ars
Band I, Spalte 345
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arsAWB m. a-St. Hintere, Arsch, culus, podex,
anus
, einmal vom Rehbock (Sprichwörter,
MSD⁴ XXVII, 1 Nr. 12; Steinmeyer, Spr.denkm.
403 f.) und einmal in der Wendung hvndes ars
in den Adt. Gesprächen 42 (Gl. 5, 518, 12); sonst
nur noch in den Gl. (einmal hers 3, 392, 46,
rhfrk.?). Mhd. ars st. m., pl. ers(e). Nhd.
Arsch (mit langem - und -rs > -r, Wilmanns,
Dt. Gr. I § 104, 1), pl. Ärsche.

Ahd. Wb. I, 662; Schützeichel³ 11; Starck-Wells 34 f.;
Graff I, 476; Schade 30; Lexer I, 97; Benecke I, 62;
Dt. Wb. I, 564 f.; Kluge²¹ 31.

Verwandte des ahd. Wortes sind, soweit die
Überlieferung Anlaß gab, in sämtlichen germ.
Sprachen belegt: as. ars(belli) n. ja-St. Hinter-
backen, natis
(Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 114,
31/32); auch als Teil eines as. ON.s bezeugt in
der Zss. Hundasarsa seit 890 (Förstemann, Adt.
Namenbuch23 II, 1, 1503; Bach, Dt. Namen-
kunde II, 266); dazu van hundesarse (Frecken-
horster Heberolle, Wadstein, 40, 20); mndd. ars,
ērs m.; mndl. ers, eers, aers (die Formen mit -e-
sollen aus anderer Ablautsstufe stammen, Meer,
Hist. Gr. d. ndl. Spr. § 9, 2); nndl. aars, naars (<
den a...); afries. ers; ae. ears, ars, ærs, me. ars,
auch arce, ērs, eres, hars, hers, ne. arse (vulg. ass);
aisl. ars (arz) neben rass (raz) m. (mit euphemi-
stischer Metathese, vgl. ragr neben argr [
arg], vgl. Noreen, Aisl. Gr.⁴ § 315 Anm. 3; E.
Noreen, Studier i fornvästnord. diktning [Upp-
sala, 1922], II, 60 ff.; A. M. Sturtevant, Scand.
Stud. 21 [1949], 44 f. [zu -ss-]), nisl. rass, nnorw.
ars, rass, ndän. ars, arts m. f., nschwed. ars, dial.
rass-.

Holthausen, As. Wb. 4; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 124; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
129 f.; Verdam, Mndl. handwb. 168; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 6; Vries, Ndls. et. wb. 6; Holthausen, Afries.
Wb. 21; Richthofen, Afries. Wb. 714; Holthausen, Ae.
et. Wb. 86; Bosworth-Toller, AS Dict. 235; Suppl.
173; ME Dict. AB, 339 f.; OED I, 465; Vries, Anord.
et. Wb.² 14. 434; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 63; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 6; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 33; Torp, Nynorsk et. ordb. 515; Hell-
quist, Svensk et. ordb.³ 33.

Außergerm. Verwandte des ahd. Wortes sind
nur im Griech., Arm., Kelt. und Heth. zu bele-
gen. Ganz eindeutig ist noch immer gr. ὄρρος
Hinterer < *orso-s: nach J. Wackernagels Re-
gel (Zfvgl. Spr. 29 [1888], 127) schwindet s im
Griech. nach -r- mit Ersatzdehnung nur, wenn
der Wortakzent folgte, wie etwa in οὐρ
Schwanz < *ὀρσ() (trotz Brugmanns an-
dersartiger Erklärung, Grdr.² I, 744 Anm. und
den meist sehr wenig überzeugenden Argumen-
ten von K. Forbes, Glotta 36 [1957], 264 ff.; er-
neut Wackernagel bestätigend D. G. Miller,
Glotta 54 [1976], 161 ff.); soweit -rs- erhalten
bleibt, wie etwa in homer. ὀρσο-θύρη Hinter-
türe
, wurde dies im Att., Nordwestgriech. und
Westjonischen zu -rr- assimiliert (vgl. Schwy-
zer, Gr. Gram. I, 284. 512; Hirt, Handb. d. gr.
Laut- u. Formenlehre² 228). Im Arm. heißt es o,
oicՙ, meist pl. o (i-St.) für Hinterbacken,
während sich im Kelt. air. err < *ersā, nir. earr,
also mit anderer Ablautsstufe und in der Bed.
Schwanz, Spitze, belegen läßt. Heth. arra Af-
ter, Gesäß
, zuerst von J. Friedrich, IF 41 (1923),
376 mit dt. Arsch als einer schönen Etymolo-
gie
identifiziert, macht gleichwohl Schwierig-
keiten, da im Heth. mit wenigen Ausnahmen
-rs- nicht zu -rr- assimiliert erscheint, also -rr-
als rein graphische Doppelung und das ausl. -
in arra als stammhaft zu betrachten wäre im
Sinne eines idg. Wurzelnomens (*ers-:) *ors-
(vgl. Pokorny 340). Dem widersprechen aber
dat. arri, akk. arran, Formen, in denen bei einem
möglichen Übertritt des Wortes zu den o-Stäm-
men (s. A. Goetze, Pedersen-Festschrift 494 f.
und ihm folgend G. Neumann, Zfvgl. Spr. 77
[1961], 79 ff.) erst recht ein inl. Sibilant zu er-
warten wäre; daran scheitert auch E. Benveni-
stes phonemische Analyse von heth. arra als
/ar/ (mit Sproßvokal -a-), BSLP 33 (1932),
139.

Walde-Pokorny I, 138; Pokorny 340; Persson, Beitr.
z. idg. Wortf. II, 769 Fn. 1; Frisk, Gr. et. Wb. II, 427;
Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 717; Chantraine, Dict. ét. gr.
817; Hübschmann, Arm. Gr. I, 482; Bugge, Beitr. z.
Erl. d. arm. Spr. 23; Fick II (Kelt.)⁴ 41; Pedersen, Vgl.
Gr. d. kelt. Spr. I, 83; II, 101; Tischler, Heth. et. Gl. 51
(arra-); Friedrich-Kammenhuber, Heth. Wb. 234;
Puhvel, Hitt. Et. Dict. III, 122.

Wenig überzeugend war der Versuch von Prellwitz,
Et. Wb. d. gr. Spr.² (s. v. οὐρ), das an verderbter
Stelle bei Varro, De re rustica I, 48, 3 überlieferte ...
urru, cum ... mit gr. ὄρρος zu verbinden (s. Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. II, 842). Dagegen liegt es
nahe, in dem Ansatz von idg. *órs-o-s (auch *órs-i-s)
eine Erweiterung mit Themavokal zu einem ursprl. s-
St. zu sehen, idg. *ores-, *oros-, *ors-, und so von dem
Begriff des anatomisch hervorstehenden Teils An-
schluß zu suchen an das von der Wz. *er-: *or- abge-
leitete gr. ὄρος Erhebung, Berg etc. (Frisk, Gr. et.
Wb. II, 427).

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