bihabannessiAWB n. ja-St., nur Tatian; bihaban-
nissîAWB f. īn-St., nur Gl. 4, 309, 28 (alem., 9. Jh.):
‚Deckmantel, Vorwand, obtentus‘. Die Bildung
ist unklar. Die Wörter sind wegen der Bedeu-
tung zweifellos zu bihabên (s. d.) zu stellen
(vgl. bihabêti ‚obtentus, detentio‘, bihebida
‚dss.‘ und s. Ahd. Wb. IV, 573; vgl. auch biha-
bannissida unten), jedoch tritt das Suffix -nis-
sa, -niss sonst nie an den Infinitiv eines Verbs
(zu -an statt -ên im Inf. der sw. v. der 3. Klasse
vgl. Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 368 u. Anm. 1 a), son-
dern entweder an das Part. Prät. oder unmit-
telbar an die Stammsilbe (vgl. Wilmanns, Dt.
Gr. II § 271, 4 f. und s. die vollständige Liste
der ahd. -nissa-, -niss-Ableitungen bei E.
Dittmer in Althochdeutsch 269 f.). Deshalb hat
man diese Wörter gelegentlich zu biheffen,
part. prät. bihaban gestellt (so Schade 62; im-
mer noch Splett, Ahd. Wb. I, 366, der aber bi-
habannissida anders erklärt), was jedoch we-
gen der Bedeutung äußerst zweifelhaft ist (die
Sippe von lat. teneo, tendo, detentio, obtentus
usw. wird nie durch die Sippe von ahd. heffen
wiedergegeben; vgl. Köbler, Lat.-germanist.
Lex. 120. 285. 425 f.).
Es handelt sich hier viell. um eine Bildung, die
Wilmanns, Dt. Gr. II § 271, 5 Anm. fürs Ahd.
vermutet hat, ohne daß er seine Vermutung
durch eindeutige Beispiele bekräftigen konnte:
zu einem Verbalabstraktum auf -ni (wie in got.
taikns, mit westgerm. Sproßvokal wie in ahd.
zeichan), das — mit einem zusätzlichen -īn-Suf-
fix — in ahd. inthabanî¹ ‚Zurückhaltung, Ge-
duld, sustinentia‘ (s. d.) vorkommt (dieses Wort
ist nicht mit inthabanî² ‚Anmaßung‘ — zu inthef-
fen — zu verwechseln), ist als weiteres Suffix
-nissi hinzugetreten. Demgemäß wäre die Zss.
als bi-hab-an-nissi zu analysieren. — bihabannis-
sidaAWB f. ō-St., nur Gl. 1, 561, 30: ‚Aufenthalt, de-
tentio‘. Zur Bedeutungsentwicklung von ‚behal-
ten‘ zu ‚Aufenthalt‘ vgl. mhd. ûf enthalten
‚behalten, Unterhalt gewähren‘, die Basis von
mhd. ûfenthalt ‚Aufenthalt, Bleibe‘. S. -ida. — bi-
habriAWB m. ja-St., nur Gl. 1, 567, 14. 804, 60: ‚ei-
ner, der besitzt, continens‘. S. -ri. — Ahd. Wb.
IV, 529 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 366; Starck-Wells
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