amar
Band I, Spalte 190
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amarAWB m. a-St., nur in Gl., Emmer, Sommer-
dinkel, ador, far(ra pl.)
(Triticum di-, auch mo-
nococcum L.; Pflanze oder das aus ihr herge-
stellte feine [Opfer-, Stärke-] Mehl). Var.:
amer, -ur. Mhd. amer, amel, auch emer (a.
1482) st. m. Frühnhd. emer m., daneben
amer(kern), amelkorn (Sommer)Dinkel m.
Nhd. Emmer, auch Ammer sowie Amel(korn).
Außerdem ist an einer Gl.stelle ahd. amariAWB (6
Hss.) belegt, wohl ein n. ja-St. (s. Wilmanns,
Dt. Gr. II, § 188, 3), dazu mehrfach der m. n-St.
amaro²AWB, beide vielleicht mit der Bed.verschie-
bung zu Graupen aus (Sommer)Dinkel, alica
(s. Wilmanns II, § 156, 2 b; Kluge, Nom. Stamm-
bildung³ § 64, 1 und 79). Zum Verhältnis von
amaro² zu amaro¹ (Gold)Ammer, s. d. und B.
Liebich, PBB 23 (1898), 223 f.; D. von Kralik,
Gött. Gel. Anz. 176 (1914), 135 f.

Ahd. Wb. I, 310 f.; Starck-Wells 22; Graff I, 253;
Schade 13; E. Björkman, Zfdt. Wortf. 3 (1902), 263 f.;
Lexer I, 50; Benecke I, 29; Götze, Frühnhd. Gl.⁶ 8. 63;
Dt. Wb. I, 278; III, 420; Kluge²¹ 164. Vgl. auch
Marzell, Wb. d. dt. Pflanzennamen IV, 812.

Das ahd. Wort hat erbverwandte Entsprechun-
gen nur im Niederdt.: mndd. āmerkorn (s. u.
Mdaa.) sowie Niederld.: mndl. amer, nndl.
emerkoren (dazu mdartl. amelkoren, -meel),
während me. amel- (auch amil-)corn, ne. amel-
corn aus einem der beiden übernommen ist;
ähnliches gilt von nschwed. ammelmjöl (< dt.
ammelmehl); auch ndän. nschwed. emmer geht
auf nhd. εmmer zurück.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 71; Verdam,
Mndl. handwb. 39; Vries, Ndls. et. wb. 157; OED I,
276; Svenska akad. ordb. A1211; E514 f. (emmer);
Ordb. o. d. danske sprog IV, 330.

Die Etymologie des Wortes ist ungeklärt, es sei
denn, man denkt an irgendwelchen Zusammen-
hang mit lat. amylum, wofür die gleiche Bed.
und wohl auch ein gewisser lautlicher Anklang
zu sprechen scheinen. Klass. lat. amylum, sei-
nerseits entlehnt aus gr. ἄμυλον nicht in der
Mühle Gemahlenes
(sondern durch Zerquet-
schen und Abseihen Gewonnenes
, so schon
Graßmann, Dt. Pflanzennamen 252 f.; vgl. auch
Dioskorides, Materia med. II, 123, übers. von J.
Berendes 205 f.), begegnet häufig in der spätlat.
Form amilum, seit dem 9. Jh. auch schon ami-
dum, gelegentlich amido (-ōnis), daneben amul-,
amolum, im Sinne von feines Weizenmehl,
Kraftmehl, Stärke
und lebt auf roman. Boden
weiter als italien. port. amido, span. almidón,
frz. amidon (belegt seit 1302).

Aus frz. amidon erklären sich dann germ. Lehnwörter
wie mndd. āmedam, -idam, -idom, -idum, amdam, ja
amidunk, amelunk (kontaminiert mit amel-?) u. a. so-
wie die Nachkömmlinge in den ndd. Mdaa. von
heute, vgl. Brem.-ndsächs. Wb. I, 15 (Amdam); Richey,
Id. Hamburg. 5; Scheel, Hamb. Wb. I, 96; Mensing,
Schleswig-holst. Wb. I, 111 f. Dazu kommen mndl.
amidon, -oen; me. amidoun, -dum und das jetzt veral-
tete ne. amydon, -oun; ndän. amdam ist (m)ndd. Ent-
lehnung.

Thes. ling. lat. I, 2030; Frisk, Gr. et. Wb. I, 97; III, 30;
Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 56 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 79;
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 42 f.; Mittellat. Wb. I,
602; Du Cange I, 228; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr.
620; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 437; Wartburg,
Frz. et. Wb. I, 91; Trésor de la langue franç. II, 772;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 71; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 75; Verdam, Mndl. handwb. 39;
ME Dict. AB, 215; OED I, 297 (vgl. auch F. Holt-
hausen, PBB 46 [1921/22], 146); Ordb. o. d. danske
sprog I, 515.

Jedenfalls ist der Versuch von B. op, Sprache 3
(1956), 140, eine mutmaßliche urg. Grundform
*ameza Sommerdinkel mit heth. amea-nt Früh-
ling
zu verbinden, sowohl aus lautlichen wie semanti-
schen Gründen abzulehnen.

Für die weitere Entwicklung von ahd. amar zu
dem später vielfach umgelauteten emer, Emmer
(auch -el), neben amer, Amel, könnte mit Kreu-
zung von amar und amil(um) zu rechnen sein
(Hamp brieflich); denn niemand wird den
Grund des Umlauts in dem nur einmal belegten
ja-St. amari sehen wollen (s. o.).

In den dt. Mdaa. von heute lebt das Wort, oft in Zss.
mit -korn oder -mehl, noch strichweise fort, allerdings
weniger im Südosten und im Mitteldeutschen, vgl.
Schweiz. Id. I, 218 (ammer, ämmer, auch ameli-mēl, äl-
ter emel); Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. I, 37;
Ochs, Bad. Wb. I, 40 (amelmehl). 41 (Ämmer);
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 73; Kranzmayer, Wb. d.
bair. Mdaa. in Österr. I, 176 (keine Belege mehr für
unsere Mdaa.
); Christmann. Pfälz. Wb. II, 888; Cre-
celius, Oberhess. Wb. 27 (Amer, Amel); Scheel, Hamb.
Wb. I, 95 (Amelml); Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb.
I, 279.

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