bilihAWB m.(?) a-St., nur in (fast durchweg
bair.) Gl. vom 11. Jh. an, im Nom.Sg.: ‚Bilch-
(maus), Siebenschläfer; Haselmaus; glis‘ (Glis
L. oder Muscardinus avellanarius L.) 〈Var.:
auch mit p-, einmal pilche mit „unechtem“ e, s.
Weinhold, Bair. Gr. § 338〉. — Mhd. bilch f.,
nhd. Bilch m., Bilchmaus f.
Ahd. Wb. I, 1051 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 62; Starck-
Wells 55; Graff III, 97; Schade 681; Lexer I, 273; Be-
necke I, 123; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 265 (glis); Dt.
Wb. II, 8; Kluge²¹ 76; Kluge²² 84; Pfeifer, Et. Wb.
172.
Schon die Tatsache, daß das Wort weder im
Niederdt. noch in einem anderen germ. Dialekt,
sondern nur im Hochdt., vor allem in seinem
östlichen Teil (Ostalpen, s. Brehm, Thierleben²
II, 305 ff.) zu Hause ist, spricht für seine Ent-
lehnung, und zwar aus dem Slavischen, im Zuge
der schon im Mittelalter regen Einfuhr von
Pelzwerk aus den östlichen Nachbarländern
(vgl. L. Stieda, Apreuß. Monatsschrift 24 [1887],
Heft 7/8, und slav. Lehnwörter wie (spät) ahd.
zobel, sisimûs ‚Ziesel‘, kursin[n]a ‚Pelzrock‘
und mhd. kürsenære ‚Kürschner‘, s. d.). Eben
dort ist ein entsprechender Wortstamm mit glei-
cher Bedeutung weitverbreitet: poln. pilch,
tschech. plch, russ. dial. polchók, -chká, bulg.
plъch, serb.-kroat. pȕh, sloven. pólh (vgl. mhd.
polmûs ‚Bilch‘, Minnesänger, hrsg. von der Ha-
gen II, 384), so daß man wohl mit Recht eine
urslav. Form *pьlchъ angesetzt hat, auf die das
ahd. Lehnwort bilih mit anl. b-/ p- für slav. p-
wie in anderen späten Adoptionen aus dem Slav.
zurückgeht (so schon bei Palander, Ahd. Tier-
namen [1899], 68 f. und wieder bei O. Schrader,
IF 17 [1904/05], 29).
Sicher verfehlt war die Meinung, das aufs Ahd. be-
schränkte bilih sei die Quelle sämtlicher slav. Wörter
(s. K. F. Johansson, Zfvgl. Spr. 30 [1890], 351; Fick II
[Kelt.]⁴ 173 f.); nicht weniger abwegig die Herleitung
aus dem Keltischen, speziell kymr. bele (Pedersen,
Vgl. Gr. d. kelt. Spr. I, 98; II, 23), wie anfangs noch
bei O. Schrader, Zfvgl. Spr. 30 (1890), 471 f. und in
der 1. Aufl. seines Reallex. d. idg. Alt. 954 (nicht mehr
in der 2ten); so auch Prellwitz, Et. Wb. d. gr. Spr. 56;
Osthoff, Parerga I, 185 und vor allem C. C. Uhlen-
beck, PBB 26 (1901), 291. Abzulehnen ist auch Ver-
knüpfung mit lat. fēles, -is ‚Katze, Marder, Iltis‘
(K. F. Johansson, a. a. O. sowie V. J. Petr, BB 21
[1896], 209; ders., BB 25 [1899], 147; kritisch Wal-
de-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 474) oder mit russ. belka,
belica ‚Eichhorn‘, wie es in den älteren Auflagen von
Kluge (etwa der 6ten) zu lesen stand; dagegen O.
Schrader, IF 17 (1904-05), 29 f.
Wie schon von Benecke I, 123 notiert, führt die
Etym. der slav. Vorform von ahd. bilih auf die
Sippe von lit. pel, lett. pele ‚Maus‘, apreuß. pe-
les pl. (Elb. Vokab. 111) ‚Maus‘ (= ‚Armmus-
kel‘) sowie die adj. Ableit. lit. pelkas ‚mäuse-
fahl‘, lett. pęlęks ‚grau‘; aruss. ksl. pelesъ ‚pullus,
schwarzgrau‘, russ. pelësyj ‚gefleckt, bunt‘ zu-
rück, alles Ableitungen von der idg. Wz. *pel-
‚grau, schwärzlich, fahl‘.
Walde-Pokorny II, 177; Pokorny 805; Trautmann,
Balt.-Slav. Wb. 212; Miklosich, Et. Wb. d. slav. Spr.
236; Berneker, Slav. et. Wb. I, 56; Vasmer, Russ. et.
Wb. I, 72; II, 333. 400; Fraenkel, Lit. et. Wb. I,
565 f.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. III,
195 f.; Trautmann, Apreuß. Spr.denkm. 83. 393.
In den dt. Mdaa. von heute lebt das Wort fast nur
noch im Südosten, s. Schmeller, Bayer. Wb.² I, 233
(kärnt. steir. polh); Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in
Österr. III, 164 f. (pl. -e, -en, -er); Lexer, Kärnt. Wb.
26; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 78; Unger-Khull, Steir.
Wortschatz 83; Fischer, Schwäb. Wb. I, 1110 (veraltet:
„scheint uns zu fehlen“).