altee
Volume I, Column 177
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alteeAWB (?) articulata (?) Gl. 3, 9, 47 (Kasseler
Gl. 9. Jh., bair.). Starck-Wells 22.

Ungedeutet. Die Stelle ist unklar, denn mitten
in einer Liste der lat. und dt. Bezeichnungen
für die fünf Finger erscheint zwischen dem
vierten Finger ([digitus] medicus : laahhi) und
dem fünften (minimus : minnisto) ein unver-
ständliches articulata : altee. Da unter den lat.
Lemmata manche roman. Wörter auftreten, hat
man articulata für eine roman. Form des lat. ar-
ticulus kleines Gelenk gehalten (so J. Grimm,
Gesch. d. dt. Spr. 947; ders. in W. Grimm, Klei-
nere Schriften III, 401 Anm.). Eine solche Form
ist aber weder lat. noch roman. belegt, die Bed.
paßt nicht auf diese Stelle, und ein ahd. Wort
*altê Gelenk aus dem vielumstrittenen mhd.
Wort altvil hermaphroditus (?) (s. Lexer, Mhd.
Handwb., Nachtr. 19, wo Lit.) zu erschließen
wäre sehr gewagt (auch wäre die Endung un-
möglich).

Eine echt roman. Form von articulus ist wohl in dem
in ders. Hs. belegten Wort ordigas (: zaehun) Gl. 3, 9,
35 zu finden (Verschreibung für *ordiglas ?; s. F.
Diez, Altroman. Glossare [1865] 98).

W. Grimm dagegen deutete articulata als eine
Verschreibung für auricularis Ohrfinger, altee
als ahd. alde oder und vermutete eine ent-
stellte ahd. Gl., die urspr. *ôrfingar alde minni-
sto lautete. Daß articulata eine Verschreibung
für die weitverbreitete lat. Bezeichnung für den
fünften Finger, auricularis (oder deren roman.
Entsprechung) ist, was auch Diez, a.a.O. 99 an-
genommen hat, ist sehr wahrscheinlich; aber al-
tee kann nicht für alde stehen, denn diese jün-
gere Variante von eddo (die übrigens nie mit -t-
erscheint) tritt erst im 11. Jh. und fast nur in
alem. Quellen auf ( alde). Im allgemeinen
dürften aber W. Grimm und Diez recht gehabt
haben, indem sie für den urspr. lat. Text die
Lautung auricularis aut (oder eher aliter) mini-
mus vermuteten, die in der Vorlage dieser Hs.
zu articulata aliter(?) minimus entstellt wurde.
Da die Hs. sonst fast nur Listen von einzelnen
lat. Lemmata enthält, dürfte entweder der dt.
Glossator (nach Diez) oder der Kopist lat. ali-
ter oder Ähnliches als eine (ihm unverständli-
che) Glosse zu dem ebenso unverständlichen
articulata gefaßt und demgemäß versucht ha-
ben, etwas daraus zu machen (viell. dachte er
an eine Form von alt?). Letzten Endes ist aber
altee kein erkennbares ahd. Wort.

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