agabûz[-s]
Band I, Spalte 73
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agabûzAWB[-s] m. a-St. Barsch, perca, turonilla,
talcedo (?)
(Perca fluviatilis L.), zweimal in Gl.
als agapuz belegt, 11. und 13. Jh., einmal, wohl
verstümmelt, als abuz, 13. Jh., dazu im Ruodlieb
XIII, 47 (hrsg. von Seiler: ast agapuz ut acus ...
acutus
); die von J. Grimm und A. Schmeller,
Lat. Gedichte d. X. u. XI. Jh.s (Göttingen, 1838),
328 vertretene Verknüpfung mit ae. älepûta, -e
eel-pout ist in jeder Hinsicht verfehlt. Eine
Wortform akpouz wird in K. Meichelbecks
Chronicon benedictoburanum (1753) I, 198 den
Alten zugeschrieben, während die zeitgenös-
sische Aussprache Appeissen (pl.) lauten soll,
alles Formen, die für das auch im Ahd. Wb. I,
54 als lang angesetzte -û- sowie für spirant. -z
sprechen dürften; auch Schmeller, Bayer. Wb.²
I, 118 verzeichnet für die bair. Mdaa. noch Ap-
peis [appǝs] (wohl besser Appäuß (pl.?)
Grimm-Schmeller, a.a.O. 238), neuerdings An-
paß; daraus wurde, mit volksetym. Anlehnung,
nhd. Anbeiß für den Barsch (weil er nach je-
dem Köder schnappt
, Brehms Thierleben² VIII,
34 ff.). So gehört hierher wohl auch die von
anderer Hand in den Abschnitt Versus de pisci-
bus des Cod. Mellicensis K 51 (14. Jh., bair.)
eingetragene, aber ausradierte ahd. Gl. 3, 46, 14
arpeiz (?), die in dieser Form sonst nirgends
nachzuweisen ist und von der nur a ganz si-
cher
lesbar sein soll (Fn. 9); auch das darauf-
folgende lat. Lemma cubisare (?) ist nicht weiter
zu belegen. Aber im Hinblick auf die oben zi-
tierten bair. Fischbezeichnungen und das volks-
etym. nhd. Anbeiß fragt sich vielleicht, ob nicht
auch die sehr späte Glosse arpeiz (?) als appeis
oder ähnlich zu lesen ist: vgl. außerdem den im
selben Abschnitt (wenn auch nicht in derselben
Hs.) verzeichneten Fischnamen steinpeiß, stain-
peiz, -peis 3, 46, 36 sowie nhd. Stein- und
Schlammbeißer. (S. Ahd. Wb. I, 661 f.; Starck-
Wells 34.)

Ahd. Wb. I, 54; Starck-Wells 16; Lexer I, 27.

Ahd. agabûz ist eine Zss. aus aga- und -bûz;
zu aga- ag, aga, agana, ah¹ und ah². Das
zweite Wortglied -bûz, das ahd. nur in dieser
Zss. begegnet (s. Ahd. Wb. I, 1578), hat seine
nächsten Verwandten in den obd. Mdaa. von
heute. Im Alem. der Schweiz bedeutet Būz,
Butzli heute nicht nur kleines, unansehnliches
Ding (von Personen, Tieren und Sachen)
, so-
wie Vermummter, Gespenst, sondern auch
eine Art kleiner Fische, speziell den gemeinen
Barsch
; schon hier begegnen, in der West-
bzw. Ostschweiz, Formen mit langem bzw. kur-
zem -u-. Demnach wäre ahd. aga-, das seiner-
seits schon den Barsch bezeichnete, durch ein
gleichbedeutendes zweites Wortglied verstärkt
worden, es sei denn, -bûz hatte in diesem Falle
nur den allgemeinen Sinn eines unansehnlichen
Fisches
. Fürs Mhd. ist butze sw.m. nur mit der
Bedeutung von etwas, das kurz, klein, abge-
stumpft ist
oder abgeschnittenes Stück belegt.

Schweiz. Id. IV, 2000, 2 cβ; auch IV, 1738 (enge Bezie-
hung zu Būs); Lexer I, 402 f.; Benecke I, 286; Ade-
lung, Gr.-krit. Wb. d. hd. Mda. I, 1155 f. (Butte); Dt.
Wb. II, 588 ff. (Butz[e]); Kluge²¹ 114 f. (Butt[e]).

