azzsi, *azzusi [-ss-] n. ja-St. ‚Werkzeug, Ge-
rät, Ausstattung, Ausrüstung; instrumentum, su-
pellex, utensilia, arma‘; auch in den Zss. alliazasi
(?) ‚der gesamte Hausrat‘ (s. d.), îsarnazzasi ‚Ei-
sengerät‘, scrîbazzusi ‚Schriftstück (?)‘ (über-
setzt cautio, Tatian 108, 3 [Luk. 16, 6]).
Die Formen mit -a- sind obd.; Notker schreibt -â-;
*azzusi scheint die frk. Form zu sein, kommt aber
nur einmal in der Zss. scrîbazzusi vor (s. o.); sonst Gl.
2, 700, 1 mit der fehlerhaften Schreibung azznsi, die
wohl als -usi zu lesen ist (so Steinmeyer, zur Stelle);
Gl. 2, 704, 46 azzesi; dazu ndfrk. atusi Gl. 1, 297, 50:
Paris. 2685, 9. Jh.).
Das Wort ist vielleicht in bair. assach ‚Geschirr,
Gefäß‘ (schon mhd.) noch erkennbar; es wurde
anscheinend den vielen (bes. bair.) Kollektiven
in -ahi angepaßt. Vgl. Kranzmayer, Wb. d. bair.
Mdaa. in Österr. I, 403 ff.; anders Schmeller,
Bayer. Wb.² I, 156 (→ -ahi).
Ahd. Wb. I, 767 f.; Schützeichel³ 12. 92 (îsarn-). 172
(scrîb-); Starck-Wells 39; Graff I, 542; Schade 35.
Die Etymologie und selbst die morphologische
Deutung der Formen sind dunkel. Grimm, Dt.
Gr.a II, 459. 708 führt das Wort als az-zasi an
(zum Präf. az- [→ az]), ohne den zweiten Teil
zu erklären; dagegen auf S. 254 als az-asi
(zweifelnd); Sehrt-Legner, Notker-Wortschatz
29 als áz-âse. Die unverschobene Form atusi
spricht eher für die zweite Deutung. Auch der
Vokalwechsel frk. u : obd. a ist auffällig. Nach
Kranzmayer, a.a.O. ist u wohl ursprl., da der
Wandel von u zu a in nebentonigen Silben un-
ter dem Einfluß eines benachbarten betonten a
öfters vorkommt (s. z. B. Schatz, Abair. Gr.
§ 41; ders., Ahd. Gr. § 95); die Länge der Not-
kerschen Form wird aber dadurch nicht er-
klärt.
Trotz der oft identischen Bed. scheint irgend
ein etym. Zusammenhang mit ahd. gizawa, gi-
zouwa ‚supellex, utensilia‘ (vgl. scrîbgezowa ‚cau-
tio‘) ausgeschlossen (→ zawēn, zouwen). Der
Form nach könnte azzusi zu den germ. Wör-
tern gehören, die aus idg. Part. Perf. act. ent-
standen sind, wie got. *jukuzi ‚Joch‘ (s. Feist,
Vgl. Wb. d. got. Spr. 304), aber es fehlt eine pas-
sende idg. Verbalwz. *ed-: *od-. Andere Mög-
lichkeiten: eine Zss. aus az + hûsi ‚das zum
Haushalt Gehörige‘; oder, wenn azzasi als
ursprl. Form anzunehmen wäre, aus *at-sǣt-ja-
(< *-sēd-) ‚das Bereitstehende (eigtl. -sit-
zende)‘ zur Wz. *sed- ‚sitzen‘ (vgl. lat. pos-ses-
sio, as-sessio), aber woher kam dann atusi? Un-
wahrscheinlich eine Zss. aus az + sahs ‚Messer‘
(vgl. az-gêr ‚Wurfspeer‘ und ae. wrīt-seahs
‚Griffel‘, dessen ahd. Gegenstück aber scrîbsahs
‚Schreibzeug‘ lautet [Tatian]).