anarîsan Gl. 2,284,42 (10./11. Jh., bair.):
‚überfallen, hereinbrechen über; ingruere‘
(frühnhd. anreisen ‚über die Grenze fallen [von
Obst]‘, nhd. mdartl. schweiz. anrīssen ‚anfangen
zu fallen [vom Obst]‘ [Schweiz. Id. 6, 1340];
mndd. anrîsen ‚hinzukommen [zu einem Be-
sitz]‘; mndl. aenrisen ‚hereinbrechen, überfal-
len‘; ae. onrīsan ‚sich einstellen, auftreten‘). –
birîsan Gl. 2,172,56 (Hs. Anfang des 9. Jh.s,
Zeit des Gl.eintrags unbekannt, bair.), nur
im Part.Präs.: ‚gegenwärtig; praesens‘ (mhd.
berîsen ‚befallen, überdecken‘; mndd. berîsen
‚anwachsen, zuwachsen, zukommen, anstehen,
sich belaufen‘). – girîsan auch sw. Formen im
Prät., im Abr (1,140,39. 192,32 [Pa, Kb]) und
weiteren Gl., im I, FP, MF, MH, B, GB, Prs C,
NBo, NMC, Nps und Npw: ‚angebracht sein,
sich gehören, geziemen, nötig sein; competere,
condecēre, congrua parilitate deligi, congru-
ere, decēre, dignum esse, expedire, oportēre,
placēre‘, als Modalverb ‚sollen; oportēre‘,
part.prät. ‚es ist angebracht, nötig; condecet,
convenit, necesse est, oportet, utpote‘, in der
Verbindung opfar diu gote girîsant ‚Opfer, die
Gott wohlgefällig sind; hostiae (sc. pura liba-
mina conscientiae)‘ (mhd. gerîsen st./sw.v. ‚zu-
kommen, ziemen‘; as. girīsan ‚gehören, sich
gehören für‘ im Hel; frühmndl. gherisen ‚auf-
kommen, sich ereignen, vorfallen‘ [a. 1265–
1270], mndl. gerisen ‚sich geziemen, sich ge-
bühren‘; ae. gerīsan ‚sich ziemen, erforderlich
sein, sich gebühren, passen‘). Beim Übergang
zum Modalverb treten im Prät. schwache For-
men nach der 1. Klasse auf. – intrîsan Gl.
2,633,74 (wohl 11. Jh., bair.): ‚jmdm. außer
Kontrolle geraten; excidere‘ (mhd. entrîsen
‚entfallen‘, frühnhd. entreisen ‚dss.‘ [Dt. Wb. 3,
583], nhd. mdartl. schweiz. e[n]trīsen ‚dss.‘,
mir ist etw. e[n]trīsen ‚ich bin etw. losgewor-
den‘ [Schweiz. Id. 6, 1342]; mndd. entrîsen ‚er-
stehen, entstehen, abfallen [von]‘; mndl. ontri-
sen ‚entfallen, entgehen‘). – irrîsan im Abr
(1,64,39. 76,27 [Pa, Kb, Ra]. 90,24 [Pa, Kb])
und in MF: ‚sich erheben, sich aufrichten, stür-
zen, fallen; corruere, culmen, surgere‘ (as.
arīsan ‚aufstehen, auferstehen‘ im Hel; ae. āri-
san ‚sich zeigen, auftreten, sich erheben, auf-
tauchen, weiterkommen, herstammen, entsprin-
gen‘; got. urreisan ‚aufstehen, sich erheben;
ἐγείρεσϑαι‘). – nidarrîsan seit dem 10. Jh. in
Gl.: ‚herabfallen, abfallen; defluere‘ (mhd. ni-
der rîsen ‚niederfallen‘; mndl. nederrisen ‚hin-
abfallen, hinfallen‘ [seit 1301]). – ubarrîsan
Gl. 1,725,22 (11. Jh.). 727,43/44 (1. Viertel
des 12. Jh.s, alem.): ‚überfließen, überquellen;
supereffluere‘. – zirîsan im Abr (1,60,1 [Pa,
Kb, Ra]. 70,15 [Pa]) und in B, GB: ‚zerfallen,
untergehen‘, part.präs. zirîsanti ‚hinfällig;
caducus‘, part.prät. ziriran ‚untergegangen, zu-
grunde gerichtet; ruinatus‘ (vgl. mhd. zerrîsen
‚zerfallen‘). – Ahd. Wb. 7, 1076 ff.; Splett, Ahd.
Wb. 1, 756; eKöbler, Ahd. Wb. s. vv. anarīsan,
birīsan, girīsan, intrīsan, irrīsan, nidarrīsan,
ubarrīsan, zirīsan; Schützeichel⁷ 262; Starck-
Wells 488; Schützeichel, Glossenwortschatz 7,
441 f.
MK