barta, parta
Band I, Spalte 490
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barta, parta f. n-St., fast nur in Gl., außer
einmal dat. sg. partum (verschrieben für *par-
tun?), Notker, Ps. 73, 6 (an derselben Stelle bar-
don in den Aostndfrk. Psalmenfragmenten 73, 6,
ed. Helten 54): (eine Art) Axt, Streitaxt, Hacke,
Haue; ascia, bipennis, securis, dolabrum, dola-
tura
; in Gl. 2, 404, 55 (11. Jh., obd.) ist part be-
legt, m. a-St. (?), vgl. bair. wurfpart m., Schmel-
ler, Bayer. Wb.² I, 283. Im Mhd. begegnet das
Wort häufig, in der Form barte sw. f. und meist
in der Bed. Streitaxt. Auch Luther gebraucht
noch im oben zitierten Psalmenvers mit Beil
und Barten
in securi et ascia. In der Sprache
der Gegenwart ist es obd. und md., bes. in Zss.
wie Fleischbarte, auch Hack-, Lang-, Spitzbarte,
noch weit gebräuchlicher als im Norden des dt.
Sprachgebiets. Vgl. Schweiz. Id. IV, 1619 ff.; Fi-
scher, Schwäb. Wb. I, 655; Schmeller, Bayer.
Wb.² I, 283; Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in
Österr. II, 367 f. (veraltend, zugunsten von
Beil, Hacke
); Crecelius, Oberhess. Wb. 96; Vil-
mar, Id. von Kurhessen 26; Woeste, Wb. d.
westf. Mda. 20 (bår); Jungandreas, Ndsächs. Wb.
I, 537 (Baare): s. auch Ndd. Korresp.blatt 64
(1957), 45 (Zum Zerkleinern von Reisig, nicht
zum Holzspalten; das Beil verdrängt die
Barte
).

Ahd. Wb. I, 827 f.; Schützeichel³ 13; Starck-Wells 43;
Graff III, 212; Schade 42; Lexer I, 131; Benecke I,
90 f.; Götze, Frühnhd. Gl.⁶ 21; Dt. Wb. I, 1143 f.;
Kluge²¹ 54; Weigand, Dt. Wb.⁵ 161.

Als Bezeichnung für eine in kriegerischer Zeit
besonders wichtige Waffe hat ahd. barta seine
Entsprechungen fast in allen germ. Dialekten:
as. barda, mndd. bārde; andfrk. barda, mndl.
barde, baerde m., nndl. baars; im Aengl. etc.
nicht nachzuweisen; anord. barða (vielleicht
aus dem Ndd., s. Falk, Anord. Waffenkunde
108 ff.), nisl. barða Hammer um Stockfisch zu
klopfen
, ndän. nschwed. bard(e) (aus dem
Ndd.; veraltet); im Got. gab der überkommene
Text keinen Anlaß, das Wort zu gebrauchen;
fürs Langob. mag es in Eigennamen verbaut
sein wie Pardo 8. Jh., Acupardus (= ahd. Hagu-
part?) 8. Jh., doch konkurriert das Wort für
Bart ( bart); desgl. wohl im Anord.: Barðr,
Barði, Herbarðr (s. Naumann, Anord. Namen-
studien 82) und im Westgerm.: westfrk. Isenbar-
dus, Sicbardus; ae. Bardenwulf; vgl. auch nhd.
Bardenheuer (s. Förstemann, Adt. Namenbuch23
I, 247; Bach, Dt. Namenkunde I § 87, 7. 197.

Fick III (Germ.)⁴ 262; Holthausen, As. Wb. 5; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 146; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. I, 152; Verdam, Mndl. handwb. 55; Vries,
Ndls. et. wb. 25; ders., Anord. et. wb.² 26; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 616 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 11; Cleasby-Vigfusson, Icel.-Engl. Dict. 52;
Bruckner, Spr. d. Langob. 232.