Außerhalb des Obd. entsprechen einem ahd.
-bûz, neben -buz (?), mndd. Formen wie but,
butte, nndd. butte für einen Fisch von gedrun-
gener
Gestalt (wie Sohle, Flunder, Barsch); in
der Form Butte sowohl wie in den Zss. Heilbutt
und Steinbutt wurde das Wort mit unverscho-
benem Dental in die Hochsprache aufgenom-
men (seit 1556 bezeugt). Dazu gehören weiter-
hin mndl. bot(te), but(te), nndl. bot; nostfries.
but(t); me. but(te), auch botte, ne. but(t), älter
butte (vgl. halibut, turbot); die skand. Fischbe-
zeichnungen sind wohl meist aus dem Ndd.
entlehnt, so nschwed. butta, ndän. botte, älter
bøtte und butte, nnorw. butt.

Das Wort gehört zu einem im ganzen germ. Umkreis
verbreiteten Adj. meist im Sinne von stumpf, kurz
und dick, gedrungen
, wie nndd. butt, nndl. bot, fries.
but(t), ndän. but, nschwed. nnorw. but(t), nhd. butzig,
sowie Subst.bildungen mit der Bedeutung von abge-
hauenes Holzstück, Stumpf, Klotz
wie nndd. butt,
nnorw. butt, mhd. butze (s. o.), dazu aisl. bútr mit lan-
gem -ū- (nicht butr, wie Fritzner und Heggstad ange-
ben). Dieselbe Ablautstufe ist auch in mhd. Formen
wie bûz (mit Spirans) (neben biuz) st.m. Schlag,
Stoß
, bûze st.f., bûzen sw.v. belegt (Lexer I, 291. 405;
Benecke I, 190 f.), eine Vokalabstufung, die in
Stammbildungen wie ahd. hlût neben Hludo- oder
mhd. grûz neben ahd. gruzzi begegnet (Kluge, Ur-
germ.³ § 109; Wilmanns, Dt. Gr. I § 171 c), während
der Wechsel von germ. -t- und -tt- wohl auf idg. *-d-
gegenüber *-dn-´ zurückzuführen ist (Fälle wie
anord. vatn erklären sich wohl als Analogie zu For-
men wie *odVn-), also germ. *būt- (< *bhūd-),
aber *butt- (< *bhudn-´) und dementsprechend hd.
bûz gegenüber buz (mit Affrikata); wie zu erwarten,
blieben Kontaminationen nicht aus, so alem. Būz
[-ts].

Fick III (Germ.)⁴ 274; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 380 (but²). 383 (butte³); Verdam, Mndl.
handwb. 112; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 86 f. (doch
ist die Ableit. von but[te] aus *bhudhn[i]o- abzuleh-
nen); Vries, Ndls. et. wb. 80; Doornkaat Koolman,
Wb. d. ostfries. Spr. I, 265 f.; Oxf. Dict. of Engl. Et.
130; ME Dict. AB, 1242; OED I, 1215; Fritzner,
Ordb. over d. g. norske sprog I, 218; Heggstad, Gamal-
norsk ordb. 86; Vries, Anord. et. Wb.² 66; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 596 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 30; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 130; Torp,
Nynorsk et. ordb. 50 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³
115; Svenska akad. ordb. B-4621; Ordb. o. d. danske
sprog II, 1069 f.; III, 306. Vgl. auch H. Schuchardt,
Zfrom.Ph. 15 (1891), 97 ff. und W. Braune, ebd. 19
(1895), 3514.

Kein Zweifel, der germ. Fischbezeichnung
*būta- bzw. *butta- liegt eine adj. Grundform
mit der urspr. Bedeutung abgehauen, abge-
stumpft
zugrunde, die aus der idg. Wz. *bha-:
*bhu- mit einem ursprünglich nur zur Präsens-
bildung dienenden Dentalformans, also
*bha-d-: *bhu-d- schlagen, stoßen herzulei-
ten und außergerm. wie folgt vertreten ist: lat.
fūstis Knüppel, Baumstrunk (< *bhū[d]-stis);
gall. *būstis dss. (eine Bedeutung, die bei
Wartburg, Frz. et. Wb. I, 651, s. auch 656 ff. be-
zweifelt wird), kymr. ffust flail, staff wohl aus
dem Lat.; problematisch (wegen der Reduplika-
tion) ist air. bibdu Schuldiger, Gegner (< ur-
kelt. *be-bud-vūts < *bhe-bhud-vōts, J. Po-
korny, Zfvgl.Spr. 47 [191516], 163). Mit ande-
rer Ablautsstufe gehören hierher aisl. bauta
schlagen, ae. bēatan, ahd. bôzan (s. d.).

Verfehlt sind die etym. Verknüpfungen von F. A.
Wood, Mod. Lang. Notes 19 (1904), 5.

Walde-Pokorny II, 127; Pokorny 112; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 573 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 264; Dict. of Welsh 1327 (ffust); Dict. of Irish B
97 f. (bibdu). S. auch M. Leumann, Hermes 55
(1920), 10711 (fūstis).

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