ana¹AWB, anAWB präp., adv. und präf. ‚an, in, auf, ad‘
(zum Gebrauch vgl. Ahd. Wb. I, 329 f.). Mhd.
ane, an; nhd. an.
Ahd. Wb. I, 329 ff.; Schützeichel³ 6; Starck-Wells 24;
Graff I, 273 ff.; Schade 14; Lexer I, 57 ff.; Nachtr.
21 ff.; Benecke I, 38 ff.; Dt. Wb. I, 284 ff.; Kluge²¹ 20.
— G. Krömer, PBB 39 (1914), 453 ff.
As. an (selten ana), mndd. an, āne; andfrk. an,
ana-, mndl. aen, ane, an, nndl. aan, an; afries.
an, on; ae. me. on, an (me. auch o, a), ne. on;
anord. á (run. ana, an, ą), nisl. á, nnorw. aa, å,
adän. aschwed. ā, nschwed. å; got. ana. Zum
Verhältnis der zweisilbigen Formen wie ahd.
got. ana zu den einsilbigen, → aba. Afries.
an(n)a neben an, on wird oft mit der ahd. zu-
sammengesetzten Präp. anan verglichen (s. d.),
könnte aber auch nur eine Variante von an sein
(s. Holthausen, Afries. Wb. 3; Richthofen, A-
fries. Wb. 602 f.; Helten, Aostfries. Gr. § 50. 55;
ders., Lex. d. Aostfries. 15).
Fick III (Germ.)⁴ 11; Holthausen, As. Wb. 2; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 13 ff.; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
I, 1, 72 ff.; Verdam, Mndl. handwb. 8; Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 3; Vries, Ndls. et. wb. 3; Holthausen, A-
fries. Wb. 79; Richthofen, Afries. Wb. 602 f.; Holthau-
sen, Ae. et. Wb. 4; Bosworth-Toller, AS Dict. 37.
744 ff.; Suppl. 665; Stratmann-Bradley, ME Dict.³ 21;
OED I, 298 f.; VII, 113 ff.; Vries, Anord. et. Wb.² 1;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 26; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 1; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1; Torp,
Nynorsk et. ordb. 10 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³
1415; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 41. — G. Schmidt,
Germ. Adv. § 180 ff.
Außergerm. Verwandte sind in erster Linie: av.
ana, apers. anā ‚über ... hin, entlang, auf‘; gr.
ἄνα, ἀνὰ (mdartl. ἀν, ὀν) ‚auf, in die Höhe, ent-
lang‘; lit. anót(e) ‚gemäß, entsprechend‘ (zum
Auslaut s. Fraenkel, Syntax d. lit. Postpos. u.
Präp. 117 ff.; A. Bezzenberger, BB 27 [1902],
158 ff.). Mit verschiedenem Endvokal aind. ánu
‚nach, entlang, hinter ... her, gemäß, gegen
usw.‘, auch Adv. ‚darauf‘; av. anu, apers. anuv
‚nach, gemäß, auf ... hin usw.‘, auch Präf. (vgl.
gr. mdartl. ἀπὺ neben ἀπὸ und → abuh); gr.
ἄνω ‚aufwärts, empor‘ (zum -ω s. Schwyzer,
Gr. Gram. I, 550). Mit langem Endvokal und
Schwundstufe der ersten Silbe (*-nō) aksl. na
‚auf ... hin, auf, an‘; apreuß. no, na ‚auf, nach,
gemäß usw.‘; lit. nuõ ‚von ... herab, von ...
weg‘, als Verbalpräf. nu-; lett. nùo ‚von‘, auch
Präf. nuo-.
Weitere Zusammenhänge sind unsicher; vgl.
Pokorny 39 f.
Einen Rest des Präf. an- hat man in lat. an-hēlō ‚keu-
che, schnaufe, hauche aus‘ und einem oder zwei ande-
ren Wörtern vermutet (so Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. I, 43; Brugmann, Grdr.² II, 2, § 613; bezweifelt
von Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 30; E. Hamp, AJPh.
