anageltônAWB sw. v. II, nur Gl. 2,154,9
(11. Jh., alem.) anageltont : initiate. Wenn
die Glosse das lat. Lemma genau übersetzt,
handelt es sich um einen Imp. der 2. Person
Pl. (zur spätalem. Endung -nt vgl. Braune-
Reiffenstein 2004: §§ 308 Anm. 3. 313), aber
lat. initiate kommt nirgends in der lat. Quelle
(Cassianus) vor; zu dem Text, auf den sich
diese Glosse wahrscheinlich bezieht, vgl.
Ahd. Wb. 4, 213; Raven 1963—67: 2, 7; H.
Wesche, PBB 61 (1937), 48: „cum (dominus)
initiaret ecclesiae sacrosancta mysteria“.
Wenn dagegen lat. initiate für initiant in der
Vorlage verschrieben ist, könnte anageltont
3.Pl.Ind. sein und vielleicht eine andere Stel-
le bei Cassianus „eos quod initiant ... infor-
mare festinant“ glossieren.
Das Wort besteht wohl aus dem Präf. ana-
(→ ana) und dem nicht belegten Verb
*geltôn, einer Denominativbildung zu gelt
‚caerimonia‘ (s. d.; vgl. auch ae. gield
‚cultus‘). Die Bedeutung ist also wohl ‚eine
religiöse Handlung einleiten‘ oder ‚ein-
weihen‘. — Splett, Ahd. Wb. 1, 297; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 31 f.; Schützeichel⁶ 132;
Starck-Wells 197; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 3, 436 (‚einsetzen‘). — Wissmann
1932: 107 f.