bambasAWB, pampasAWB n. (?) a-St., auch bambistAWB,
-estAWB, nur in Gl. (obd. mfrk. rheinfrk., vom
11./12. Jh. an), ausschließlich nom. sg.: ‚Wams
(Kleidungsstück aus Baumwolle), bambitium‘
(einmal ‚pasingo‘ s. u., einmal ‚bambacis‘: wohl
Latinisierung von gr. βαμβακίς, s. Frisk, Gr. et.
Wb. I, 251; Thes. ling. lat. II, 1713). Die Glos-
senformen bambest und bambist reihen sich an
die bekannten Beispiele, besonders von Fremd-
wörtern, mit epithetischem -t nach s wie nhd.
Axt (über *ackes-t) < ackus (s. d.) oder Papst
(über bâbest) < bâbes (s. d.), vgl. Wilmanns, Dt.
Gr. I § 152, 2. Ahd. bambas, durch gleichbedeu-
tende Konkurrenten verdrängt (s. u.), kommt
schon im Spätmittelalter außer Gebrauch und
ist nhd. nicht mehr zu belegen.
Ahd. Wb. I, 801 f.; Starck-Wells 41; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 67. 78.
Kein Zweifel, ahd. bambas geht auf das ehe-
mals gebräuchlichere lat. bambāx (auch ban-,
bon-, bum- sowie -bex, -bi[x], -bis u. a.) im
Sinne von ‚Seidenspinner‘ sowohl wie ‚Seide‘,
aber auch ‚Baumwollpflanze‘ und ‚Baumwolle,
Baumwollgewebe‘ zurück, das seinerseits aus
spätgr. βάμβαξ, πάμβαξ, -ακίς, -άκιον ‚Baum-
wolle‘ entlehnt ist, sich aber mit dem von gr.
βόμβυξ (-υκος) ‚Seidenwurm‘ herrührenden lat.
bombȳx, bombicium (adj. bombȳcinus) über-
schneidet. Daher die italien. Kontamination
bombagino ‚wollseidener Stoff‘ (vgl. das ent-
stellte Lemma pasingo — wie im Italien.: bas[c]-
ino ohne bom- —, Gl. 3, 651, 35, s. o.), die samt
ihren Abkömmlingen frz. bombasin, engl. bom-
bazine, nhd. Bombasin ‚wollseidner Stoff‘ sich
bis heute internationaler Geltung erfreut. (Die
seinerzeit von Diez, Et. Wb. d. rom. Spr.⁴ 354
vorgeschlagene und von andern akzeptierte
Verknüpfung mit ahd. wamba ‚Hautfalte [am
Hals], [tierischer] Bauch, uterus‘ muß als ge-
lehrte Volksetymologie beiseite bleiben.)
Thes. ling. lat. II, 2069 f.; Mittellat. Wb. I, 1515 f.
(bombyx); Du Cange s. v. *bambaxium, bombax; Kör-
ting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 1201 (bambācium). 158 (bom-
bȳx); Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 923 (bambax);
Wartburg, Frz. et. Wb. I, 229; Bloch-Wartburg, Dict.
ét. de la langue franç.³ 60.
Es handelt sich bei ahd. bambas um ein schon
im Orient weitverbreitetes Handelswort, das
letzten Endes wohl aus einer mitteliran. Be-
zeichnung für ‚Baumwolle‘, pambak, osset. bam-
bag stammt. Zu seiner Rezeption im benach-
barten Armen. s. Hübschmann, Arm. Gr. 116
(bambak ‚Baumwolle‘); für das Slav., wo es sich
u. a. als bumaga ‚Papier‘ im Russ. (vielleicht auf
dem Weg über Italien?) niederschlägt, vgl. Ber-
neker, Slav. et. Wb. I, 100 f. (bumaga); Sadnik-
Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr. Nr. 185;
Vasmer, Russ. et. Wb. I, 144; sowie im allgemei-
nen Lokotsch, Et. Wb. d. eur. Wörter² Nr. 1617.
Das spätlat. Wort drang in der Form wambi-
sium, wambasium (mit anl. w-) ein zweites Mal
ins Germ. und zwar auf dem Weg über das öst-
liche und nordöstliche Frankreich: afrz. wam-
bais (das allerdings selbst bald durch das arab.
Fremdwort [al-]qo’ton ‚Kattun‘ überwuchert
werden sollte). So kam es, daß ahd. bambas in
der dt. Ritterkultur des Hochmittelalters durch
Formen wie wambeis, -îs, -as, -es, -oys, -ais u. a.
(die z. T. mdartl. frz. Varianten widerspiegeln)
mit der Bed. einer ‚unter dem Panzer getrage-
nen Baumwollbekleidung‘ verdrängt wurde (s.
Lexer III, 666; Benecke III, 478; Suolahti, Frz.
Einfluß im 13. Jh. 303); auch mndd. wambo(i)s,
-bes, -bus, wammis u. a. (Schiller-Lübben, Mndd.
Wb. V, 581) sowie mndl. wambaes, -ais, -eis u. a.
(Verdam, Mndl. handwb. 763) stammen daher,
während ndän. vams seinerseits aus dem Mndd.
übernommen ist (Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 1347). Kein Wunder, daß die so beliebte
Bezeichnung Wams auch im bürgerlichen
Wortschatz des Frühnhd. und bis in die Gegen-
wart herein weiterlebt mit der Bed. ‚kurze, eng-
anliegende, meist vorn zugeknöpfte Jacke‘ und
selbst von der neueren Damenmode nicht miß-
achtet worden ist (s. Trübners Dt. Wb. VIII,
38 f.).