bîna¹AWB f. ō-(oder n-)St., einmal Lorscher
Bienensegen (10. Jh.), sonst nur in der jungen
Form pein in obd. Gl.hss. des 14. u. 15. Jh.s:
‚Biene, apis‘; einmal auf die Bremse übertragen
(Gl. 3, 48, 19: orestes vgl. Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 400a. 393c); mhd. bîn(e) st.sw. f., nhd.
nur noch mdartl. (bayer.-österr. bein, pein,
neben bei[e], pei[e]; vgl. Schmeller, Bayer.
Wb.² I, 226; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa.
in Österr. II, 834 ff.). — Auch biniAWB, pini n., seit
dem 8. Jh. (viell. alter i-St. wegen fehlender
Gemination; vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 202
Anm. 1. 214 Anm. 2). Die Kürze des Vokals
wird durch den Akut in den drei Notker-Stel-
len bewiesen. Notker gibt auch den einzigen si-
cheren Beweis für das Genus (Bo. 162, 6
[Piper], 174, 5 [Sehrt-Starck]; ob das Wort
auch mask. war, wie z. B. im Schwäbischen
[vgl. Fischer, Schwäb. Wb. I, 1122 f.], läßt sich
nicht bestimmen): ‚Biene, apis, melissa‘; mhd.
bin(e) st.sw. f., nhd. Biene f. — Dazu kommen
zwei Varianten, die in der späteren Sprache
nicht mehr zu belegen sind: *binoAWB m. n-St.,
nur einmal Notker, W.Ps. binen nom. pl.;
bîanAWB, pîanAWB m. a-St., nur in alem. Gl. des 9. u.
10. Jh.s.
Ahd. Wb. I, 993. 1057. 1058. 1062; Splett, Ahd. Wb.
I, 62 f.; Schützeichel⁴ 76; Starck-Wells 50. 56; Graff
III, 12 f.; Schade 59; Lexer I, 277 f.; Benecke I, 116;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 40. 354; Dt. Wb. I,
1816 ff.; Kluge²¹ 75; Kluge²² 83; Pfeifer, Et. Wb. 168.
Während ahd. bîa ‚Biene‘ (s. d.) in fast allen
germ. Sprachen Entsprechungen hat, scheinen
die n-haltigen Formen aufs Deutsche be-
schränkt: nur im As. findet man auch bini- in
den Zss. binisûga, -wurt; vgl. Wadstein, Kl.as.
Spr.denkm. 172) und im Mndd. bîne (= ahd. bî-
na) und bēn(e) (= ahd. bini mit zerdehntem i).
Holthausen, As. Wb. 7; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 204; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
231.
Das Verhältnis der verschiedenen Varianten zu-
einander und zu bîa ist nicht ganz klar (vgl.
Wilmanns, Dt. Gr. II § 236 Anm. 2). Es handelt
sich wohl um einen ursprl. kons. n-Stamm *bī-
n-, der wie ahd. aro / arn (s. d.) entweder nach
dem Muster der n-Stämme (wie zunga, -ûn) de-
kliniert oder, wie die meisten kons. St., zu den
thematischen überführt und mit Beibehaltung
des -n auch im Nom. Sg. nach dem Muster der
ō- oder i-St. behandelt wurde. Viell. gab es
auch, wie in einigen nhd. Mdaa., einen Unter-
schied zwischen der einzelnen Biene (*bī-n- f.)
und dem Bienenschwarm (*bĭ-n- n.m.). Die alt-
alem. Variante bîan ist wohl eine Kontaminati-
on von bîa und bîna, die zuerst die Pluralform
bîana ergab, woraus dann die Rückbildung bîan
entstand.
Zur Etymologie und zur Verbreitung der Va-
rianten in den nhd. Mdaa. → bîa.