bintanAWB st. v. III, prät. sg. bant, prät. pl.
buntun, part. prät. (gi)buntan: ‚binden, ver-
binden, verknüpfen, umwinden, fesseln; (al-),
(col-)ligare, vincire, nectere‘; ‚(schlüssig) über-
führen, ligare‘ (Notker) 〈Var.: p-; -nd-; zum
Wandel -nt- > -nd- (schon bei Notker) vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 163 Anm. 5; Paul, Mhd.
Gr.²³ § 146〉. — Mhd. binden ‚binden, fesseln,
verbinden, umwinden‘. — Nhd. binden.
Ahd. Wb. I, 1063 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 63; Schütz-
eichel⁴ 76; Starck-Wells 56; Graff III, 132; Schade 65;
Lexer I, 278 f.; Benecke I, 129 f.; Dt. Wb. II, 31 ff.;
Kluge²¹ 78; Kluge²² 86; Pfeifer, Et. Wb. 176.
Das Wort hat Entsprechungen in sämtlichen
germ. Dialekten und ist mit den verschiedensten
gram. Formen reichlich vertreten: as. bindan,
mndd. binden; andfrk. bindan (s. Helten,
Aostndfrk. Psalmenfrg. 44, 34), mndl. nndl. bin-
den; afries. binda; ae. bindan, me. binden, ne.
bind; aisl. binda, nnorw. nschwed. binda, ndän.
binde; got. bindan.
Fick III (Germ.)⁴ 259; Seebold, Germ. st. Verben
102 ff.; Holthausen, As. Wb. 7; Sehrt, Wb. z. Hel.²
51 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 52; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 278; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
337; Verdam, Mndl. handwb. 99; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 67; Vries, Ndls. et. wb. 60; Holthausen,
Afries. Wb.² 9; Richthofen, Afries. Wb. 640 f.; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 24; Bosworth-Toller, AS Dict.
102; Suppl. 92; ME Dict. A—B, 865; OED² II, 199 f.;
Oxf. Dict. of Engl. Et. 95; Vries, Anord. et. Wb.² 37;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 611; Holthausen, Vgl. Wb.
d. Awestnord. 16; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 74;
Torp, Nynorsk et. ordb. 24; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 42; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 79. 80 f. 93; Leh-
mann, Gothic Et. Dict. B-62.
Aber auch außergermanisch sind die etym.
Zs.hänge reich belegt und sowohl formal wie in-
haltlich überzeugend, vielleicht mit der einen
Besonderheit, daß unter den sprachlichen Ver-
wandten die nominalen Bildungen weit überwie-
gen (vgl. A. Meillet, Cinquantenaire de l’école
pratique des hautes études [Paris, 1921], 177).
Schon im Aind. erweist sich die Verbalform
badhnti ‚bindet‘ (< *bhdh-, vgl. got. [and]-
bundnan) als eine indische Neubildung, die im
Ved. selten belegt ist (s. A. Meillet, MSLP 17
[1911—12], 194); noch später erscheint bandhati
‚bindet, fesselt, nimmt gefangen, fügt zusam-
men‘, all dies im Gegensatz zu den zahlreichen
Nominalbildungen wie bándhana- n. ‚Stiel (ei-
ner Frucht)‘, bandhá- ‚Binden, Band‘, bándhu-
‚Verwandter‘ u. a. mehr, die auf eine idg. Basis
*bhendh-: *bhondh-: *bhdh- mit der Grundbed.
‚binden‘ zurückführen.
Im Jungav. findet sich baṇdaiieiti ‚bindet, fes-
selt‘, basta- ‚gebunden‘. Gr. πεῖσμα ‚Tau, Seil‘
(neben πέσμα und πάσμα) weist auf ursprl.
*πενθσμα zurück, s. Schwyzer, Gr. Gram. I,
287; K. Brugmann, IF 11 (1900), 104 f.; dazu
kommt gr. πενθερός ‚Schwiegervater‘, auch
‚Schwager, Schwiegersohn‘, eigtl. ‚der (durch
Heirat) Verbundene‘ (< *bhendh-ero-), was sich
mit einem u-St. wie aind. bándhu- m. ‚Verwand-
ter‘ vergleichen und formal mit lit. beñdras m.
