter; aschwed. apter, after; nschwed. åter;
ndän. atter); got. aftra ‚rückwärts, wiederum,
εἰς τὰ ὀπίσω, πάλιν‘ (< *af-tra-). Man fängt
am besten mit diesen Bildungen an, die wohl
Ablautsformen des idg. Komparativsuffixes
*-tero-: *-tro- enthalten (vgl. Brugmann, Grdr.²
II, 1 § 236. 238).
Im Westgerm., wo das Auftreten eines Sproß-
vokals zwischen t und r die beiden Suffixe fak-
tisch ununterscheidbar gemacht hätte (-ter, -tar
gegenüber -tar < *-t; vgl. Braune, Ahd. Gr.¹³
§ 65), findet man nur eíne Bildung — wohl die
auf idg. *-ter- (Vorherrschen von -ter über -tar
im Ahd., möglicher Umlaut im Mndl. und
Nndl., doch s. u.). Ein großer Teil der Bedeu-
tungen der beiden urspr. Bildungen sind von
dieser übernommen; ein anderer Teil scheint
dem naheverwandten Wort ae. æft, eft, as. eft
‚wieder, zurück‘, afries. eft ‚nachher, wiederum‘
(vgl. got. afta ‚hinten‘) zugefallen zu sein (→
aftan).
Aisl. aptr kann nicht aus *after- entstanden sein, denn
urnord. e wäre vor r geblieben (vgl. Heusler, Aisl. El.-
buch⁷ § 105 und Anm.); schon run. AfatR ‚nach‘
(Istaby, c. 650) mit Sproßvokal < *aftra- zeigt kein e
(vgl. Krause, Die Runeninschr. im ä. Futhark § 98;
ders., Spr. d. urnord. Runeninschr. § 53; nicht richtig
§ 14 Anm. 2).
Feist glaubt in got. aftra das im Got. sonst nicht be-
legte idg. Adv.formans *-tr(d) zu finden, wodurch
er dieses Wort ohne irgendwelche Begründung von
dem ähnlich gebildeten wiþra trennt, in dem er das
Suffix *-tero- (richtiger *-tro-) doch anerkennt (→
widar; vgl. Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 12. 570 f.). Zur
got. Endung -a in aftra, wiþra, afta usw. (wohl ein
urspr. Lokativ auf idg. *-oi̯, *-ai̯) → aftan.
Fick III (Germ.)⁴ 15; Holthausen, As. Wb. 1; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 3 ff.; Berr, Et. Gl. to Hel. 18; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 7; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. I, 7 f.; Verdam, Mndl. handwb. 2 f. 157;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 8. 146; Vries, Ndls. et. wb.
7. 148; Holthausen, Afries. Wb. 18 f.; ders., Ae. et. Wb.
9; Bosworth-Toller, AS Dict. 10 f.; ME Dict. A—B,
134 ff.; OED I, 166 ff.; Vries, Anord. et. Wb.² 11. 103;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 20; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 5. 51; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 36.
181; Torp, Nynorsk et. ordb. 8. 91; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 174. 1427; Krause, Die Runeninschr. im ä.
Futhark § 98; S. Bugge, Norges indskrifter med de ældre
runer I, 12 f.; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 11 f. 579. —
Lasch, Mndd. Gr. § 296 (ft > cht); Franck, Mndl. Gr.
§ 110 (ft > cht). — G. Schmidt, Germ. Adv. § 234 ff.
Große Schwierigkeiten bietet die Wiederher-
stellung der idg. Grundform(en). Der alte Streit
darüber, ob es sich um Bildungen auf Grund ei-
nes idg. *ap(o) (→ aba, abuh, avur) oder
*epi: *op(i)- (→ âband, aftan) handelt, wird
wohl kaum zu schlichten sein. Nicht nur sind
idg. *ap- (**H₂ep-) und *op- (**[H₁]op-) im
Germ. (wie auch in manchen anderen idg. Spra-
chen) phonologisch zusammengefallen, son-
dern es scheinen sich auch die Bedeutungsfel-
der der auf diesen Wurzeln aufgebauten Wör-
ter schon früh teilweise gedeckt zu haben.
