bacalriAWB (?) m. ja-St., nur Gl. 2, 473, 7: baca-
laro gen. pl. (11. Jh., obd.) ‚Lastträger, baiulus‘.
— Im Mhd. entspricht be(t)schelier, bä-, auch
watschilier mit der Bed. ‚Knappe, junger Ritter‘,
das aber unmittelbar auf afrz. bachel(i)er (s. u.)
zurückgeht. — Das Wort ist mit der Sache im
Nhd. veraltet.
Ahd. Wb. I, 769; Starck-Wells 41; Lexer I, 242;
Nachtr. 76; Benecke I, 109.
Das ahd. Wort ist zweifellos aus dem Lat. ent-
lehnt, entweder aus *bac(c)alāris ‚Bursche‘
(woraus auch italien. baccalaro ‚Pferdeknecht‘,
prov. bacalar[s]) oder bac(c)alārius, woraus
afrz. bachel(i)er ‚der von einer geistl. oder weltl.
Herrschaft abhängige Landmann; junger Edel-
mann, der Ritter werden will‘ und davon abge-
leitet italien. bacceliere, span. bachiller, port. ba-
charel; dazu seit dem 9. Jh. bac(c)alāria ‚Bauern-
hof‘ in Katalonien und Südfrankreich.
Die Nebenform mlat. baccalaureus, die im akademi-
schen Leben eine ähnliche Zwischenstufe bezeichnete
wie baccalārius in der ständischen Ordnung, ist
volksetym. an lat. laurus ‚Lorbeer‘ angelehnt, vgl. Ca-
moens, Lusiad 3, 97: „do baccharo e do sempre verde
louro“. S. auch Diefenbach, Gl. lat.-germ. 64 (bacca
oder baca lauri = ‚Lorbeer‘). Als Bez. des untersten
akad. Grades lebt das dem Frz. entlehnte bachelor im
Neuengl. bis heute fort (s. OED I, 608); auch im
Sinne von ‚Unverheirateter‘. Frühnhd. ist bac(c)alari
im Voc. theut. (1482) mit der Bed. ‚halbmeyster der
freyen kunst‘ belegt, Diefenbach a.a.O.
Die Herkunft des lat. Wortes selbst in seinem Haupt-
teil ist ungeklärt. Was bisher an Vermutungen vorge-
bracht wurde, ist fast durchweg abzulehnen: so be-
steht jedenfalls kein Zusammenhang mit roman.
vacca ‚Kuh‘ (zitiert bei Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr.
1134) oder gar mit vasall (zit. bei Diez, Et. Wb. d.
rom. Spr.⁵ 33 f.), auch nicht mit gall. Bacaudes (so K.
Heisig, GRM 41 [1960], 93 ff.) und erst recht nicht
mit dem kelt. Wortstamm für ‚klein‘: air. becc (das auf
-nk oder -gg zurückgeht), kymr. bach (Dict. of Welsh
246; vgl. auch E. Hamp, Bull. of Board of Celtic Stu-
dies 14 [1952], 295 ff. und 18 [1959], 274), aber auch
Thurneysens Anknüpfung an ir. bachlach = famulus
(vgl. Dict. of Irish B—4; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc.
B—3) wurde von ihm selber nur mit Zweifeln vorge-
schlagen, wenngleich ein auf Entlehnung beruhender
letztlicher Zusammenhang von bacalārius mit lat. ba-
culus ‚Stab‘ kaum abzulehnen sein wird, s. Keltoroma-
nisches 38 f. — Du Cange I, 523 (bacc-); Mittellat. Wb.
I, 1303. 1308 (*bacularis); Meyer-Lübke, Rom. et.
Wb.³ Nr. 863; Wartburg, Frz. et. Wb. I, 198 f.; Gamill-
scheg, Et. Wb. d. frz. Spr.² 69.
S. auch begelri.