avalônAWB sw.v. II ‚sich um etwas mühen, sata-
gere; (auf dem Acker) arbeiten‘ (subst. part. prs.
avalônti ‚cultor, sultor, Landmann‘); auch giava-
lônAWB, ‚sich bemühen; wieder, von neuem an-
bauen, bearbeiten‘ 〈Var.: -afalôn, afolôn〉.
Als abalôn falsch angesetzt bei W. Prellwitz, BB 24
(1899), 215; Brugmann, Grdr.² II, 1, § 263; Boisacq,
Dict. ét. gr.⁴ 70. 697.
Vgl. mhd., nhd. mdartl. (bes. bayer.-österr.)
afel, ‚arbeitende, eiternde Materie in Geschwü-
ren usw.‘. Das bei Lexer, Mhd. Handwb.,
Nachtr. 36 einmal belegte Verb avelen und
nhd. mdartl. (bes. bayer.-österr.) afeln, äfeln ‚ei-
tern‘ sind wohl von afel neu abgeleitet.
Ahd. Wb. I, 697; Schützeichel³ 2; Starck-Wells 37 (wo
āvalōnti wohl nur Druckfehler ist); Graff I, 172 f.;
Schade 4; Lexer I, 22; Nachtr. 36; Dt. Wb. I, 181;
Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. I, 92 ff.;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 40. Zum Sproßvokal vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹³ § 65. 67; zur Bed. G. Schneide-
wind, PBB 81 (Halle, 1959), 181 ff.
Verwandte Verben sind nur im Skand. belegt:
aisl. afla (-ōn-Vb.) ‚arbeiten, schaffen, werben‘,
efla (-jan-Vb.) ‚stärken, ausführen, gewinnen,
können‘; nisl. afla, efla; nnorw. avle ‚erzeugen,
hervorbringen usw.‘, evle ‚vermögen, sich
(be)mühen‘; ndän. avle ‚erzeugen, hervorbrin-
gen‘, nschwed. afla ‚dss.‘, aschwed. æfla ‚stärken,
vorwärtsbringen‘, nschwed. ävlas (deponens zu
mdartl. avla) ‚streben‘.
Die zugrundeliegende urg. Form *afl- ‚Kraft,
Stärke‘ ist weiter verbreitet: ae. afol, abal n., me.
avel, afell n. (nach E. Björkman, Scand. Loan-
words in ME 201, Lehnw. aus dem Skand.; un-
sicher); aisl. afl n., efli n. ‚Kraft, Stärke‘, afli m.
‚Macht, Erwerb, Verdienst‘; aschwed. afl,
nschwed. avel, nnorw. (mdartl.) avl ‚Kraft‘,
ndän. avl ‚Ertrag‘. Dazu die germ. GN (Matro-
nis) Aflims, Afliabus ‚den (Zauber) wirkenden
Göttinnen‘; auch afries. evel ‚Herd‘, aisl. afl m.
‚Esse, Feuerherd zum Schmieden‘ (eigentl.: ‚Ar-
beitsplatz, Werkstätte‘). Vielleicht hierher das
unerklärte schwäb. Mundartwort afel-stang
‚Stange über dem Ofen zum Trocknen der
Späne, der Wäsche usw.‘ (Fischer, Schwäb. Wb.
I, 106). Das Wort ist im As. und Got. nicht be-
legt.
Das von Holthausen As. Wb. 4 und Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 1 zitierte as. aal (aval) stammt wohl aus
dem Glossar zu Behaghels Ausg. des as. Hel. und der
Gen., das auch Formen aus dem darin enthaltenen
Teil des ae. Genesis bietet; aal ist aber dort durch
ein Sternchen deutlich als ae. bezeichnet (s. Behaghel,
Hel. und Gen. 249 und 222 [ae. Gen. v. 500]). Ob das
im Ae. seltene Wort hier aus der verlorenen as.
Quelle stammt, bleibe dahingestellt.
Fick III (Germ.)⁴ 16; Holthausen, As. Wb. 4; Holt-
hausen, Afries. Wb. 22; N. O. Heinertz, IF 35 (1915),
307 ff.; Holthausen, Ae. et. Wb. 2; Bosworth-Toller,
AS Dict. 2. 27; ME Dict. A—B, 543; Vries, Anord. et.
Wb.² 2. 94; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 85 f.; Holthau-
sen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 1; Falk-Torp, Norw.-dän.
et. Wb. 37 f.; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 42. 1451;
Ordb. over d. danske sprog XXVII, 1421 f.; Haugen,
Norw.-Engl. Dict. 64. 118; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 1.