Gr. ἄπο, ἀπὸ hatte u. a. die Bed. ‚nach‘, in Komp.
auch ‚zurück‘ (z. B. ἀπο-δίδωμι ‚gebe zurück‘), aind.
ápa ebenfalls ‚zurück‘, im Kompar. aparám auch
‚nachher‘ (vgl. got. afar ‚nach[her]‘) — alles von *apo-;
man vgl. gr. ὀπίσ(σ)ω ‚hernach, zurück‘, ὄπι(σ)ϑε(ν)
‚nachher‘, von *opi-. Oder man vgl. aind. apamá, av.
apama- ‚entferntester, letzter‘ (< *apo-) mit gr. ὀπί-
στατος ‚hinterster, letzter‘ (< *opi-).
Am wahrscheinlichsten sind die verschiedenen
germ. Bildungen wie etwa got. aftaro, aftra, afta,
aftana, aftuma usw. als eine nicht mehr aufzulö-
sende Mischung von idg. *ap(o)- und *op(i)-
enthaltenden Formen zu erklären.
Der umgelautete Stammvokal e in aisl. eptir ne-
ben a in got. aftaro und in den meisten west-
germ. Sprachen hängt mit verschiedenen For-
men des Suffixes zusammen. Urnord. run. after
(Tune, c. 400), später run. aftiR, aiftiR, eftiR
usw. (mit R-Schreibung für etym. -r) mit -er >
-ir anstatt -ar, wie in aisl. annarr (< *anþeraz),
huaþarr (< *hwaþeraz) usw., weisen wohl auf
ein idg. Suffix *-teri mit einer Lokativendung
(vgl. auch aisl. yfir, ahd. ubir[i] neben ubar).
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 181; Torp, Nynorsk et.
ordb. 91; Schmidt, Idg. Neutra 197 Anm. 1; anders
Krause, Die Runeninschr. im ä. Futhark § 72; zur Ent-
wicklung von e vor r vgl. Kluge, Urgerm.³ § 140 Anm.
142; Heusler, Aisl. El.buch⁷ § 113; zum Lokativ, Brug-
mann, Grdr.² II, 2, § 176 ff.; Hirt, Idg. Gr. III § 33 b. —
S. Bugge, a.a.O., führt aisl. eptir auf idg. *epterei̯, mit
der Lokativendung -ei̯ statt -i, zurück (vgl. R. Koegel,
ZfdA. 28 [1884], 118 f., der ahd. ubiri und die ande-
ren ahd. Adverbien auf -i auf diese Weise erklärt),
was ihn aber nötigt, urnord. after davon zu trennen
und mit endungslosen Formen (wohl auch Lok.!) wie
lat. subter zu vergleichen.
Got. aftaro hat die übliche got. Adv.endung -ō
(wohl aus idg. *-d, Ablativ, oder vielleicht *-d
(**-oH₂ed?); vgl. Feist 37 f. [alja-leiko]). Im
Westgerm. scheint im allgemeinen ein germ.
*-tera Suffix geherrscht zu haben, vielleicht aus
idg. *-terom, wie in aind. apataram adv. ‚weiter
weg‘, Kompar.bildung zu ápa ‚fort, weg‘ (vgl.
Schmidt, Idg. Neutra 197 Anm. 1). Afries. efter
zeigt die gewöhnliche afries. ‚Tonerhöhung‘
von a > e in geschlossener Silbe (vgl. Helten,
Aostfries. Gr. § 2; Steller, Abr. d. afries. Gr. Einl.
F 1; § 7). Ob mndl. nndl. echter neben achter
Umlaut haben oder — was wahrscheinlicher ist —
auf Grund von mndl. echt neugebildet sind, läßt
sich kaum mit Sicherheit entscheiden.
Walde-Pokorny I, 49; Pokorny 53 f.; Brugmann,
Grdr.² II, 1 § 236. 238; Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind.
I, 37; Schmidt, Idg. Neutra 197 f. und Anm. 1; ders.,
Zfvgl.Spr. 26 (1883), 35 f.