bigerAWB adj., nur an 3 Gl.stellen belegt,
4, 86, 52 (in 8 Hss. überliefert), 4, 155, 17 und
4, 174, 9, wohl meist obd. und durchweg erst
12./13. Jh.: ‚träge, langsam, verdrießlich, pi-
guus‘ (= piger bei Priscian, nach Forcellini IV,
671 a). Das Wort scheint weder im Nhd. noch
in den dt. Mdaa. von heute weiter im Gebrauch
zu sein.
Ahd. Wb. I, 1014; Splett, Ahd. Wb. I, 1211; Starck-
Wells 53; Graff III, 46; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
434.
Auch in den außerdt. Dialekten des Germ. tau-
chen keine Entsprechungen auf. So wird es sich
um ein auf hd. Gebiet beschränktes Lehnwort
aus lat. piger handeln, und zwar, wie die dt.
Wiedergabe des anl. p- als b- verrät (nicht etwa
pf-), um eine verhältnismäßig späte Entlehnung,
der eine schon im Roman. lenisierte Aussprache
des anlautenden Labials zugrunde lag, wie etwa
in ahd. beh (bei Otfrid, < picem), bunt (<
pun[c]tus) (s. d.), vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 133
Anm. 3; Franck, Afrk. Gr.² § 83; ders., AfdA. 34
(1910), 206.
Die Etym. des lat. Ausgangspunkts piger ‚lang-
sam; verdrossen, träg, faul‘ ist nicht eindeutig
geklärt, aber schon Grimm, Dt. Wb. III, 1441
(s. v. feig[e]) stellte piger wohl mit Recht zu der
idg. Wz. *pei̯g̑- (mit der *pei̯- konkurriert)
‚feindselig oder übel gesinnt‘, zu der auch lat.
piget ‚es verdrießt, erregt Widerwillen‘ u. a. ge-
hört und von der man germ. Bildungen wie ahd.
feichan (< idg. -g̑-) ‚Arglist, Bosheit‘ (s. d.) so-
wie ahd. gifêh (< idg. --) ‚feindlich gesinnt‘ als
urverwandt abzuleiten pflegt (doch s. Lühr, Ex-
pressivität 337 f.). Zum Fortleben von lat. piger
(relativ häufig in der Vulgata) in der Romania,
s. Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 7140; Wartburg,
Frz. et. Wb. VIII, 445.
Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II, 300 f.; Walde-Po-
korny II, 10 f.; Pokorny 795.