bûzoAWB [-s-] m. n-St., nur in Gl. vom 12. Jh.
an: ‚kleines Schiff, Barke, Seeräuberschiff, pa-
ro, myoparo‘; mhd. bûze ‚eine Art Schiff‘ (Ro-
landslied).
Ahd. Wb. I, 1578; Splett, Ahd. Wb. I, 1212; Starck-
Wells 88. 797; Graff III, 233; Schade 94; Lexer I, 405;
Kluge²¹ 113; Kluge²² 116 (s. v. Büse, s. u.); Kluge, See-
mannssprache 167 f.
Spätahd. bûzo ist aus mlat. bucius (bucia, buza,
bus[s]a) ‚größeres Fahrzeug‘ entlehnt (die mlat.
Varianten buza, bus[s]a werden manchmal als
Rückentlehnungen aus dem Germ. betrachtet,
vgl. Mittellat. Wb. I, 1635), woraus auch mndd.
butze ‚Handelsschiff‘, ae. būtse- in der Zss. būt-
secarl ‚Matrose‘, anord. (erst im 13. Jh. belegt)
buza, bussa ‚Handelsschiff‘.
Umstritten ist, ob afrz. busse, buce ‚eine Art
großes, breites Schiff‘ unmittelbar aus dem Mit-
tellat. oder aus dem Anord. stammt (vgl. Wart-
burg, Frz. et. Wb. I, 667; XV, 2, 47 f.). Wegen
des späten Erscheinens des anord. Wortes je-
doch scheint mlat. Herkunft wahrscheinlicher.
Jedenfalls aus dem Afrz. entlehnt sind mndl.
buse, buusse, buysse ‚ein kleines Schiff, bes. zum
Heringsfang‘, woraus mndd. būse, bǖsse,
buysse, nndd. büse, busse ‚dss.‘, woraus nhd.
Büse ‚dss.‘. Ne. buss ‚dss.‘, ursprl. auch aus dem
Afrz. entlehnt, wurde wohl später von mndl.
bus(s)e beeinflußt.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 378; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 458; Verdam, Mndl. handwb.
121; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 98; Suppl. 27; Vries,
Ndls. et. wb. 94; Holthausen, Ae. et. Wb. 39; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 136; Suppl. 113; OED² II,
698; Oxf. Dict. of Engl. Et. 130; Vries, Anord. et.
Wb.² 66; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 963; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 30; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 122 (Byse, aus dem Mndd.). — Scheel, Hamb.
Wb. I, 588; Frischbier, Preuß. Wb. I, 122; Ziesemer,
Preuß. Wb. I, 884. — Mittellat. Wb. I, 1603. 1635; Du
Cange I, 822 (bussa).
Die Herkunft des mlat. Wortes bucius, bucia ist
unbekannt. Sowohl afrz. busse als auch mndl.
bus(s)e bedeuten auch ‚Faß‘. Nach Wartburg,
a. a. O. I, 659 und Gamillscheg, Et. Wb. d. frz.
Spr.² 165 ist dieses afrz. Wort von afrz. busse
‚Schiff‘ zu trennen, aber wegen der zahlreichen
Beispiele für Wörter, die sowohl ‚Boot‘ als auch
‚Gefäß‘ bedeuten (z. B. ne. vessel, nhd. Schiff,
nhd. Kahn neben aisl. kani ‚Schüssel‘ usw.), ist
das sehr unwahrscheinlich. Viell. ist eine Ver-
knüpfung mit spätlat. *but(t)ia ‚eine Art Gefäß‘
(einer Ableitung von lat. buttis ‚Faß‘, vgl. Wart-
burg, a. a. O. I, 658 ff.) zu erwägen (vgl.
Diez, Et. Wb. d. rom. Spr.⁵ 536; Jóhannesson,
a. a. O.).