alang
Volume I, Column 144
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alangAWBAWB adj. unversehrt, vollständig, vollkom-
men, fest
; adv. ganz und gar Var.: alanc,
alonc, along-, alung-, aleng-; olang bei Notker,
in der alem. Gl. 2, 236, 4 und einmal in der
Bamb. Beichte (Steinmeyer, Spr.denkm. 136, 14)
ist kaum eine alte Ablautform, wie Kluge, Nom.
Stammbildung³ § 208; Schatz, Ahd. Gr. § 2 mei-
nen, sondern eher o für a vor l, wie noles neben
nalles, einfolt neben einfalt; vgl. Braune, Ahd.
Gr.¹³ § 25 Anm. 1. Mhd. alanc, alenc, alinc
adj. und adv.

Ahd. Wb. I, 186 f.; Schützeichel³ 4; Starck-Wells 20;
Graff I, 222; Schade 12 (along); Sehrt-Legner, Not-
ker-Wortschatz 401 f. (olang); Lexer I, 33; Benecke I,
21; Grimm, Dt. Gr.a II, 697.

Das Nebeneinander von -ang und (seltener)
-ung (-ong) im Ahd. kehrt in den anderen
germ. Sprachen wieder und kann auf verschie-
dene Stammbildungen zurückgehen: as. alung
adj. ganz, ewig, mndd. alinc adj. adv., alinge
adv. ganz, vollkommen; afries. along, alang
adj. ganz, ewig. Ae. eallunga, eallinga adv.
gänzlich (me. alling[s], allunge); aisl. llungis
adv. durchaus, vollständig (nnorw. ollunges)
haben -ll- wohl in Anlehnung an ae. eall, aisl.
allr all. Sämtlichen Formen liegt das Wort all
zugrunde, das im Germ. zwei verschiedene
Stammformen aufweist: *alla- < *al-nó- und
*ala- < *al-ó- ( al). Aus der ersten können
die Formen auf *-ung- unmittelbar entstanden
sein mittels des germ. Suffixes *-a-, idg. *-kó-
(*-ó-): *alkó-, wie aind. yuvaçá- jung, subst.
lat. juvencus ( jung). Die Formen auf *-ang-
scheinen sekundäre Bildungen zu sein, indem
das Konglutinat *-n-ga- an die Stammform
*ala- trat.

Holthausen, As. Wb. 2; Sehrt, Wb. z. Hel.² 12; Berr,
Et. Gl. to Hel. 26; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I,
1, 55; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 53 f.; Verdam,
Mndl. handwb. 34; Holthausen, Afries. Wb. 2; Richt-
hofen, Afries. Wb. 600; Holthausen, Ae. et. Wb. 84;
Bosworth-Toller, AS Dict. 230; Suppl. 169; ME. Dict.
AB, 204; Vries, Anord. et. Wb.² 686; Torp, Nynorsk
et. ordb. 474 (s. v. ollo). Kluge, Nom. Stammbildung³
§ 208; Brugmann, Grdr.² II, 1, § 374.

Das Wort lebt heute in der westfäl. Mda. als
āling, ālink ganz, vollständig, heil, unversehrt,
nicht gebrochen
und im Niedersächs. als alinge
ganz, fortwährend weiter; s. Westf. Wb. I, 113;
Woeste, Wb. d. westf. Mda. 5; Jungandreas,
Ndsächs. Wb. I, 282.

Trotz Ahd. Wb. I, 186 gehört rhein. alink, alenk sanft
ansteigend
der Bed. wegen kaum hierher, sondern
eher zu nndl. allengs allmählich, nach und nach,
mndl. allenke(n), allenkine, allencskine, allencsken, al-
lenskene usw. (Müller, Rhein. Wb. I, 95; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 14; Vries, Ndls. et. Wb. 13; Verwijs-
Verdam, Mndl. Wb. I, 350).

Auch alem. schwäb. allenclich(en) gänzlich usw. ist
wohl nur eine Variante von alliglich(en), mit der für
diese Mdaa. charakteristischen Nasalierung ob-
gleich Dubletten wie mhd. allec-, alenc vielleicht bei
der Entstehung solcher nasalierten Formen eine Rolle
gespielt haben; vgl. Lexer I, 38; Weinhold, Mhd. Gr.²
§ 216; ders., Alem. Gr. § 201. 301.

S. auch alluka.

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