*bantsocAWB (?) m. a-St., nur Gl. 2, 661, 45 der
bair. Hs. Clm. 18059 (11. Jh.) belegt in der
Form pâsocha zur Verdeutschung des etym.
noch immer dunklen lat. pero (s. Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. II, 290), das von Vergil an ei-
ner Stelle seiner Aeneis VII, 690 gebraucht
wird, da er von dem „roh gearbeiteten
(Schnür)Stiefel“ im Truppenkatalog der itali-
schen Völkerstämme spricht, „crudus tegit altera
pero“ „rechts schirmt den Fuß ein struppiger
Fellschuh“ (Rudolf A. Schröder), wozu Vergils
Kommentator Servius notiert: „Pero autem est
rusticum calciamentum“ (ed. Thilo und Hagen
II [1923], 183). Vgl. auch Isid. Etym. XIX, 34,
13 und für die übrigen literarischen Stellen, die
das Wort heranziehen, E. Schuppes Beitrag zu
Pauly-Wissowa, Realenzykl. XIX, 1, 877 f., so-
wie Heyne, Hausaltertümer III (1903), 265 ff.
285 ff. und Hoops Reallex. IV, 140 f.
Die Besonderheiten der schriftlichen Überliefe-
rung von ahd. pâsocha finden meist ihre Erklä-
rung in der Graphemstatistik von H. J. Velthuis,
De Tegernseeër Glossen op Vergilius (Groningen,
1892), so der Ausfall des -n- vor folgendem
Dental (wie ähnlich in samathafto Gl. 2, 660, 61,
§ 21) und der zusätzliche Schwund des -t- in
der Kompositionsfuge, all dies mit Ersatzdeh-
nung des ursprl. kurzen -a- > -â-; die Schrei-
bung -ch- in -socha steht für -kk-, also *-sokka
(wie ähnlich in echrodo Gl. 2, 633, 59, § 25); das
anl. p- für b- entspricht dem bair. Dialekt der
Hs., das ausl. -a ist beim Namen eines Klei-
dungsstücks wie Schuhe ohne Zweifel auf die
Endung des Nom. Pl. (eines a-Stamms) zu deu-
ten (§ 33).
Ahd. Wb. I, 808; Starck-Wells 42; Graff III, 352.
Demgemäß ist ahd. *bantsoc — der mhd. Bil-
dung buntschuoch vergleichbar — eine Zss., de-
ren erstes Glied bant-, mit anderem Ablaut, zur
germ. Basis *bind-: *band-: *bund- im Sinne
von ‚binden, verknüpfen, schnüren‘ gehört (→
bintan), und deren zweites Wortglied durch das
dem Lat. entlehnte ahd. soc (-kk-) gebildet wird
(→ soc). Das hybride Kompositum hat sich we-
der im Mhd. noch im Nhd. zu behaupten ver-
mocht, sondern ist offenbar ähnlichen, aber
durchweg einheimischen Bildungen wie mhd.
buntschuoch st. m. ‚Schuh mit Riemen zum Um-
schnüren der Beine‘, gebunden schuoch Anf.
15. Jh., frühnhd. bundschuch, nhd. Bundschuh
erlegen, zumal sich dieser Zusammensetzung
seit 1513 oder wohl vorher schon die Bed. eines
politischen Feldzeichens und Schlagworts bei-
gesellte.
Lexer I, 384; Benecke II, 2, 224; Götze, Frühnhd. Gl.⁶
43; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 27 (aluta). 428 (pero);
ders., Novum gl. lat.-germ. 123; Dt. Wb. II, 522 ff.