alba¹AWB f. ô- und n-St. ‚leinenes Untergewand,
linea, subucula; priesterliches Gewandstück,
Albe, poderis; Talar des Richters; Stirnbinde,
infula‘; die Schreibung mit -p- erscheint häufig
in den älteren, meist bair. Belegen, 10. Jh., doch
ist wiederholt -p- zu -b- korrigiert von zweiter
Hand; einmal, im mfrk. (rheinfrk.?) Cod.
Darmstad. des 13. Jh.s., begegnet, wie zu er-
warten, alua (d. i. alva mit -v- für westgerm.
inl. --). Mhd. heißt es albe st. f., sowie nhd.
Albe für ‚das weiße Chorhemd des Geistlichen‘.
Ahd. Wb. I, 193 f.; Starck-Wells 20; Graff I, 243;
Schade 10; Lexer I, 34; Benecke I, 22; Dt. Wb. I, 201;
Kluge²¹ 12.
Das Wort, das aus der lat. Terminologie der
Kirche stammt, ist ein subst. Adj. alba (sc. vestis
oder tunica), d. i. ‚die Weiße‘ und hat sich auch
in allen roman. Sprachen eingebürgert: italien.,
katal., span., port. alba, aprov. auba, afrz. albe,
frz. aube (außerdem kymr. alb); ja, der kirchli-
che Terminus alba scheint zunächst in den Pro-
vinzen wie Afrika, Spanien, Gallien aufgekom-
men und erst im 11. Jh. auch in Rom und
Umgebung adoptiert worden zu sein (vgl. J.
Braun, Die liturgische Gewandung im Occident
und Orient [1907, Neudruck Darmstadt, 1964],
59).
Mittellat. Wb. I, 433 f.; Du Cange I, 163; Körting,
Lat.-rom. Wb.³ Nr. 422; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³
Nr. 331, 3; Wartburg, Frz. et. Wb. I, 63 a iii; (Neube-
arb.) XXIV, 307. — Dict. of Welsh 74.
Im Germ. ist Aufnahme und Fortleben des
kirchl. Wortes natürlich z. T. durch konfessio-
nelle Entwicklungen bedingt; lautgeschichtlich
sei daran erinnert, daß die Kons.gruppe -lb-
auf gallo-roman. Boden schon früh zu -l-
(-lv-) geworden war und daß die labiale Spi-
rans -- (wie westgerm. --) im Ndd. wie auch
im Mfrk. als -v-, im Obd. als Verschlußlaut -b-
(ahd. vorübergehend auch als -p-) erscheint
(s. o. und vgl. Pogatscher, Gr., lat. u. rom.
Lehnw. im Ae. 171. 195; Grandgent, Vulgar Lat-
in § 318; Braune, Ahd. Gr.¹³ § 134 ff.). Bezeugt
sind mndd. alve ‚(weißes) Chorhemd‘; mndl.
alve, auch albe, nndl. albe; ae. albe, -an, me.
aube, auch haube, owbe, ab(b)e, albe unter of-
fensichtlicher Einwirkung anglonorm. Formen,
ne. alb; in den prot. Ländern des skand. Nor-
dens scheint das Wort nie heimisch geworden
zu sein (einmaliger anord. Beleg bei Heggstad,
Gamalnorsk ordb. 11: alba = messuserkr); seine
Stelle vertritt meist anord. sloppr ‚Art Überge-
wand, bes. weißes Priestergewand‘, oder Zss.
mit sloppr wie lín-, messu-, yfersloppr (vgl.
Kahle, Anord. Spr. im Dienste d. Christ. 342).
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 65; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 65 (alve — alff); Verdam, Mndl.
handwb. 38; Holthausen, Ae. et. Wb. 3; Bosworth-
Toller, AS Dict. Suppl. 33; ME Dict. A—B, 512; OED
I, 206.
In den dt. Mdaa. von heute lebt das Wort vor allem
in Gegenden kathol. Bekenntnisses fort: Schweiz. Id.
I, 185; Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. I, 32; Ochs,
Bad. Wb. I, 28; Fischer, Schwäb. Wb. I, 126; Schmel-
ler, Bayer. Wb.² I, 63; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa.
in Österr. I, 130; Müller, Rhein. Wb. I, 91 (ālǝf, pl.
ālvǝn); Christmann, Pfälz. Wb. I, 158 (in kathol. Or-
ten); Maurer-Mulch, Südhess. Wb. I, 177; Ziesemer,
Preuß. Wb. I, 107 (auch noch in evang. Zeit, 16. Jh.).