Wegen des a-Vokalismus der fast sicher ver-
wandten gr. Wörter ἀναπελάσᾱς ⋅ ἀναρρωσ-
θείς; ἀνηπελίη ⋅ ἀσθένεια (Hesych); ὀλιγηπε-
λέων ‚ohnmächtig‘; ion. εὐηπελής ‚kräftig‘;
νηπελέω ‚bin ohnmächtig‘, hat Pokorny (52)
eine idg. Basis *apelo- angesetzt, wozu auch die
illyr. PN Aplus, Aplo, Aplis usw. und der gall.
VN Dī-ablintes ‚die Kraftlosen‘ (< *-aplentes).
Ob der gr. GN Ἀπόλλων, Ἀπέλλων, Ἀπείλων
(kypr.), Ἄπλουν (thess.) hierher gehört oder
kleinasiatischer Herkunft ist, bleibt umstritten;
vgl. Frisk, Gr. et. Wb. I, 124 f. III, 35; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 98; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴
70 f.; W. Prellwitz, BB 24 (1899), 214 f.; P. Kret-
schmer, Glotta 18 (1930), 205; 27 (1938), 32; 31
(1948), 102; F. Sommer, IF 55 (1937), 176 ff.;
M. P. Nilsson, Gesch. d. gr. Religion² [1955—61]
I, 555 ff.
Dagegen steht eine kaum zu leugnende Verbin-
dung mit der idg. Wz. *p- in aind. ápas- n.
‚Werk‘; ápnas- n. ‚Besitz, Habe, Werk‘; lat. opus
n. ‚Werk‘, operārī ‚arbeiten, opfern‘, ops f. ‚Ver-
mögen, Macht, Hilfe‘; viell. heth. ḫap- ‚reich-
lich vorhanden sein‘, ḫappin(a)- ‚reich‘; ae.
æfnan, efnan, aisl. efna ‚wirken, tun‘; mit langem
Vokal aind. pas- n. ‚Werk, religiöse Hand-
lung‘; ahd. uoba f. ‚Feier‘, uobo m. ‚Landbe-
bauer‘, uoben ‚tun, ausüben, verehren‘; as. ōian
‚feierlich begehen‘ usw. (→ uoba).
Alle Wörter lassen sich viell. dadurch vereini-
gen, daß man Mischung einer leichten Basis
*(ep-): *op- (**[H]ep-) und einer schweren Ba-
sis *ōp-: *ǝp- (**[H]eH₃p-: **[H]H₃p- oder
**H₃eHp-: **H₃Hp-) annimmt (vgl. z. B. die
Basenmischung *lek- (:*lek-) und *lēk-: *lǝk-,
Pokorny 673 u. a.). So besteht das den gr. For-
men zugrundeliegende *apelo- (< *ǝpelo-) aus
der Schwundstufe der Wz. *ōp- + *(e)lo-Suf-
fix zur Bildung von Adjektiven und Substanti-
ven (zu gr. α < *ǝ als Schwundstufe zu *ō s.
Schwyzer, Gr. Gram. I, 340 und vgl. z. B. σαχ-
νός ‚trocken, dürr‘ zu [κατα]σώχω ‚zerreibe‘).
Obgleich die Mehrzahl solcher Bildungen im
Gr. die Vollstufe aufweisen, sind schwundstu-
fige Bildungen keineswegs unbekannt: vgl. εὐ-
τράπελος ‚gewandt, witzig‘ (‚sich leicht wen-
dend‘, zu τρέπω); ἴκελος neben εἴκελος ‚glei-
chend, ähnlich‘ („altertümliche Bildung auf-
grund der Schwundstufe von ἔοικα“: Frisk I,
716). Vgl. Chantraine, Dict. ét. gr. 355; ders.,
Form. des noms gr. § 190; Brugmann, Grdr.² II, 1,
§ 262 f. Urg. *afl- kann auf idg. ǝ oder o zu-
rückgehen. Mit e-Vokalismus vielleicht lat.
epulum ‚Festmahl‘, epulae ‚Speisen‘, nach Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 199 „Terme de rituel
désignant un repas de sacrifice.“
Nach W. Prellwitz, BB 24 (1899), 215 und Leumann,
Lat. Laut- u. Formenlehre § 302, ist das Suffix in lat.
opulens, opulentus eine jüngere Bildung innerhalb der
lat. Spr. (wie in pestilens, pestilentus) und nicht unmit-
telbar mit diesen Formen zu verbinden (wie Brug-
mann, Grdr.² II, 1, § 263).
Walde-Pokorny I, 176; Pokorny 52; Boisacq, Dict. ét.
gr.⁴ 70 f. 697; Frisk, Gr. et. Wb. I, 124 f.; II, 376;
Chantraine, Dict. ét. gr. 98. 791; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. I, 410; II, 215 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 199. 466; Brugmann, Grdr.² II, 1, § 262 f.; H.
Krahe, Sprache u. Vorzeit 105. — S. auch J. Manessy-
Guitton, IF 71 (1966), 25.