bidebbenAWB sw. v. I, nur Notker und in bair.
Gl.-Hss. vom 10.—11. Jh. (Gl. 2, 135, 24 f.): ‚un-
terdrücken, betäuben, einschläfern, opprimere,
retudere, sopire‘ 〈Var.: bedéppen, pideppen,
2.sg.konj.präs. pitteppest, part.prät. bedebet;
zur Schreibung pp im Obd. s. Schatz, Ahd. Gr.
§ 163; in pidemphanne liegt Verquickung mit
pitempfen ‚mit Rauch bedecken oder umhül-
len, ersticken‘ vor, → dempfen〉. — Mhd. bete-
ben sw. v. ‚sopire, opprimere‘.
Splett, Ahd. Wb. I, 126; Schützeichel⁴ 87; Starck-
Wells 92; Graff V, 347; Schade 70; Sehrt-Legner,
Notker-Wortschatz 63. 65; Schatz, Abair. Gr. § 142;
Raven, Schw. Verben d. Ahd. I, 289 f.; Krüer, Binde-
vokal 54 f.; Lexer I, 235; Benecke III, 19.
Die einzige formal genau entsprechende Bil-
dung in den germ. Sprachen ist aisl. þefja sw. v.
‚zerstoßen, stampfen (von Grütze)‘ < urgerm.
*þajan-. Auf die gleiche Wz. urgerm. *þaf-
(s. u.) gehen zurück: nnorw. tava ‚reißen,
schleppen‘; vgl. ndän. tave ‚Faser‘, ält. ndän.
‚Büschel Flachs, Wolle‘; nschwed. dial. tav,
nnorw. dial. tave ‚kleines, zerfasertes Stück,
Tuch‘; nnorw. tafs(e), nschwed. tafs ‚kleiner zu-
sammengewickelter Haufe, Wisch‘, ndän. tjavs
‚Zotte‘ (mit eingeschobenem j als spontane Pa-
latalisierung bei verächtlichen Ausdrücken; da-
zu Lühr, Expressivität 87 f.). Sofern anord. þǫf-
ta sw. v. ‚schlagen, stampfen‘ (< *þafutōn/ þa-
utōn-) zu aisl. þefja gehört, kann auch nost-
fries. dafen, daven ‚klopfen, stampfen‘ von der
diesen Verben zugrundeliegenden Wz. abgelei-
tet sein. Im Ablautverhältnis stehen: anord. þœ-
fa sw. v. ‚walken, stampfen‘ < *þōijan-; þóf n.
‚Gedränge, Streit, Zank‘, þófi m. ‚Filz‘ (woraus
möglicherweise lit. tūbà, tbas, lett. tūba,
apreuß. tubo ‚Filz‘; s. Trautmann, Apreuß.
Sprach.denkm. 451; dagegen Fraenkel, Lit. et.
Wb. 1134: unsicher).
Fick III (Germ.)⁴ 180 (doch ohne Erwähnung von
ahd. bidebben); Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries.
Spr. I, 270 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 606 f. 615; Jóhan-
nesson, Isl. et. Wb. 426; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 313. 317. 324; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 1250; Torp, Nynorsk et. ordb. 774; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog III, 1011.
Außergerm. Verwandte sind möglicherweise:
aind. vítapati ‚auseinanderdrängen, durchdrin-
gen‘, sáṃtapati ‚einklemmen, drücken, bedrän-
gen‘, mpers. tapāh, npers. tabāh ‚Leid‘, wenn <
‚Niedergedrücktheit‘; und gr. ταπεινός ‚niedrig,
demütig‘ < uridg. *tap- (> urgerm. *þaf-) ‚nie-
derdrücken, zusammendrücken‘. Als Grundbe-
deutung für die Substantive ndän. tave usw. er-
gäbe sich in diesem Fall die Bedeutung ‚zusam-
mengepreßter Haufe‘.
Für das Griech. ist zwar auch Ch. Ballys (MSLP 12
[1903], 329) Rückführung von gr. ταπεινός auf eine
Basis *τάπος ‚Niederung‘ (< *tpo-), die er zu Tέμ-
πεα n. pl. ‚Tal zwischen Olympos und Ossa‘ stellt,
lautlich möglich, doch dürfte für das griech. Adj. die
Annahme einer Grundbedeutung ‚gedrückt‘ näherlie-
gen. Im Falle des indoiran. Materials ist jedoch Uhlen-
becks (K. et. Wb. d. aind. Spr. 108) und Mayrhofers
(K. et. Wb. d. Aind. I, 477 [doch s. III, 719 f.]; Et.
Wb. d. Altindoar. I, 624) Auffassung, die aind. Verben
würden zu aind. tápati ‚erhitzt, quält‘ gehören, zu be-
denken. Auch nach T. Gotō (Die „I. Präsensklasse“ im
Ved., Sitz.ber. d. Akad. d. Wiss. 489 [1987], 159 f. und
Anm. 253) ist die Bedeutung ‚quält‘ von aind. tápati
eine Weiterentwicklung aus ‚erhitzt, verbrennt‘ (s. de-
ba).
Pokorny 1056; Walde-Pokorny I, 705; Fick I (Idg.)⁴
56. 223. 439; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 941; Frisk, Gr. et.
Wb. II, 854. 876; Chantraine, Dict. ét. gr. 1093 (die
Verbindung von gr. ταπεινός mit aind. ví-, sáṃtapati
wird jedoch nicht erwähnt).