bah¹AWB, pahAWB m. i-St. ‚Bach, Wildbach, Wasser-
lauf, Fluß, rivus, torrens, fluvius‘ 〈besondere
Formen: behhi akk. pl. 1, 622, 46; 9. Jh. frk.; pa-
chim dat. pl. 1, 290, 16; 9. Jh. obd., noch ohne
Umlaut vor ch, s. Braune, Ahd. Gr.¹³ § 27 und
Anm. 2 c〉. — Während es keine ahd. Belege gibt,
die weibl. Genus wahrscheinlich machen, fehlt
es nicht an (spät)mhd. Zeugnissen für bach als
st. f. neben st. m., und zwar vorwiegend in md.
Quellen, aber auch sonst. — Das gram. Ge-
schlecht schwankt bei Luther und den schlesi-
schen Dichtern, doch gilt mdartl. heute das
Fem. im nördl. Elsaß, Baden und Württemberg,
am Mittelrhein, in Hessen sowie in Mittel- und
Niederdeutschland (die Beeke), vgl. auch die
Schlacht an der Katzbach, s. Grimm, Dt. Gr.a III,
383 f.; Paul, Dt. Gr. II, 100; E. Christmann,
ZMF 31 (1964), 189 ff.; Bach, Dt. Namenkunde
II § 71 (mit Lit.).
Ahd. Wb. I, 779; Starck-Wells 40; Graff III, 27;
Schade 36; Lexer I, 108 f.; Benecke I, 75; Dt. Wb. I,
1057; Kluge²¹ 43.
Ahd. bah hat Entsprechungen in sämtlichen
germ. Dialekten (außer Got.): as. beki f.;
mndd. bēke f. m.; andfrk. beke akk. pl. ‚rivos‘
Psalm 64, 11 (s. Helten, Aostndfrk. Psalmenfrag.
31), mndl. bēke f., nndl. beek f.; nfries. meist
bitze (mit Zetazismus: k vor Palatalvokal >
[ts], [s], s. W. Seelmann, Nd. Jb. 12 [1886], bes.
71 f.; A. Lasch, Neuphil. Mitt. 40 [1939], bes.
286 ff.; Bach, Dt. Namenkunde II, 36 [mit Lit.]);
ae. bece m. n., auch bæc(e) m. f. n., me. bach,
bæ(c)ch, bech(e); daneben ae. bec(c) m. (< a-
nord. bekkr), me. bek, ne. beck; aisl. bekkr (<
*bak-jaz mit Dopplung des -k- vor j, s. Noreen,
Aisl. Gr.⁴ § 279, 1), nnorw. bekk, ndän. bæk,
nschwed. bäck.
Fick III (Germ.)⁴ 257; Holthausen, As. Wb. 6; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 189; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. I, 209; Verdam, Mndl. handwb. 68;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 39 f.; Vries, Ndls. et. wb.
36; Holthausen, Ae. et. Wb. 18 (bece; bec[c]). 14
(bæc³); Bosworth-Toller, AS Dict. 74 (bec); Suppl. 60
(bæc). 67 (bece; bec[c]); ME Dict. A—B, 599; OED I,
747; Vries, Anord. et. Wb.² 31; Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 631; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 14;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. I, 123; Torp, Nynorsk
et. ordb. 20; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 77; Svenska
akad. ordb. B—4728. — Vgl. auch H. Krahe, BN 1
(1949/50), 33.
Ahd. bah und seine Sippe scheint auf den
germ., bestenfalls nordwest-idg. Sprachumfang
beschränkt. Ja, es hält schwer, in den übrigen
idg. Sprachen Wortbildungen zu finden, die
formal sich damit vergleichen lassen und ihm
auch inhaltlich einigermaßen nahestehen. Am
wahrscheinlichsten gehören hierher aind. bhaṅ-
gá- ‚Bruch, Welle‘ (zu bhanákti ‚[zer]bricht‘)
sowie die damit verwandten lit. bangà ‚Welle,
Woge, Regenguß‘ (eigtl. ‚die sich Brechende‘),
lett. bañga ‚dss.‘ (wohl aus dem Kurischen oder
Lit. entlehnt), dazu das Adj. lit. bangùs ‚rasch,
heftig (hereinbrechend)‘ (von Bächen und Re-
gengüssen), deren Nasalinfix wohl ursprl. nur
der Präsensform des Verbums zukam (s.
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. II, 469; außer-
dem H. Pedersen, IF 2 [1893], 323; Chr. Bar-
tholomae, IF 7 [1897], 109; K. Brugmann, IF
32 [1913], 321) und mit lautgesetzl. Entwick-
lung vor Kons. lett. buogs, buoga ‚dichte
Menge‘, ursprl. ‚Flut‘ (s. Leskien, Ablaut d.
Wz.silben im Lit. 320). Nasallos ist auch arm.
bek ‚zer-, gebrochen‘, bekanem ‚breche‘, desgl.
im Kelt. die zu air. bong- ‚brechen‘ gehörige
Form des Prät.: buich (< *bhoge unredupli-
ziertes Perfekt? oder *bhoget Aorist s. Peder-
sen, Vgl. Gr. d. kelt. Spr. II, 339). Von der dar-
aus abstrahierten Wz. *bheg-: *bhog- ‚brechen,
schlagen‘ leiten manche Keltologen auch ein
mir. būal f. ab: „nie ‚Wasser im allgemeinen‘,
sondern konkret das ‚fließende Bachwasser‘“
(H. Zimmer, Zfcelt. Ph. 1 [1897] 98; Vendryes,
Lex. ét. de l’irl. anc. B—109) sowie mir. buar
‚flux, Diarrhöe‘ (vgl. N. v. Wijk, IF 24 [1909],
232 f. und Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. B—
111).
Walde-Pokorny II, 149 f. (bheng-, bheg-). 187
(bhog-); Pokorny 161. 114 f.; Mayrhofer, K. et. Wb.
d. Aind. II, 460 f. 469; Fraenkel, Lit. et. Wb. 34; Müh-
lenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. I, 262; Trautmann,
Apreuß. Spr.denkm. 402 (po-banginnons); Hübsch-
mann, Arm. Gr. 429; Fick II (Kelt.)⁴ 176; Vendryes,
Lex. ét. de l’irl. anc. B—70; Hessens Ir. Lex. 118; Dict.
of Irish B—226.
Dagegen hat wohl russ. bagnó ‚niedrige, sumpfige
Stelle‘ und seine Sippe fernzubleiben (trotz Uhlen-
beck, K. et. Wb. d. aind. Spr. 194; als Möglichkeit
auch bei Berneker, Slav. et. Wb. I, 38 und bei Vasmer,
Russ. et. Wb. I, 36), da es eher zur Wz. *bhgh- oder
*bhgh- zu stellen ist (s. Walde-Pokorny II, 187; Zu-
pitza, Germ. Gutturale 160; A. Brückner, Zfvgl. Spr.
48 [1917/18], 207). Noch viel weniger — aus lautli-
chen Gründen — läßt sich das früher viel zitierte gr.
πηγή ‚Quelle‘ mit ahd. bah verknüpfen, s. Frisk, Gr.
et. Wb. II, 525.