berahtAWB, perahtAWB adj. ‚hell, klar, glänzend, her-
vorragend, clarus, praeclarus, splendidus, eximi-
us‘. (Zum Sproßvokal vgl. Braune, Ahd. Gr.¹³
§ 69; ohne Sproßvokal nur Gl. 2, 74, 24: perhtun).
— Mhd. berht (selten); nhd. nur noch in EN,
als erstes (Bert-) oder zweites (-bert, -brecht)
Glied.
Ahd. Wb. I, 880 f.; Schützeichel³ 13; Starck-Wells 46;
Graff III, 209; Schade 50; Lexer I, 190; Benecke I,
106; Kluge²¹ 68; Förstemann, Adt. Namenbuch2—3 I,
277 ff. — Vgl. auch I. Reps, PBB 72 (1950), 236 ff. (zur
Bed.).
Im Kontinental-Wgerm. scheint dieses germ.
Wort früh ausgestorben zu sein: as. ist ber(a)ht
‚glänzend‘ noch reichlich belegt, aber mndd.,
mndl., nndl., afries., nfries. fehlt irgendwelche
Entsprechung (außer EN). Dagegen ist das
Wort in England und Skand. durch die Jahr-
hunderte hindurch lebendig geblieben: ae.
beorht und mit Metathese breht ‚glänzend, hell
usw.‘, me. ne. bright; aisl. bjartr ‚dss.‘ (< ur-
nord. *ber[h]taR, urgerm. *berhtaz), nisl. bjar-
tur, nnorw. bjart, bjert, ndän. bjert, nschwed.
bjärt. Dazu kommt got. bairhts ‚hell, offenbar,
δῆλος‘ (adv. bairhtaba), auch langob. Bert-,
Pert-, -bert, -pert in vielen EN.
Fick III (Germ.)⁴ 264 f.; Holthausen, As. Wb. 6; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 45; Berr, Et. Gl. to Hel. 48; Holthausen,
Ae. et. Wb. 20; Bosworth-Toller, AS Dict. 86; Suppl.
80; ME Dict. A—B, 1169 f.; OED I, 1102; Vries, A-
nord. et. Wb.² 39; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 623; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 17; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 77; Torp, Nynorsk et. ordb. 25; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 45; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 76;
Bruckner, Spr. d. Langob. § 72 und Anm. 1. 85 Anm. 2.
Seite 234 ff.
Es wäre viell. zu erwägen, ob das Verschwinden die-
ses zur Metathese neigenden Wortes im Kontinental-
Wgerm. mit dem dortigen Auftreten des nicht ver-
wandten aber ähnlich klingenden Wortes braht, praht
(auch Adj. brechtig, prächtig) mit der neuen Bed.
‚Pracht, Glanz usw.‘ (urspr. ‚Lärm, Krach‘; → braht)
zusammenhängen könnte.
Die germ. Grundform *berhtaz ist eine Adj.-
bildung auf idg. *-to- (s. Wilmanns, Dt. Gr.
§ 336; Kluge, Nom. Stammbildung³ § 221 ff.)
zur idg. Basis *bherǝg̑- : *bhrēg̑- [**bherH₁g̑- :
**bhreH₁g̑-] ‚glänzen; weiß‘. Auch eine -t-Bil-
dung mit derselben Ablautstufe kymr. berth (<
*berkto-) ‚schön‘; bret. PN Berth-walart, ir. PN
Flaith-bertach; viell. auch mir. bert f. ‚haut fait,
exploit, chance‘ (so J. Loth, Rev. Celt. 44
[1927], 6; J. Vendryes, ebenda 314; dagegen
Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. B—42 f.). Die slav.
-t-Ableitung hat ihre urspr. adj. Funktion auf-
gegeben und bildet Wörter, die zur weitverbrei-
teten Sippe der aus dieser Basis abgel. Birken-
namen gehören: russ. berësta ‚Birkenrinde‘, bé-
rest ‚Ulme‘ usw. (→ birka).
Meistens wird lit. beršti javaĩ ‚das Getreide
fängt an, weiß zu werden‘(?) hierher gestellt (so
u. a. Walde-Pokorny II, 170; Pokorny 139;
Feist 76); dagegen nach Fraenkel, Lit. et. Wb.
40 zur Wz. *bher- ‚tragen, hervorbringen‘ (→
beran).
Zu *bhrēg̑-: aind. bhrjate ‚glänzt, strahlt‘,
bhrāj- f. ‚Glanz‘, bhrājá- adj. ‚strahlend, fun-
kelnd‘; av. brāzaiti ‚glänzt, strahlt‘, brāza- ‚blin-
kend, schimmernd; n. Schein, Schimmer‘; npers.
barāzīdan ‚glänzen‘, barāz ‚Schmuck‘.
Aind. bhárgas- n. ‚Glanz‘ wird wegen des Velars meist
zur gleichbed. Basis *bheleg- gestellt (→ blecken); da-
gegen hierher nach Frisk, Gr. et. Wb. II, 1024 (s. v.
φλέγω; ohne Erklärung des divergierenden Kons.).
Zum möglichen Zusammenfall der beiden Basen im
Indoiran. s. Mayrhofer II, 529 f. Verfehlt Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 259 (s. v. fulgō), die aind. bhr-
jate usw. ausschließlich zur -l-Basis stellen.
Auch zu *bhrēg̑- mit -sk-Formans lit. brkšti
‚tagen, anbrechen (vom Tage und auch von der
Dämmerung)‘, apýbrėškis ‚Dämmerung‘; aksl.
probrězgъ ‚Morgendämmerung‘, russ. brezg
‚dss.‘, brezžit ‚es tagt‘; sloven. brệsk, tschech.
břesk, poln. brzask ‚Morgendämmerung‘,
obrzasknąć ‚hell werden‘.
Mit Reduktionsstufe *bhьrǝg̑- (*bhr̥̄g̑-): viell.
alb. barth (bardhë) ‚weiß‘.
Die idg. Basis *bherǝg̑-, wie auch die gleich-
bed. *bherǝ- (→ brâwa, brettan), ist wohl eine
Erweiterung der Wz. *bher- ‚glänzend, hell-
braun‘ (→ bero, bibar, brûn).
Walde-Pokorny II, 170 f.; Pokorny 139 f.; Mayrho-
fer, K. et. Wb. d. Aind. II, 529 f.; Bartholomae, Airan.
Wb. 972 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 510 f. (s.
v. flagrō); Meyer, Et. Wb. d. alb. Spr. 27; Berneker,
Slav. et. Wb. I, 85; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 37 f.;
Vasmer, Russ. et. Wb. I, 78. 120; Sadnik-Aitzetmüller,
Vgl. Wb. d. slav. Spr. Nr. 136; Fraenkel, Lit. et. Wb.
55 f.; Fick II (Kelt.)⁴ 170; Dict. of Welsh 274. — Pers-
son, Beitr. z. idg. Wortf. 34 f.; 689 u. Anm. 1.