*aurînaAWB f. ō-(oder n-?)St. ‚Tausendgülden-
kraut, Aurin(e), centauria, -ea‘ (Erythraea cen-
taurium L.), nur als Nom. Sg. in Gl. vom 12. Jh.
an belegt: 5 mal aurine, einmal aurin. Das Wort
ist nhd. nur noch fachsprachlich gebraucht (Au-
rin, auch Aurian m., Aurenkraut), oder aber
mdartl., bes. ndd., s. Jungandreas, Ndsächs. Wb.
I, 531 (Aurien); Schambach, Wb. d. ndd. Mda.
14 (Aurīnsblaume); Scheel, Hamb. Wb. I, 176
(„veraltet“); Wossidlo-Teuchert, Meckl. Wb. I,
489 (z. T. mit volksetym. Umgestaltung Aurīn-
[i]ken, Augerīnken, Aegrinken, Grinkens etc.);
Ziesemer, Preuß. Wb. I, 283 (Aurīn, -bier).
Ahd. Wb. I, 696; Starck-Wells 37; Lexer Nachtr. 36
(auch aurinje f.); Diefenbach, Gl. lat.-germ. 112 (cen-
taurea); Dt. Wb. I, 817. — Vgl. auch Marzell, Wb. d.
dt. Pflanzennamen II, 321 ff.
Das Wort aurîn(e), das auch im Nfries. bezeugt
ist sowie mndd. und von da ins Skand. weiter-
wanderte, dän. aurin, -un, -um (daneben sancte-
aurio!), schwed. ārun (so seit Linné 1751), ist
offenbar künstlich neugeformt aus einem miß-
verstandenen lat. cent-aurium (Plinius, Nat. hist.
XXV, 32 f. 66), das seinerseits auf gr. κεν-
ταύρ(ε)ιον (Dioskorides, Materia med. III, 7,
übers. von J. Berendes 266 f.) zurückgeht und
nach dem kräuterkundigen Kentauren Cheiron
benannt sein soll; doch ist die wahre Etym.
dunkel: über allerlei zweifelhafte Vorschläge
berichtet Frisk, Gr. et. Wb. I, 819 f.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 129; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 135; Doornkaat Koolman, Wb.
d. ostfries. Spr. I, 71; Lange, Ordbog o. Danmarks plan-
tenavne I, 310 f.; Svenska akad. ordb. A—2438 f.
Das lat. Wort wurde als eine Zss. von cent-
‚hundert‘ und -aurium, -eum (aureus dēnārius
‚Gulden‘) aufgefaßt, daher die gelegentliche
Bez. ‚hundertgulden‘ (etwa bei Fischart), und,
mit auch sonst zu beobachtender Steigerung,
‚Tausendgüldenkraut‘. Oder aber es wurde zu
aurum das übliche Stoffadj. mit -īn- und davon
eine Pflanzenbez. auf -īna gebildet, mlat. *au-
rīna, das als Appellativum und in dieser Bed.
nirgends belegt (s. Thes. ling. lat. I, 1501; Mit-
tellat. Wb. I, 1256), aber gleichwohl für afrz.
mfrz. orin, nprov. aurin, italien. aurino (poet.,
gelehrt) ‚von Gold‘ (Wartburg, Frz. et. Wb. I,
182) sowie für nfrz. dorine ‚Milzkraut‘ (Meyer-
Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 800; Gamillscheg, Et.
Wb. d. frz. Spr.² 328) vorauszusetzen ist; vgl.
auch ähnlich geformte Bildungen wie lat. por-
rīna (zu porrum) ‚Lauchgemüse‘, rāpīna (zu rā-
pum, -a) ‚Rüben(feld)‘, s. Leumann, Lat. Laut-
u. Formenlehre § 296 II; W. Meid, IF 62 (1955),
bes. 280 ff., und → adamantîn.