Die Frage der etym. Erklärung verengt sich auf
die Alternative: entweder ist ahd. barta, germ.
*barđon- auf die in gr. πέρθω plündern, aind.
bardhaka- abschneidend, scherend (abwei-
chend Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. III, 157
[vardh-]) enthaltene Basis *bherdh- schneiden
zurückzuführen, so Uhlenbeck, K. et. Wb. d.
aind. Spr. 187. 193; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 771;
O. Wiedemann, BB 27 (1902), 234; H. Peters-
son, IF 24 (1909), 39 f. u. a. Oder aber ist die of-
fensichtlich vom Germanischen ausgehende Be-
zeichnung für eine den Germanen eigene und
bei ihnen besonders vielgebrauchte Art von Axt
(s. Hoops Reallexikon I, 147 ff. Tafel 11, beson-
ders Nr. 15, 17, 18) eine relativ späte, sekundäre
Ableitung von dem weithingültigen idg. Erb-
wort *bhardhos Bart (ahd. bart, s. d.), und ahd.
barta, germ. *barđon- käme im Grunde nur da-
von her, daß das schneidende oder hauende Ei-
sen wie ein Bart am Stiele saß oder bartförmig
heruntergezogen war. Vgl. Walde-Pokorny II,
135; Pokorny 110; Kluge²¹ 54 sowie die meisten
neueren Handbücher.

Für die zweite Alternative sprechen die bei wei-
tem stärkeren Argumente, nicht nur der ele-
mentaren Anschaulichkeit, sondern auch der se-
mantischen Parallelen: im Nordgerm., wo das
ältere idg. Wort für Bart, *bhardhos, schon
früh durch den synonymen aisl. ja-Stamm
skegg n. verdrängt worden war, tritt neben (das
wohl aus dem Nddt. entlehnte, s. o.) barða ein
ganz entsprechend entwickelter f. jōn-Stamm
skeggja Hellebarde, der allerdings vorzugs-
weise poetisch gebraucht wird (s. Egilsson-
Jónsson, Lexicon poeticum² 504). Wie zur Bestä-
tigung gab es daneben noch eine Zss. skeggøx
eigtl. Bartaxt (zweimal belegt, s. Cleasby-Vig-
fusson, Icel.-Engl. Dict. 542); vgl. mndl. bard-
ackse (nach Kilian). Auch bei me. barbe (< lat.-
roman. barba) zeigt sich ein ähnlicher Bed.-
übergang zu Schneide der Axt; desgl. sei noch
an das zweite Komp.-glied von nhd. Schlüssel-
bart erinnert.

Daß es bei der Sippe von ahd. barta um eine
spezifisch germ. Wortbildung geht, zeigt sich
überdies darin, daß alle außergerm. Nachbar-
sprachen keine erbverwandten, sondern nur aus
dem Germ. entlehnte Bildungen aufweisen, so
im Westen afrz. barde Zimmeraxt, wohl aus
andfrk. oder as. barda (s. Wartburg, Frz. et.
Wb. I, 252; Meyer-Lübke, Rom et. Wb.³ Nr.
954), und im Osten aksl. brady Axt, Beil, secu-
ris, ascia
(mit Metathese, s. Torbjörnsson, Ge-
meinslav. Liq.metathese II, 4) sowie russ.-ksl.
bradъvь f., russ. bradva, bulg. brádva, serbo-
kroat. brȁdva, sloven. brâdva, poln. dial. broda
long end of edge of an axe, (jüngeren Datums)
barta, barda Zimmeraxt. S. Berneker, Slav. et.
Wb. I, 73. 118 f.; Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb.
d. slav. Spr. Nr. 209; Vasmer, Russ. et. Wb. I,
116; vgl. im besonderen H. Petersson, IF 24
(1909), 39 f.; K. P. Knutsson, Die germ. Lehn-
wörter im Slav. 47 ff.; Stender-Petersen, Slav.-
germ. Lehnw. 222 ff. Dabei bleibt das Alter der
Entlehnungen im einzelnen noch immer um-
stritten: altgermanisch Petersson, Stender-
Petersen, altniederdeutsch Knutsson, aber
von Vasmer aus wortgeographischen Gründen
zurückgewiesen, deutsch Sadnik-Aitzetmül-
ler. Entlehnte Formen sind wohl auch türk.
barda sowie magyarisch bárd (> rumän. bard
Zimmeraxt), s. R. Loewe, Zfvgl. Spr. 39 (1906),
302 f. und W. Meyer-Lübke, ebd. 595.

S. auch helmbarte.

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