asniAWB m. ja-St., nur an einer Stelle bei Tatian
133, 11 (dreimal im Nom.Sg.), ‚Tagelöhner,
Knecht, einer, der um Lohn arbeitet, mercenna-
rius‘. Daneben, mit gleicher Bedeutung, aber
mit dem erst später um sich greifenden, No-
mina agentis bildenden Suffix -ri (s. d.), eben-
falls bei Tatian und zwar im nom. pl. asnereAWB
(97, 3: -e in -a korrigiert, s. Braune, Ahd. Gr.¹³
§ 98 Anm. 4) und dat. pl. asnerin (ebd.: -e- ra-
diert, aus -a-?). — Die beiden Wortbildungen
sind mhd. und nhd. nicht mehr zu belegen.
Ahd. Wb. I, 677 f.; Schützeichel³ 11; Graff I, 478;
Schade 32. — S. auch E. Gutmacher, PBB 39 (1914),
68 f.; Tatian, hrsg. von E. Sievers² § 67; C. C. Uhlen-
beck, PBB 27 (1902), 116.
Ahd. asni, das der Tatianübersetzer wie so vie-
les mit dem ags. Wortschatz teilt, hat sein for-
males Gegenstück in ae. esne ‚servant, retainer,
servus‘ sowie in got. asneis (< *asnij-az) = μι-
σθωτός ‚Taglöhner‘ und ist nahe verwandt mit
afries. esna f. ‚Lohn‘, as. asna f. ‚Zins, Abgabe,
Lohn‘ (Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 43, 16),
mndd. asne ‚Lohn, Einkünfte‘, während für
ahd. asneri (zu -eri s. Franck, Afrk. Gr. § 53)
nichts Entsprechendes aus den übrigen germ.
Dialekten angeführt werden kann.
Holthausen, Ae. et. Wb. 94 (esne); Bosworth-Toller,
AS Dict. 258; Suppl. 194; Holthausen, Afries. Wb. 21;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 127.
Der Stamm *asn- geht auf eine idg. Basis *osn-:
*esn- zurück, die zweisilbig in got. asans f.
‚Ernte(zeit)‘, ahd. aran ‚Ernte‘ wiederkehrt und
außergerm. vor allem im Balt.-Slav. vertreten ist
(→ aran). Gemäß Verners Gesetz bedingen die
germ. Formen mit -s- ursprl. Stammsilbenbeto-
nung.
Wenn Sievers sich durch das unregelmäßige Fehlen
des Umlauts in asni dazu verführen ließ, das Wort als
*âsni zu verstehen (Franck, a.a.O. S. 21 oben, ging so-
gar noch einen Schritt weiter und analysierte fälschli-
cherweise got. asneis als *āsneis aus *anhsni-!), so
dürfte es sich doch vielmehr nur um eine analogisch
bedingte Hemmung des a-Umlauts handeln.