anarâtan Nps und Npw: ‚Böses planen
gegen, verraten; cogitare adversum‘, der ioman
anarâtit ‚der Böses gegen jmdn. im Schilde
führt; traditor‘ (mhd. ane râten ‚jmdn./etw. ver-
raten‘ [Mhd. Wb. 1, 263], in anderer Bed. früh-
nhd. anraten ‚jmdm. Rat erteilen, sich etw. über-
legen, als erster seine Meinung abgeben‘, nhd.
anraten ‚empfehlen, jmdm. raten, etw. zu tun‘;
mndl. aenraden ‚raten, empfehlen‘). – birâtan
im Abr (1,144,24 [Pa, Kb, Ra]): ‚anfüllen, mit
Vorrat versehen; farcire‘ (mhd. berâten ‚überle-
gen, anordnen, ausrüsten, unterhalten‘, part.prät.
wol berâten ‚wohl versorgt‘, ein kint berâten
‚mit einer Aussteuer versehen, verheiraten‘,
frühnhd. beraten ‚jmdn. mit dem Nötigsten
versorgen, ausrüsten, zukommen lassen, jmdn.
versorgen, aussteuern, verheiraten, jmdm. ein
Kind schenken, etw. überlegen, sich beraten,
jmdm. einen Rat erteilen‘, in den Phrasemen
sich eines anderen beraten ‚sich eines anderen
besinnen‘, beratenen mutes, mit beratenem
mute ‚wohlüberlegt‘, nhd. beraten ‚jmdm. ei-
nen Rat geben, beratschlagen‘; as. birādan ‚be-
raten‘, nur im Part.Prät. ‚beraten; consultus‘ in
Gl. 4,177,27 [2. Hälfte des 12. Jh.s], mndd.
berâden ‚versehen, versorgen, ausstatten, ver-
heiraten, sich überlegen‘; frühmndl. beraden
‚einen Rat geben, überlegen, etw. bewirken,
verschaffen, besorgen, zufügen, beistehen‘ [a.
1200], mndl. beraden ‚dss.‘; afries. birēda
‚[sich] beraten, [sich] überlegen, sich entschlie-
ßen, [bei der Verheiratung] ausstatten, [einen
Besitz] verwalten‘; ae. berǣdan ‚enteignen,
berauben, aberkennen, jmdn. verraten, etw. mit
jmdm. abstimmen, befragen‘). – firrâtan seit
dem 10. Jh. in Gl. und in MF, Nps, Npg,
BaGB/WeGB, AGB: ‚verraten, ausliefern,
preisgeben; machinari [Fehlglossierung], pro-
dere, tradere‘ (mhd. verrâten ‚durch falschen
Rat irreleiten, verführen, verraten‘, ein gût
verrâten ‚besorgen, nutzbar machen‘, nhd.
verraten ‚etw., was geheim bleiben sollte,
preisgeben, mitteilen, in Kenntnis setzen,
Verrat begehen, deutlich werden, erkennen
lassen‘; mndd. vorrâden ‚Verrat begehen, of-
fenbaren‘; andfrk. farrādan ‚heimtückisch
umbringen, besiegen‘ [a. 1151–1200], früh-
mndl. verraden ‚jmdn. anschwärzen, jmdn. ins
Verderben stürzen, auf verräterische Weise
zunichtemachen, etw. herausfinden, ausplau-
dern‘, mndl. verraden ‚dss.‘; afries. forrāda,
forrēda, urrēda ‚verraten, abraten‘; ae.
forrǣdan ‚missbilligen, verurteilen, sich ver-
schwören‘). – girâtan seit Ende des 8./Anfang
des 9. Jh.s in Gl., bei O, in DH und NBo: ‚Rat
geben, beschließen, sich verschwören, auf etw.
bedacht sein, Fürsorge tragen, empfehlen; con-
iuratio vel conspiratio, consulere, convertere,
decernere, increscere, praebēre, prospicere‘,
in Verbindung mit widar ‚sich gegen jmdn.
wenden; agere disponere‘ (mhd. gerâten ‚raten,
anordnen, gelingen, geraten, gedeihen, glück-
lich, zufällig wohin gelangen, entbehren‘,
frühnhd. geraten ‚jmdm. etw. raten, empfehlen,
etw. anordnen, irgendwohin gelangen, auf etw.
stoßen, glücklich ausgehen, gelingen, gedeihen,
jmdn./etw. vermissen‘, nhd. geraten ‚irgend-
wohin gelangen, gelingen, gut ausfallen, [ei-
nem Verwandten] ähnlich werden‘; as. girādan
‚verschaffen, zunehmen‘ im Hel und Gen,
mndd. gerâden ‚zu etw. kommen, irgendwohin
gelangen, anraten, gedeihen, gelingen, misslin-
gen‘; frühmndl. gheraden ‚vermuten, beraten,
anstiften, überlegen‘ [a. 1240], mndl. geraden
‚dss.‘; ae. gerǣdan ‚einen Rat geben, beraten,
empfehlen‘; got. garedan* ‚Vorsorge treffen;
προνοεῖσϑαι‘). – irrâtan seit Anfang des 9. Jh.s
in Gl., in NBo, Ns und Npg: ‚erraten, vermuten,
erforschen, ergründen, deuten, auslegen; argu-
mentari, comprehendere, conicere, coniectare,
fingere, in rationem facere, prophetizare, ratio-
cinari, solvere‘, sô man ein fona anderên irrâtit
‚indem man eins aus dem anderen schließt; ra-
tiocinatio‘, zi irrâtanne geban ‚zu raten aufge-
ben; investigandum proponere‘, der sich beitôt
irrâtan wannân disiu weralt giskaffan sî ‚der
sich bemüht, den Ursprung der Welt zu erfor-
schen; physicus‘ (mhd. errâten ‚treffen auf, ge-
raten, anraten, im Rat beschließen, erraten‘,
nhd. erraten ‚durch Raten richtig herausfin-
den‘; mndd. errâden ‚erraten‘; ae. ārǣdan
‚Rat annehmen, sich kümmern, festlegen,
bestimmen, vermuten, erraten, vorhersagen,
deuten, aussprechen‘; got. urredan ‚beschlie-
ßen, bestimmen; δογματίζεσϑαι‘). – missirâtan
Gl. 2,163,18 (Hs. Anfang des 9. Jh.s, Zeit des
Gl.eintrags unbekannt, bair.): ‚zu Schaden
kommen‘ (mhd. misserâten ‚einen falschen
Rat erteilen, fehlgehen, schlecht ausfallen‘,
nhd. missraten ‚nicht den Vorstellungen ge-
mäß ausfallen‘; ae. misrǣdan ‚einen schlech-
ten Rat geben, falsch beraten‘). – zirâtan ? im
Abr (1,60,7 [Kb, Ra]), nur part.prät.: ‚Böses
ersinnen ?; bilis‘ (vgl. Splett 1976: 117). – zuo-
râtan ? im Abr (1,60,7 [Pa]), nur part.prät.:
‚Böses ersinnen ?; bilis‘ (mhd. zuo râten ‚ei-
nen Rat erteilen‘, nhd. zuraten ‚raten, auf etw.
einzugehen‘). – Ahd. Wb. 7, 685 ff.; Splett, Ahd.
Wb. 1, 726; eKöbler, Ahd. Wb. s. vv. anarātan,
birātan, firrātan, girātan, irrātan, missirātan,
zirātan, zuorātan; Schützeichel⁷ 253; Starck-
Wells 472 f.; Schützeichel, Glossenwortschatz
7, 327 ff.
MK