belganAWB, pelgan st. v. III ‚zürnen, sich erzür-
nen, irasci, increpare, commovere‘; mhd. belgen.
Nhd. ist das Verb untergegangen, aber ein neu-
gebildetes Denominativverb zu balg (s. d.), sich
balgen ‚sich raufen, sich prügeln, streiten‘, ist an
seine Stelle getreten; mdartl. ist auch ein nicht-
reflexives balgen ‚zanken, schelten‘ vorhanden
(s. Trübners Dt. Wb. I, 220).
Ahd. Wb. I, 866 ff.; Schützeichel³ 13; Starck-Wells
45; Graff III, 103 f.; Schade 49; Lexer I, 172; Benecke
I, 125; Kluge²¹ 46 (balgen). — Schweiz. Id. IV, 1211;
Ochs, Bad. Wb. I, 110; Fischer, Schwäb. Wb. I, 588;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 236.
Verwandte st. Verben sind auch in anderen
agerm. Dialekten belegt, aber sie scheinen im
Absterben begriffen zu sein: as. belgan ‚zürnen‘
(fehlt mndd.); andfrk. belgan, belgon (Lips.
Gl.), mndl. nndl. belgen ‚dss.‘ (nndl. nur noch
st. flekt. im part. prät. verbolgen ‚zornig‘); a-
fries. nur part. prät. forbolgen, ovirbolgen ‚er-
zürnt‘; ae. belgan ‚zürnen‘ (fehlt me., ne.); aisl.
nur noch part. prät. bolginn, aber noch mit der
urspr. Bed. ‚geschwollen‘ (s. u.), nisl. bólginn,
nnorw. bolgen, aschwed. bulghin (zu aschwed.
bulin, ndän. bullen s. Seebold, Germ. st. Verben
99); davon abgeleitet aisl. bolgna sw.v. ‚auf-
schwellen‘, nisl. bólgna, nnorw. mdartl. bolna,
nschwed. bulna, älteres dän. bulne (> me. bol-
nen ‚aufschwellen‘; Björkman, Scand. Loan-
words 205); zu aisl. belgja sw.v. ‚aufbauschen,
aufblasen‘ → belgen. Das Verb fehlt im Got.
Fick III (Germ.)⁴ 268; Seebold, Germ. st. Verben 99 f.;
Holthausen, As. Wb. 6; Sehrt, Wb. z. Hel.² 43; Berr,
Et. Gl. to Hel. 46; Verdam, Mndl. handwb. 72; Franck,
Et. wb. d. ndl. taal² 30; Vries, Ndls. et. wb. 771 (ver-
bolgen); Holthausen, Afries. Wb. 6; Richthofen, A-
fries. Wb. 673; Helten, Lex. d. Aostfries. 269; ders.,
Aostfries. Gr. § 270; Holthausen, Ae. et. Wb. 19; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 82; Suppl. 76; Vries, Anord. et.
Wb.² 49; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 629 f.; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 116; Torp, Nynorsk et. ordb. 33;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 70.
Das germ. Verb *belgan- gehört zur idg. Wz.
*bhelg̑h- ‚schwellen‘ (zur Bed.entw. ‚schwellen
> zürnen‘ s. S. Blum, PBB 82 [Halle, 1960],
161 ff.), die seinerseits eine Erweiterung der
idg. Wz. *bhel(ǝ)- ‚aufblasen, aufschwellen‘
darstellt (→ bal¹). Außergerm. sind zu *bhelg̑h-
gehörige Nomina reichlich belegt (→ balg wo
Lit.), aber seltsamerweise sind nur wenige Spu-
ren von Verbalformen vorhanden (air. bolgaim
‚schwelle‘ ist kein primäres Verb, sondern se-
kundär zu bolg ‚Sack‘); hierher nach Sadnik-
Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav. Spr. Nr. 268 a-
bulg. ksl. blazovati ‚sich aufspielen, aufblasen,
hoffärtig sein‘, oblazivъ ‚aufgeblasen, hoffärtig,
eitel‘, oblazovati ‚hoffärtig sein‘ (anders Berne-
ker, Slav. et. Wb. I, 58 f., zu blaznъ ‚Irren, Irr-
tum, Anstoß‘).