*bîl²AWB, pîl²AWB n.(?) a-St., nur Gl. 2, 336, 11
(12. Jh., obd.): ‚(Kork)Stöpsel, Spund, cortex‘;
den dt. Mdaa. zufolge auch ‚Spundloch‘, was
aber der Zs.hang hier verbietet: corticem ad-
strictum pice ‚den mit Pech eng angeschlosse-
nen Kork‘, Horaz Carmina III, 8, 10, s. Ahd.
Wb. I, 1028. Das Wort ist außerhalb der Glos-
sen auch sonst im Mhd. zu belegen, so zitiert
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 385, aus dem Jahre
1392 „der di wein bewaret oben an den peilen
mit eisenen panten“, dazu ein sw. v. er verpîlet
zu dem Lemma oppilabit ‚wird verstopfen‘.
Für die Gegenwart, in der das Wort nur noch in
den obd. Mdaa. besonders des bair. Südostens
gebräuchlich ist, belegt Kranzmayer, Wb. d.
bair. Mdaa. in Österr. II, 859 ff. (Peil²) eine
durchaus lebendige Verbreitung von Peil als Be-
zeichnung für einen konisch zulaufenden
‚(Faß)Stöpsel, Spund‘ (aus Holz oder Kork),
aber auch für das ‚Spundloch‘ oder die ‚Faßöff-
nung‘ selbst; ganz ähnlich Unger-Khull, Steir.
Wortschatz 62 („Spundloch und Spund des Fas-
ses“), Lexer, Kärnt. Wb. 20 („Keil, Holzpfropf
fürs Spundloch“; peil’n ‚verstopfen‘) oder Ca-
stelli, Wb. d. Mda. in Österreich unter der Enns
72 („das Bāl, ‚ein Holz, womit das Spundloch
eines Fasses verstopft wird‘“). Ja, der findige
Dialektologe des Österreichischen, M. Höfer,
schreibt schon 1815 von Peil: „ein zugeschnitte-
nes kleines Stück Holz, um das Spundloch eines
Fasses zu verstopfen. Daher: ein Faß verpeilen,
zupeilen, zuschließen. Es hat einerlei Ursprung
mit dem lat. pīlāre, oppīlāre ‚verstopfen‘.“ Et.
Wb. d. in Österreich üblichen Mda. II (Linz,
1815), 312. — Viel dürftiger sind die Nachrichten
aus dem obd. Südwesten: Fischer, Schwäb. Wb.
I, 796 f., meldet nur einen Beleg aus J. Keplers
Schriften (hrsg. von J. L. Frisch) V, 611: „Beyhel,
Spontloch, orificium, infusorium“ (Anf. d.
17. Jh.s). Offensichtlich hat Kepler, wie seine
Schreibung Beyhel zeigt, das Wort mit dem viel
häufigeren Beil < ahd. bîhal (s. d.) identifiziert,
wie es auch öfter mit mhd. bei(g)el, beil(e)
‚Kerbholz; das Visieren der Fässer, der Eich-
stempel‘, nhd. mdartl. (obd.) beile ‚Kerbholz‘ =
nhd. Pegel (lat. pagella?) in einen Topf geworfen
wurde: so noch von Alanne, Dt. Weinbautermi-
nologie 189; Lexer III (Nachtr.), 54; Dt. Wb. I,
1377; Fischer, Schwäb. Wb. I, 797.
Ahd. Wb. I, 1028; Splett, Ahd. Wb. I, 1211; Starck-
Wells 54; Lexer II, 270; Benecke II, 1, 518; Diefen-
bach, Novum gl. lat.-germ. 268 (s. v. obstructorium).
Gewiß, schon der räumlich auf Oberdeutsch-
land beschränkte Gebrauch des Wortes sowie
seine Zugehörigkeit zur Terminologie des Wein-
baus machen Entlehnung aus dem Lateinischen
höchst wahrscheinlich. Und genau so wie sein
gebräuchlichstes Synonym, Spund, aus lat. (ex)-
punctum ‚(An)Stichloch‘ stammt und damit der
„süddt.-italien. Weinkultur“ angehört (s. Frings,
Germania Romana 99 f. Fn. 1), — wie ein weite-
res Synonym, mhd. bippe/ pippe (Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 127 [s. v. clepsydra] und 192 [s. v.
duciculum]) auf mlat. pīpa zurückführt (s.
M. Heyne, Fünf Bücher dt. Hausaltertümer II
[Leipzig, 1901], 365 f. mit Abb.), so dürfte auch
bîl ein spätahd. Lehnwort sein, das sich entwe-
der aus lat. pīla ‚Säule, Pfeiler, Brückenjoch‘ (s.
auch pfîlri) herleitet, und zwar mit anl. dt. b-
(bair. auch p-, aber nicht pf-) für lat. p-, wie in
obd. buzza aus lat. puteus ‚Brunnen‘ und Otfrids
beh aus picem ‚Pech‘ (Braune, Ahd. Wb.¹⁴ § 133
und Anm. 3) — oder, wie schon M. Höfer ange-
deutet hat (s. o.), eine Rückbildung aus einem
Verb *(fir)bilôn (mhd. verpîlen) darstellt, < lat.
(op)pīlāre. Zu der wenig geklärten Etym. beider
lat. Wörter s. Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II,
215 (oppīlō: zu pīla² ‚Gefäß zum Stampfen,
Mörser‘). 302 (pīla¹); Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 463 (oppīlō: zu pīla ‚Säule, Pfeiler‘, oder
pīlum [?]). 506 f. (pīla).
Auf lat. pīla beruht wohl auch das nur einmal bezeugte
andd. bil (n.[?] a-St. mit langem -ī-?) in Gl. 1, 339, 8
(11. Jh.) zum Lemma paxillus ‚kleiner Pfahl oder
Holzpflock‘ (s. Ahd. Wb. I, 1028; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 74, 37).
Auch mag der Vergleich mit der spitz zulaufenden
Form eines Faßspunds Anlaß zu allerlei Fels- und
Bergnamen mit Beil- gegeben haben, so Beilstein,
schon 1147 als Bilstein beurkundet (doch sind andere
Erklärungen möglich; s. Bach, Dt. Namenkunde II
§ 293); ferner Beilspitz und der Hohe Beil in Tirol (s.
Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 58).
Lat. pīla im Sinne von ‚Säule, Pfeiler, Brückenjoch‘ (s.
Festus-Paulus 225. 272 f. quae parietem sustentat ...)
hat sich auch in der ganzen westl. Romania eingebür-
gert, daher italien. aprov. span. pila ‚dss.‘, port. pião
mit der spez. Bedeutung ‚Zapfen, Angel‘ (neben dem
aus span. pila entlehnten pilha); ja, das Wort muß
auch einmal im nördl. Frankreich heimisch gewesen
sein, von wo aus es sich nicht nur in mndl. pile ‚Pfahl,
Säule, Pfeiler‘, sondern auch in bret. pile ‚Holzstück‘
fortgesetzt hat, s. Meyer-Lübke, Rom. et. Wb. Nr.
6467; Wartburg, Frz. et. Wb. VIII, 475 ff.; Verdam,
Mndl. handwb. 465; Henry, Lex. ét. du breton mod.
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