aladaAWB f. ō-(oder n-)St., ‚Nieswurz, elleborus‘
(aber auch Veratrum album und V. nigrum L.
wurde im Mittelalter mit [H]elleborus bezeich-
net): nur zweimal in Gl. bezeugt 2, 10, 43 (alem.,
10. Jh.) und 2, 10, 29 (alem. oder bair. oder
ndd. nach obd. Vorlage, 13. Jh.).
Ahd. Wb. I, 177 f.; Starck-Wells 19; E. Björkman,
Zfdt. Wortf. 3 (1902), 263 (ohne Etym.). — Vgl. Mar-
zell, Wb. d. dt. Pflanzennamen I, 796 ff.
Das ahd. und mhd. Wort, das beidemal als In-
terpretamentum der lat. Überschrift elleborus
zu Nr. 98 von Aldhelms Ænigmata begegnet
(ed. J. A. Giles [Oxford, 1844], 260 Z. 20), ein-
mal mit dem Zusatz genus herbe. que francice
alada dicitur (Gl. 2, 10, 29), ist etymologisch un-
geklärt.
Da die zwei Belege unabhängig voneinander genau
die gleiche Schreibung aufweisen, so ist auch nicht
mit einem Schreiberirrtum zu rechnen, wie sie sonst
bei Glossen aus dem Pflanzenreich besonders häufig
sind (etwa statt ahd. alant, mndl. alaen für lat. ele-
nium, d. i. ‚enula‘ siue ‚ala‘, Corp. gloss. lat. III, 560, 71;
vgl. auch Isid. Etym. 17, 11, 9: Inula, quam rustici alam
vocant, radice aromatica. → alant).
So bleibt nur der Versuch einer theoretischen Ana-
lyse: wenn das ahd. Wort als *alâda zu lesen sein
sollte, könnte al- zu der idg., auch germ. reichvertre-
tenen Wz. *al- (**H₂el[H]-) ‚wachsen, nähren‘ ge-
hören, got. ae. alan, aisl. ala (Walde-Pokorny I, 86 f.),
aus der im Nordgerm. mit Dentalerweiterung sich
Formen wie aisl. aldin(i) n., nnorw. alda f. ‚Baum-
frucht‘, aschwed. alda ‚fruchttragende Eiche‘ entwik-
kelt haben (Vries, Anord. et. Wb.² 5 f.; C. C. Uhlen-
beck, IF 25 [1909], 144; W. P. Lehmann, Lang. 18
[1942], 126). Die zweite Worthälfte, „fränkisch“ -âda
(ahd. -âta) wäre dann am ehesten mit der schon von
J. Grimm, Dt. Gr.a II, 240 verzeichneten, bes. ober-
und mitteldt. häufigen Endung -âta zu identifizieren,
die auch noch in mhd. Zeit vielfach zur Bildung von
(meist abstrakten, aber auch konkreten) Verbalsub-
stantiven gebraucht wurde: villâd-, villâta ‚Geiße-
lung‘, scizzâta ‚Kot‘, schreiât ‚Schandsäule, Pranger‘,
vezzât ‚Hinterbacken‘ u. a., → -âta und vgl. Kluge,
Nom. Stammbildung³ § 123 Anm. 2; Wilmanns Dt. Gr.
II § 262 Anm. 3; Weinhold, Mhd. Gr.² § 265 (wenn
der Cod. Bremensis, aus dem Gl. 2, 10, 43 genommen
ist, mit Recht als alem. designiert wird — genauere
Untersuchungen fehlen noch —, so müßte allerdings
das dort belegte alada mit seinem -d- auf Rechnung
der spätahd. Konsonantenschwächung gesetzt wer-
den; vgl. auch alem. „Ausnahmen“ wie kemenâden
u. a. bei Weinhold, Alem. Gr. § 180; Braune, Ahd.
Gr.¹³ § 102 a Anm. 2). — Indes ist Sicheres ohne zu-
sätzliche sprachlich verwandte Belege nicht zu gewin-
nen.