*barnoAWB, parno m. n-St., viermal in Gl.:
‚Krippe, Raufe, praesaepium, -saepe‘ (Gl. 1, 616,
29 ist in parnen verschrieben statt in bârun, s.
Ahd. Wb. I, 822). — Mhd. heißt es barn, verein-
zelt auch barne, baren, barm st. m. — Nhd. gilt
das Wort nur noch in obd. und md. Gegenden,
ndd. wird dafür Krippe oder Banse gebraucht.
Der mdartl., meist nur in der Landwirtschaft
übliche Ausdruck scheint fast überall zwiefache
Bedeutung zu haben: entweder ‚Freßtrog für
Pferde und Rindvieh, auch Schweine‘ — dies ist
der ausschließlich im Ahd. belegte Sinn (anläß-
lich des biblischen Berichtes von Christi Ge-
burt), oder aber ‚Scheunenabteil, wo das Heu
oder die ungedroschenen Garben aufbewahrt
werden‘, gelegentlich wohl ‚das Futter selbst‘.
Auch in den heutigen Mdaa. gehen die Formen
auf -rn und -rm sehr unübersichtlich durchein-
ander.
Ahd. Wb. I, 822; Starck-Wells 42; Schade 41; Lexer I,
130; Nachtr. 44; Benecke I, 89 f.; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 456 f.; Dt. Wb. I, 1137 f.; Kluge²¹ 53. — Schweiz.
Id. IV, 1439; Ochs, Bad. Wb. I, 120; Fischer, Schwäb.
Wb. I, 649 f.; Jutz, Vorarlb. Wb. I, 244; Schmeller,
Bayer. Wb.² I, 278; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in
Österr. II, 343 ff.; Lexer, Kärnt. Wb. 16; Schöpf, Tirol.
Id. 30 f.; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 48; Unger-Khull,
Steir. Wortschatz 52; Müller, Rhein. Wb. I, 466 f.;
Christmann, Pfälz. Wb. I, 582; Kehrein, Volkssprache
u. Wb. von Nassau 61; Maurer-Mulch, Südhess. Wb.
I, 588 f.; Crecelius, Oberhess. Wb. 95; Hertel, Thür.
Spr.schatz 64 (nur für ‚Scheunenabteil‘); Müller-Frau-
reuth, Wb. d. obersächs. Mdaa. 135 (Bornkinnel
‚Christkind in der Krippe‘).
Das Wort war von jeher auf den südlichen Teil
des dt. Sprachgebietes beschränkt; es fehlt aber
auch in den übrigen Teilen des Westgerm. so-
wie im ganzen Nord- und Ostgerm. Der lautli-
che Zusammenfall mit ne. barn ‚Scheune‘, das
aber nie ‚Futtertrog‘, sondern immer nur die
ganze Scheune bedeutet und von ahd. barno
durch eine breite Zone von Krippe, Banse u. a.
getrennt wird, ist ein Spiel des Zufalls: ne. barn
geht über me. bern und ae. berern auf eine Zss.
aus ae. bere ‚Gerste‘ und ærn ‚Haus‘ zurück.
Noch viel weniger finden sich parallele Bildun-
gen mit ähnlicher Bedeutung auf außergerm.
Sprachgebiet.
So ist auch der oft zitierte Versuch, ahd. barno
als eine auf urg. *bara/iz- ‚Gerste‘ zurückge-
hende Bildung mit n-Erweiterung zu erklären,
von vornherein zum Scheitern verurteilt, ganz
abgesehen davon, daß die sachliche Einengung
auf eine Vokabel mit der Bed. ‚Gersten-Haus‘
sich für dt. Barn kaum rechtfertigen läßt. Die
andere Möglichkeit ist, wie im Falle von barm
und bâra (s. d. d.), auf die Wz. *bher- ‚tragen‘
zurückzukommen (→ beran) und in ahd. barno
eine mit idg. no-Suffix gebildete Bezeichnung
für ‚Träger, Behältnis‘ zu erblicken. Der Bed.
nach rückt es damit in die Nähe von Ableit. wie
gr. φορμός ‚Tragkorb‘, wie ja auch das mit
Barn konkurrierende Krippe (germ. *kri-jōn)
seinen Zs.hang mit mhd. krebe st. m. ‚Korb‘
(vgl. vuoterkrebe!) nicht verleugnen kann. For-
mal dagegen sind die Parallelen äußerst spär-
lich, man mag etwa an ahd. skern ‚Aushöhnung,
Scherz, Schauspiel‘ und skerno, skirno ‚Spaßma-
cher, Schauspieler‘ zu idg. *(s)ker- ‚springen,
herumspringen‘, denken (vgl. Brugmann, K. vgl.
Gr. § 423, 3).
Das Schwanken zwischen -rn und -rm im Mhd.
wie auch in zahlreichen Mdaa. von heute hat
mehrfach Anlaß gegeben, die Formen mit -rn
als nachträgliche Entwicklungen zu erklären
(so etwa Fischer, Schwäb. Wb. I, 649; zum all-
gemeinen vgl. Wilmanns, Dt. Gr. I, 109 Anm. 2;
J. Schmidt, Kritik d. Sonantentheorie 110 f.
132 f.); aber dagegen spricht nicht nur die in-
haltliche Diskrepanz (vgl. barm), sondern auch
die schon sehr früh mit inlautendem -n- beleg-
ten Beispiele wie parnin dat. sg. Gl. 1, 730, 55,
8. Jh.