101 [1980], 331 f.). Auch sehr unsicher umbr. an-,
osk. a(n)- (s. die oben angef. Werke und Planta, Gr.
d. osk.-umbr. Dial. II, 455 f.; F. Sommer, IF 43
[1925—26], 43 ff.; neuerdings auch J. Untermann,
JIES 1 [1973], 389 ff.).
Nach Brugmann, a.a.O., Walde-Pokorny I, 58 und
Pokorny 39 viell. arm. (h)am- nur in (h)am-baṙnam
‚ich erhebe‘, ham-berem ‚ich ertrage‘ < *an-, mit h
wegen Vermischung mit dem aus dem Pers. entlehn-
ten ham- ‚zusammen‘ (aind. sam-, gr. ὁμο-). Auch
Hübschmann, Arm. Stud. 37 und Arm. Gr. 176 son-
dert diese Zss. von den anderen mit ham- wegen ihrer
Bed. aus, ohne aber das Präf. zu idg. *an- zu stellen.
Im Kelt. werden zwei Partikeln manchmal hierher ge-
stellt; beide sind aber höchst unsicher: 1. an-, Inten-
sivpartikel, wie in ir. ainmne ‚Geduld‘ (Fick II [Kelt.]⁴
13; Brugmann, a.a.O.; Vendryes, Lex. ét. de l’irl anc.
A—70 mit Lit.); s. aber M. Dillon, TPS 1944, 94 ff.
(„... a purely intensive prefix an- ‚great, very‘ ... is a
ghost‘), 2. an- „particule servant à marquer le point
de départ d’un mouvement“ (Vendyres, a.a.O.), wie in
air. an-dess ‚von Süden her‘ (eigentl. ‚von rechts her‘);
die Verknüpfung mit idg. *an-, die nur bei Pokorny
40 zu finden ist, wird von Vendryes, der für diese
Partikel keine sichere Etym. geben kann, nicht einmal
erwähnt. S. auch Pedersen, Vgl. Gr. d. kelt. Spr. II
§ 585 Anm. 3.
Av. nazdyō, aind. nédīyān ‚näher‘ (ved. nédīya-
‚nahe‘), die meist als Zss. aus *na- (idg. *[a]no-, -na-)
und *-zd-, zur Wz. *sed- ‚sitzen‘ gedeutet werden, ge-
hören nach E. Hamp, Bull. of Board of Celt. Stud. 26
(1974—76), 158 ff. eher zu air. nessa ‚näher‘, lat. nōdus
‚Knoten‘. Man hat auch got. nēƕ, ahd. nâh ‚nahe‘ (s.
d.) hierher gestellt, mit der Wz. *oku̯- (**H₃eku̯-) ‚se-
hen; Auge‘ als zweitem Glied, also etwa ‚heran-
schauend, herangewendet‘, aber der Vokalismus
macht Schwierigkeiten; sehr zweifelhaft. Vgl.
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. II, 178 f.; Brugmann,
a.a.O.; Pokorny 40; G. Schmidt, Germ. Adv. § 183 ff.
Abzulehnen J. Wackernagel, Danielsson-Festschrift
383 ff., der aind. anu von dieser Sippe trennt und mit
einer idg. Wz. *enu- in lat. ī-gnōscō ‚verzeihe‘ (:aind.
anu-jñā-), got. inu, ahd. (ablautend) ânu ‚ohne‘ (s. d.)
verknüpft. Dagegen Walde-Hofmann a.a.O. I, 677;
Mayrhofer, a.a.O. I, 34.
Walde-Pokorny I, 58 f.; Pokorny 39 f.; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. I, 34; Bartholomae, Airan. Wb. 112.
127; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 59; Frisk, Gr. et. Wb. I,
100 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 82; Schwyzer, Gr.
Gram. I, 622; II, 437 ff.; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. I, 43 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 30; Traut-
mann, Balt.-Slav. Wb. 200; Vasmer, Russ. et. Wb. II,
190; Fraenkel, Lit. et. Wb. 11. 511; Brugmann, Grdr.²
II, 2, § 613 ff.