belichaAWB, pelicha f. n-St.; belichoAWB, pelic(h)o, be-
licoAWB m. n-St. ‚Bläßhuhn, fulica, fulix‘ (Fulica atra
L.). — Mhd. belche sw. f.; nhd. (mdartl.)
Belch(e), Belchen m. f. (s. u.). Das ahd. Wort ist
nur in späteren Gl. belegt und zwar viermal als
Mask. im 11./12. Jh., nur einmal als Fem. im
13. Jh. Auch in den nhd. Mdaa. ist das Genus
unsicher: in der Schweiz ist nach Schweiz. Id.
IV, 1193 Belch(e), Belchen mask., aber unter den
Beispielen aus älterer Zeit steht auch eine fem.
Nebenform bölhinen; auch schwäb. Belch ist
mask. (Fischer, Schwäb. Wb. I, 832); dagegen
heißt der Vogel in Bayern die Belchen (Schmel-
ler, Bayer. Wb.² I, 233). Heute ist die Belche
(immer fem.!) ohne die Bez. ‚mdartl.‘ in manche
Wbb. der dt. Hochsprache eingedrungen; das
Wort fehlt aber bei Trübner, Paul-Betz und
Klappenbach-Steinitz.
Ahd. Wb. I, 871; Starck-Wells 45; Graff III, 332;
Schade 49; Lexer I, 171; Benecke I, 102; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 250 f.; Dt. Wb. I, 1439; Kluge²¹ 64. S.
auch Suolahti, Dt. Vogelnamen 302 ff.
Unter den germ. Sprachen ist das Wort aufs dt.
Gebiet beschränkt; neben den hochdt. Belegen
kommt nur as. beliko m. vor (Holthausen, As.
Wb. 6). Außergerm. ist am nächsten verwandt
lat. fulica, fulix, ein Wort mit derselben Bed.
aber einem anderen Suffix (idg. *-k- anstatt
idg. *-g-, germ. *-k-; vgl. Brugmann, Grdr.² II,
1, § 385 und s. u.). Auch mit einem anderen Suf-
fix gr. φαληρίς, -ᾱρίς ‚dss.‘. Viell. hierher auch
ai. balkā f. ‚Kranich‘, balāka- m. ‚eine Kranich-
art‘, wenn aus *bhalāka- in Anlehnung an baka-
‚eine Reiherart, oder Kranich(?)‘ (s. Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. II, 418; M. Niedermann, IF
[Anz.] 18 [1905—06], 78; etwas anders S. Char-
pentier, Zfvgl. Spr. 40 [1905—06], 452 f.).
Die Wurzelsilbe dieser Wörter geht auf idg.
*bhol- zurück, zur idg. Wz. *bhel(ǝ)- ‚glänzend,
weiß‘ (→ bal²).
Das u statt o in lat. fulica ist viell. mdartl. (durch den
anl. Labial begünstigt?); s. Sommer, Lat. Laut- u. For-
menlehre⁴ 60; anders P. Persson, IF 26 (1909), 60 f.;
ders., Beitr. z. idg. Wortf. 569 Fn. 1.
Der Vogel hat seinen Namen vom weißen
Stirnfleck erhalten, ähnlich nhd. Bläßhuhn (→
blas). Mhd. erscheint dasselbe Wort Belche als
Name eines Pferdes (Biterolf v. 2275. 2687.
11973: Dietleibs Roß). Auch der Bergname Bel-
chen (im Schwarzwald und in den Vogesen) be-
zieht sich wohl auf die „kahle, weithinleuch-
tende, vielleicht auch den Schnee lange hal-
tende Stirnfläche“ des Berges (E. Schröder,
ZfdA. 35 [1891], 239).
Suffixe auf germ. *-k-, idg. *-g-, *-g̑-, mit ver-
schiedenen Vokalen dienen oft zur Bildung von
Vogelnamen; z. B. got. ahaks ‚Taube‘, ae. hafoc,
ahd. habuh ‚Habicht‘, spätahd./mhd. sperch,
sperk (< *spar-ik-) ‚Sperling‘ (s. d. d.). Weiter-
bildungen als n-Stämme, sonst meist in Be-
zeichnungen für weibliche Lebewesen belegt,
wie ahd. fulicha ‚weibliches Fohlen‘ zu folo
‚männliches Fohlen‘, sind in (mask.) Vogelna-
men seltener; vgl. neben belicho auch spätahd./
mhd. sperche m.(?) ‚Sperling‘ (z. B. Gl. 3, 31, 39;
87, 69, zu passer, wo Parallelhss. sperch, sparo
haben, also nicht unbedingt als Bez. für ‚Sper-
lingsweibchen‘, wie Kluge, Nom. Stammbildung³
§ 45). Vgl. auch Kluge, a.a.O. § 61 b; Brug-
mann, Grdr.² II, 1 § 391. 393.
Fick III (Germ.)⁴ 267; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 77.
78 (s. v. bairhts, *bala-); Walde-Pokorny II, 175 f.;
Pokorny 118 ff.; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 1013 f.; Frisk,
Gr. et. Wb. II, 988 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 1176;
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 559 f.
S. auch arbaisperck, -icha.