aluntAWB m. a-St. ‚Alant, capito, capedo‘, ein weiß-
farbiger Fisch mit dickem Kopf (wahrscheinlich
Leuciscus idus oder Idus melanotus L.), oder
‚Alet‘ (Squalius cephalus L.). 〈Var.: alont, -ant,
-ent, -nt, -t, 9.—15. Jh.; außerdem allant, -ent,
-nt, alle drei 12. Jh.〉. — Auch mhd. erscheint
noch alant mit voller Endsilbe, daneben alint,
desgl. nhd. Alant, allerdings mit zahlreichen,
mdartlich variierenden Abschleifungen (s. u.).
Ahd. Wb. I, 308; Starck-Wells 22; Graff I, 241; Lexer
I, 33; Benecke I, 21; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 97 (ca-
pito); ders., Novum gl. lat.-germ. 75; Götze, Frühnhd.
Gl.⁶ 7; Dt. Wb. I, 200. 268; Kluge²¹ 12.
Die Verbreitung des Wortes innerhalb des
Germ. ist eigenartig: während es auch im Nie-
derdt., as. alund (Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
111, 15; 11. Jh.), mndd. alant (-d-) m., sowie im
Awestnord.: aisl. ǫlunn m. (Snorra Edda I, 578;
andere Hss. olun; aus urg. *alunþ-, Noreen,
Aisl. Gr.⁴ § 275) belegt ist, fällt es sowohl im
Mittel- und Neundl. wie im Fries. und Engl.
aus.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 53; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 49 f.; Vries, Anord. et. Wb.²
686 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 29. 39; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 357 (mit zweifelhafter Etym.);
Fritzner, Ordb. over d. g. norske sprog III, 1086. — Vgl.
auch O. Nordgaard, Maal og minne 1912, s. 56 f.
Außergerm. Zusammenhänge hat man in zwei
verschiedenen Richtungen gesucht. Das neuir.
Wort für ‚Forelle‘ in der Grafschaft Kerry, ala,
air. aladh, geht wohl auf ein adj. alad ‚bunt,
scheckig, gestreift‘ zurück, aus urir. *alto-
(wobei die Anschlüsse an gall. Alatos, ogam.
Alatto, Allato etc. unentschieden bleiben, s.
auch E. Hamp, BN, N. F. 10 [1975], 173 ff.), wie
ja die Forelle im Idg. wiederholt nach der ge-
sprenkelten Farbe ihrer Schuppen benannt wor-
den ist. Nun geht aber air. alad wohl auf eine
Wz. *pel-: *pol- ‚buntfarbig‘ zurück, die in
aind. palitá-, gr. πελιός, germ. in aisl. fǫlr, ahd.
falo ‚fahl‘ usw. erscheint (Walde-Pokorny II,
53 f.; Pokorny 804 f.); bei dieser Erklärung
wäre ahd. alant (ohne anl. Labial!) nur als
Lehnwort aus dem Kelt. zu verstehen. Und
doch sprechen gegen Entlehnung aus dem Kelt.
nicht nur die geogr. Beschränkung auf den
südl. und nördl. Saum des Germ., sondern auch
die offensichtlich alte Ablautsvariation der En-
dung von *aland-: *alunþ- sowie der gram.
Wechsel des ausl. Dentals, s. Vendryes, Lex. ét.
de l’irl. anc. A—58 f.; Fick III (Germ.)⁴ 559.
So bleibt nur eine zweite, auch nicht unbedenk-
liche Alternative: Erklärung als Erbwort aus ei-
ner idg. Wz. *el-: *ol-, die ‚hellfarbig, weißlich‘
bedeuten soll. Schon PBB 22 (1897), 536 f.
hatte C. C. Uhlenbeck darauf hingewiesen, daß
ahd. elo, elawer ‚fulvus‘ nicht aus lat. (h)elvus
entlehnt zu sein brauche, H. Petersson, PBB 40
(1915/16), 109 ff. war ihm darin gefolgt, und
wenn auch die damaligen Argumente aus dem
Balt.-Slav. seitdem erschüttert worden sind (s.
Fraenkel, Lit. et. Wb. 120 f. elvỹtos), so halten
doch Walde-Pokorny I, 159, Pokorny 31 am
Ansatz von idg. *el-: *ol- fest (s. auch R. Much,
ZfdA. 39 [1895], 25 f.); auch werden Fische ja
mit Vorliebe nach der Farbe benannt, vgl.
Strömberg, Etym. u. Bildung gr. Fischnamen 20 f.
(und Lit.). S. auch elbiz.
Die Endung des Wortes geht auf das idg. For-
mans (*-ent-?): *-ont-: *-t- zurück, das bes.
im Part. Präs. produktiv geworden ist (→
fîant), aber auch in rein nominalen Bildungen
begegnet: agerm. Burgund-, akelt. Brigant-
‚hochgelegen‘, anord. nánd f. (< *nāhwundi)
‚Nähe‘, ahd. nâhunt ‚in der Nähe‘ u. a. Für ahd.
alunt, as. alund wäre urg. *alunđ- (< *-t-),
für ahd. alant, mndd. alant (-d-) urg. *alanđ-
(< *-ont-), für anord. ǫlun(n) urg. *alunþ- (<
*-ń̥t-) vorauszusetzen, Wortvarianten, die
durch Ausgleich von ursprl. kasusbedingten
Ablautstufen und Akzentwechseln entstanden
sind. Vgl. Brugmann, Grdr.² II, 1 § 344. 350;
ders., IF 33 (1913/14), 305 ff.; Grimm, Dt. Gr.a
II, 326 ff.; Wilmanns, Dt. Gr. II § 266, 2; Bah-
der, Verbalabstrakta 192 ff.
Völlig abwegig war H. Hirts Analyse von lat. anguilla
im Sinne einer Zss. aus *angu̯hi- ‚Schlange‘ und
*-elus: -ēlus, wobei der zweite Wortteil nicht nur zur
Erklärung von ahd. âl (s. d.), sondern auch (mit ande-
rer Ablautsstufe) als Basis für alunt/ǫlun(n) herhalten
sollte, s. IF 22 (1907/08), 66 ff.; ablehnend C. C. Uh-
lenbeck, PBB 35 (1909), 162. — Auch der Versuch, an
die Wz. *al- ‚brennen‘ anzuknüpfen (C. Marstrander,
Zfcelt. Ph. 7 [1910], 373; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 39;
Walde-Pokorny I, 88; Pokorny 28) mit dem forcier-
ten Bed.wandel von ‚gebrannt‘ über ‚geflammt‘ zu
‚bunt, gestreift‘ kann schwerlich überzeugen.
Mdartl. ist das Wort noch immer in lebendigem Ge-
brauch, vom schweiz. Süden bis zum ndd. Norden
des dt. Sprachgebiets, wobei die ungewöhnliche En-
dung den verschiedensten Anpassungen unterliegt;
bes. häufig wird schon im Sg. -er angefügt, der Pl. er-
hält dann darüber hinaus noch ein -s: Schweiz. Id. I,
171 (Alet); Fischer, Schwäb. Wb. I, 124 (Alant);
Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. I, 124 (Alt,
Ale m., Ältel n., Ältling m.); Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. 14 (Alander); Jungandreas, Ndsächs. Wb. I, 276
(Alanner); Kück, Lüneb. Wb. I, 42; Mensing, Schles-
wig-holst. Wb. I, 99 (Aland, pl. Alanner, Alänner, Alan-
ners); Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. I, 245 (Aland,
Alänner, pl. Alands, Alänners) u. a.