ankala
Band I, Spalte 260
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ankalaAWB, ankla f. ō-St., nur in Gl.: Knöchel,
Enkel, Fußgelenk, talus
Var.: anchla, anchal-,
anchil-, anchela, ancalla u. ä.; hierher gehört
auch ahd. enkilAWB m. a-St. mit derselben Bed.
Var.: enchil, enchel, enkel, en(c)kl, einmal inkel
(Gl. 3, 363, 40; 13. Jh. mfrk. oder rhfrk.) u. ä.,
sowie eine volksetym. an ahd. klâwa, klôa
Klaue (s.d.) angelehnte Kontamination anklâoAWB,
einmal belegt als anchlao Gl. 3, 9, 32 (9. Jh.
bair.) und noch von MSD34 II, 338 als *an-
chalo verstanden, obwohl sie keiner Konjektur
bedarf, denn diese Mischform hat Parallelen in
anderen germ. Dialekten (s. u.). Im Mhd. ent-
spricht, da unbetontes -e nach der Ableitungs-
silbe -el schwindet (s. Paul, Mhd. Gr.²⁰ § 60),
nur enkel und zwar als st. m. Auch nhd. heißt
es Enkel für Knöchel am Fuß, soweit das Wort
in der Hochsprache lebendig geblieben ist
(s. u.).

Ahd. Wb. I, 530; III, 295 (enkil); Starck-Wells 29.
126; Graff I, 344 f.; Schade 20. 135; Lexer I, 560; Be-
necke I, 46; Dt. Wb. III, 485 f.; Kluge²¹ 166. Vgl.
auch E. Knetschke, Genick und Knöchel in dt. Wort-
geographie (Gießen, 1956); Mitzka-Schmitt, Dt.
Wortatlas IV, Karte 15.

Ahd. ank(a)la gehört, mit -l-Erweiterung, zur
selben germ. Basis *ank- (< idg. *ang-,
**Heng-) biegen wie anka¹ (s. d.), das meist
Genick, d. i. Biegungsstelle (zwischen Kopf
und Rumpf), aber einmal auch Glied bedeutet.
Das gleiche gilt für ahd. enkil etc., nur daß die
Ablautsstufe der -l-Erweiterung, durchgehends
germ. -il-, sich auch im Umlaut des Stammvo-
kals zeigt. Diese Varianten, zu denen sich noch
im Nordgerm. die Ablautsstufe *-ul- gesellt,
dazu die volksetym. an das entsprechende Wort
für Klaue angelehnten Kontaminationen (s.
o.), wiederholen sich in den übrigen germ. Dia-
lekten: so im mndd. enkel n. (< *ankilan) ne-
ben anclef, antcleve n.; mndl. enkel, ankel neben
anclau, nndl. enkel neben dial. enklew, anklaw;
afries. ånkel und mit Umlaut inzil (-ki- > a-
fries. -zi-, s. Helten, Aostfries. Gr. § 134) neben
ånklē(w); ähnlich heißt es ae. an-, onclēow n.,
me. anclē, spätme. (wohl aus dem Skand.) ankel,
ne. ankle; die anord. Formen zeigen u-Umlaut
der Stammsilbe: k(k)la n. oder kli m. (<
*ankulan), dazu nisl. ökli, nnorw. okla n., okkel
m., aschwed. ankol, nschwed. ndän. ankel.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 93. 546; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. I, 667; Verdam, Mndl.
handwb. 41; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 156; Vries,
Ndls. et. wb. 158 f.; Holthausen, Afries. Wb. 4. 51 (in-
zil); Richthofen, Afries. Wb. 965; Holthausen, Ae. et.
Wb. 5; Bosworth-Toller, AS Dict. 38; Suppl. 37; ME
Dict. AB, 264 f.; OED I, 337; Vries, Anord. et. Wb.²
686; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 27; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 357; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 30; Torp, Nynorsk et. ordb. 473; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 23.

Auch außergerm. fehlt es nicht an Parallelen
für die mit -l- erweiterte Basis idg. *ang- bie-
gen
. Hierher gehören aind. agúli- Finger,
Zehe
(davon agulīyam Fingerring), lat. angu-
lus Winkel, Ecke, daneben mit o-Ablaut ungu-
lus Fingerring, das von Festus-Paulus 514 f. als
oskisch bezeichnet wird; ferner aksl. g(ъ)lъ
Winkel, bulg. ъ́gъl, serbo-kroat. ȕgao, russ.
ugol.

Walde-Pokorny I, 61 f.; Pokorny 46 f.; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. I, 22; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I,
48 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 33; Vasmer, Russ.
et. Wb. III, 171.

In der nhd. Hochsprache ist das Wort Enkel im Sinne
von (Fuß)Knöchel, dessen Vorgänger und Ver-
wandte einst das ganze dt. und germ. Sprachgebiet
beherrschten, wohl der Homonymie mit Enkel = ne-
pos
weitgehend zum Opfer gefallen, so daß es heute
nur im bair. Südosten, am Mittelrhein und einem
ndd. Nordsaum entlang geschlossen weiterlebt, an-
derwärts noch in vereinzelten Relikten, vgl. Schmel-
ler, Bayer. Wb.² I, 111; Lexer, Kärnt. Wb. 84; Schatz,
Wb. d. tirol. Mdaa. 147; Unger-Khull, Steir. Wort-
schatz 202; Christmann, Pfälz. Wb. II, 902; Maurer-
Mulch, Südhess. Wb. II, 208 (veraltet); Müller,
Rhein. Wb. II, 135 (allgemein); Woeste, Wb. d. westf.
Mda. 67; Dähnert, Platt-Dt. Wb. 107; Kück, Lüneb.
Wb. II, 22; Mensing, Schleswig-holst. Wb. I, 1049;
Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. II, 736; Ziesemer,
Preuß. Wb. I, 289. Zur Homonymie vgl. E. Öhmann,
Neuphil. Mitt. 68 (1965), 512 ff.

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