‚Teilhaber, Genosse‘ (s. u.) identifizieren läßt
(zu dem -u-/ -ero-Wechsel in Nominalstämmen
s. Schwyzer, Gr. Gram. 482 Anm. 3 [mit Lit.];
Leumann, Hom. Wörter 115); und endlich gr.
φάτνη ‚Krippe‘, später mit Aspirationsverset-
zung auch πάθνη (< *bhdh-nā), eigtl. ‚ge-
flochtener Korb‘, so E. Lidén, BB 21 (1896),
109 f.; anders F. Solmsen, Zfvgl.Spr. 42 (1909),
219 und Anm. 3: ‚Stelle, wo das Tier im Stall an-
gebunden wird‘. (Zum höchst problematischen
Anschluß von gr. πάσχω ‚erfahre, erdulde, lei-
de‘, s. Seebold, a. a. O. 104; Frisk, Gr. et. Wb.
II, 478 f.).
Auch aus dem Lat. meldet sich nur Nominales
wie offendīx ‚das Kinnband an der Priestermüt-
ze‘ (Festus-Paulus 205), wohl aus *ob-fend-
(< *-bhendh-), neben dem vielberufenen offen-
dimentum ‚dss.‘, in dem wohl nur eine Verlesung
für offendit mentum zu vermuten ist (s. Leu-
mann, Lat. Laut- und Formenlehre [1953] 242);
dazu das umbr. ufestne ‚operculātīs‘ (< *op-
fe[n]st[i]no-?, s. Buecheler, Umbrica 167 f.;
Buck, Gr. of Oscan and Umbrian 86). Aber lat.
dē-, offendo gehört nicht hierher, s. Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. I, 332 f.
Auch im Kelt. kommen nominale Ableitungen
vor, z. T. mit n-Erweiterung: gall.-lat. benna
‚Art zweirädriger Wagen mit geflochtenem
Korb‘, kymr. benn ‚Fuhrwerk‘ (noch in dt.-
mdartl. benne ‚Wagenkasten‘ sowie in ae.
binn[e] ‚Kasten, Korb, Krippe‘, ne. bin) <
*bhendh-nā; mir. buinne ‚Band, (Arm)Reif‘ (<
*bhondhiā, s. Wh. Stokes, BB 23 [1897], 49).
Dagegen ist Zs.hang von air. bés ‚Brauch, Sitte‘
(< *bhendh-tu-?) mit der idg. Wz. *bhendh-
sehr unsicher, s. Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc.
B—43; Walde-Hofmann II, 204.
Wie K. F. Johansson, IF 19 (1906), 114 ff. wahr-
scheinlich gemacht hat, gehört alb. besë ‚Ver-
trag, Glaube, Waffenstillstand‘ hierher. Ver-
wandt ist vielleicht auch toch. A B pānto ‚Bei-
stand‘ (< *bhōndhō[n]), s. Windekens, Orbis 14
(1965), 502; ders., Le tokharien 352.
Aus dem Baltischen stellt sich hierher, sowohl
aus formalen wie semantischen Gesichtspunk-
ten, lit. bandà ‚das (angebundene) Vieh‘ sowie
das bereits erwähnte beñdras ‚Teilhaber, Ge-
nosse‘. Außerdem verzeichnet Detschew eine
ganze Anzahl von thrak. Eigennamen wie Bεν-
δῖς- (mit verschiedener Akzentuierung) sowie
Zss. mit Bενδι-.
Walde-Pokorny II, 152; Pokorny 127; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. II, 406; ders., Et. Wb. d. Altindoar.
II, 208 f.; Bartholomae, Airan. Wb. 926; Reichelt,
Aw. El.buch 462; Hübschmann, Pers. Stud. 30; Frisk,
Gr. et. Wb. II, 492. 504; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 758;
Chantraine, Dict. ét. gr. 871. 880; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. II, 204; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
459; Fick II (Kelt.)⁴ 168; Vendryes, Lex. ét. de l’irl.
anc. B—115; Dict. of Irish B—237 f.; Dict. of Welsh 271
(ben); Fraenkel, Lit. et. Wb. 34. 39; Detschew, Thrak.
Sprachreste 49 ff.; Kretschmer, Gesch. d. griech. Spr.
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