agAWB m. a-St. (?) (einmal, Gl. 3, 38, 23 unter den
Fischnamen im Heinrici Summarium belegt, und
zwar in 7 Hss., 12.—15. Jh., also mhd.) ‚Barsch,
clama‘ (Perca fluviatilis L.). Auch Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 424 verzeichnet das Wort: ag
‚perca‘ und zwar nach dem Voc. optimus, ed. W.
Wackernagel (Basel, 1847), 46 aus dem 14. Jh.;
außerdem erscheint es wohl als erstes Glied der
Zss. agabûz (s. d.). Nhd. ist die (überkurze)
Wortform nicht mehr im Gebrauch, nur Ablei-
tungen wie Egling, Egle sind sowohl in der
Hochsprache wie in den Mdaa. des obd. Süd-
westens noch lebendig; ein sprachliches Uni-
kum ist die aus der Schweiz gemeldete „Steige-
rung“: (Durchschnittsgröße) Egel, kleiner: Egli,
am kleinsten Egeli.
Ahd. Wb. I, 54; Starck-Wells 16; Graff I, 105; Lexer I,
27 (ag). 513 (egle, eglinc); Diefenbach, Novum Gl.
lat.-germ. 287 (perca); Dt. Wb. III, 35 (Egle). —
Schweiz. Id. I, 144; Ochs, Bad. Wb. I, 628; Fischer,
Schwäb. Wb. II, 544; Jutz, Vorarlb. Wb. I, 667;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 47.
Das einzige zu mhd. ag gehörige Wort scheint
aus dem skand. Norden zu kommen und wird
als Simplex meist mit anord. ǫgr ‚Barsch‘ ange-
setzt, nisl. ögur (gen. ögurs, pl. ögrar); in norw.
Mdaa. heißt es augur(r), aug(e)r, auer, u(v)er,
shetl. gjōger mit der zool. Erklärung Sebastes
norwegicus oder Perca marina L. Das Wort, das
in der awestnord. Überlieferung auf poet.
Sprachgebrauch beschränkt war und auch sonst
gelegentlich mit dem Zeichen für doppeltes -g-
(d. i. -G-, wiederholt irrtümlich für einfaches
-g- gesetzt, s. Wimmer-Jónsson, Handskriftet
Nr. 2365 [Cod. regius af den ældre Edda], Ko-
penhagen, 1891, S. XXV) begegnet, verdankt
seine häufige Schreibung mit au- der volks-
etym. Assoziation mit auga, vgl. dt. mdartl.
Äugling für Ögling, Egling, Jutz, Vorarlb. Wb. I,
168 und Fischer, Schwäb. Wb. I, 444.
Aber während mhd. ag und die noch aus dem
11. Jh. überlieferten Zss. mit aga- (→ agabûz)
sich auf urg. *aa- (mit gr. Wechsel *aha-, →
ah²) < idg. *akó- (**H₂eo-, s. Walde-Po-
korny I, 32) zurückführen lassen, sind die nord-
germ. Parallelen nicht so eindeutig: zwar weist
das anl. ǫ- in anord. ǫgr unverkennbar auf vor-
maliges -u- in der unbetonten Folgesilbe; aber
das inl. -r- könnte entweder der verallgemei-
nerte Stammauslaut eines urspr. -s-St.s sein (<
*aguz) oder aber auf ein idg. -r-Formans zu-
rückgehen (< *agruz, so Walde-Pokorny I,
32 f.), denn die idg. -s-Stämme mit paradigma-
tisch verallgemeinertem -r- im Germ. unter-
scheiden sich letzten Endes in nichts mehr von
Stammformen mit idg. -r- (s. W. v. Unwerth,
PBB 36 [1910], 7). Allerdings schiede im letzte-
ren Falle anord. ǫgr als genaue Parallele von
adt. ag, aga- aus. Dazu kommt nun aber noch
die jetzt übliche skand. Bezeichnung für
‚Barsch‘ wie nschwed. abborre, aschwed. aborre,
älter agh-borre, adän. agborræ, -e, nnorw. aa-
borr(e) mit ihrem ersten Komp.glied ag-, das
auf eine dem Adt. entsprechende urg. Grund-
form *aa- zurückverweist. Oder sollte doch
auch hinter mhd. ag und ahd. aga- eine Urform
*au- zu vermuten sein, mit nachträglichem
Wandel von -u- zu -a- in der Komp.fuge, wie
etwa in ahd. magu- zu magazoho u. a.? Vgl.
Gröger, Ahd. und as. Komp.fuge, bes. § 102—6.
Fritzner, Ordb. over d. g. norske sprog III, 1083; Egils-
son-Jónsson, Lexicon poeticum² 660 (fälschlich unter
ǫggr); Vries, Anord. et. Wb.² 685; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 83; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 357;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 10. 1326; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 9 (augur). 11 (aaborr[e]); Jakobsen,
Shetl. et. ordb. I, 214; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1;
Svenska akad. ordb. A—6; Ordb. o. d. danske sprog I,
89.
Was auch immer die germ. Stammbildungsfor-
men im einzelnen gewesen sein mögen, sie ge-
hen alle letzten Endes auf die idg. Wurzel *a-
(**H₂e-) ‚scharf, spitzig‘ zurück, wie ja der
Barsch noch heute den „Stachelflossern“ zuge-
ordnet wird. So bietet sich an außergerm. Par-
allelen lat. acus (gen. -ūs) ‚Hornhecht‘ sowie
das erste Glied der Zss. aci-pēnser, älter acu-,
‚ein spitzflossiger(?) Fisch‘, daneben aqui-pēnser
mit volksetym. Anlehnung an aqua, genau so
wie neuskand. Komposita vom Typ nnorw.
åbor(e) (aaborr[e]) mit å (aa) ‚Wasser‘ asso-
ziiert worden sind. Aus dem Balt.-Slav. gehören
hierher lit. ež(e)gỹs ‚Kaulbarsch‘ (Acerina cernua
L.), dem der jatwingische Seename Azãgis (s. J.
Otrebski, Sprache [1963], 161) und apreuß. as-
segis ‚Barsch‘ entspricht, sowie gewisse -r-Er-
weiterungen mit gleicher Bedeutung wie lit. eše-
rỹs, lett. asar(i)s ‚Flußbarsch‘, russ. osëtr ‚Stör‘,
u. a.
Walde-Pokorny I, 32 f. 115 (unter *eg̑hi-?); Pokorny
18. 292 (*eg̑hi-?); Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 9.
11; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 14; Fraenkel, Lit. et.
Wb. 125; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. I, 143;
Trautmann, Apreuß. Spr.denkm. 305 (assegis; s. auch
V. N. Toporov, Prusskij jazyk I, 133 f.); Vasmer, Russ.
et. Wb. II, 281. — E. Lidén, Johansson-Festschrift 108 f.;
H. Möller, Zfvgl.Spr. 24 (1879), 466 Anm. 2; E. Lewy,
IF 32 (1913), 160.