bismerAWB, bismarAWB n. a-St., nur Gl., Otfrid:
‚Verhöhnung, Spott, Spiel, improperium, in-
sultatio, irrisio, ludicrum‘ 〈Var.: p-; zu a für e
vor r in Nebentonsilben, das in diesem Wort
nur in zwei spätbair. Glossen, in verwandten
Wörtern (bismarida, bismarôn, bismarunga)
nur im Tatian vorkommt, s. Braune, Ahd.
Gr.¹⁴ § 64. 235 Anm. 2. 285 Anm. 2; Schatz,
Ahd. Gr. § 106; ders., Abair. Gr. § 49, und vgl.
Tatian und spätbair. andar-, unsar- usw.〉. Das
Wort fehlt mhd. und nhd.
Ahd. Wb. I, 1116 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 884; Schütz-
eichel⁴ 77; Starck-Wells 59; Graff VI, 833; Schade 68.
Ahd. bismer hat nur im Westgerm. Entsprechun-
gen: as. bismer- (nur in der Zss. bismer-sprāka
‚Spottrede‘; vgl. ae. bismer-spræc); andfrk. bi-
smer (vgl. Helten, Aostndfrk. Psalmenfrg. Ps.
56, 4. 68, 10. 11; S. 62, 11. 97 [Index]; ae. bi-
smer, -mor, bysmer, -mor m.f.n. ‚Spott, Beleidi-
gung, Vorwurf; Schmutz‘, me. bismār(e), -mē-
r(e) (mit unerklärtem langem Vokal).
Fick III (Germ.)⁴ 521; Holthausen, As. Wb. 8; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 53; Berr, Et. Gl. to Hel. 53; Holthausen,
Ae. et. Wb. 24. 301 (smǣre); Bosworth-Toller, AS
Dict. 105; Suppl. 94; ME Dict. A—B, 905; OED² II,
224.
Zugrunde liegt die idg. Wz. *(s)mei̯- ‚lächeln‘,
hier mit Schwundstufe und r-Erweiterung, wie
auch mit zusätzlicher k-Erweiterung in ae.
smearcian, smercian ‚lächeln‘, ne. smirk
‚schmunzeln, grinsen‘; mit Vollstufe *smoi̯- ae.
-smaēre in der Zss. gāl-smaēre ‚zum Lachen ge-
neigt‘. Anscheinend gehören zur selben Wz. mit
l-Erweiterung die erst spät bezeugten Verben
nschwed. nnorw. smila, ndän. smile, me. smilen,
ne. smile (aus dem Skand.?) ‚lächeln‘; dazu viell.
das nur einmal belegte ahd. Part. Präs. smilen-
ter: subridens Gl. 2, 646, 27 (11. Jh., bair.), so-
fern es sich nicht um eine spätahd. Schreibung
von *smielenter (s. u.) mit î statt ie handelt (vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 48 Anm. 3 und → *bilio-
bo). Nach E. Schwyzer, Streitberg-Festgabe
344 f. stellt schweiz. -šmiǝ(n), nur in Zss. mit
ǝr-, vǝr-, ‚verblüfft werden, erstaunen, er-
schrecken‘ eine unerweiterte Form dieser Wz.
dar (oder der Variante *smeu̯-?; s. u.).
OED² XV, 311, 789 f. (smile). 791 f. (smirk); Oxf.
Dict. of Engl. Et. 838; Hellquist, Svensk et. ordb.³
1002; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1082; Schweiz.
Id. IX, 821 f.
In ahd., ae. bismer hat sich die Bed. ‚Verhöh-
nung, Spott‘ aus ‚das Be-, Verlachen‘ entwickelt;
zur gelegentlichen negativen Bed. des Präfixes
bi- vgl. bisprâcha ‚Verleumdung, Mißgunst‘, bi-
suoh ‚Versuchung‘ usw.
Außergerm. ist die Wurzel weitverbreitet: aind.
smáyate, -ti ‚lächelt‘, smera- ‚lächelnd, freund-
lich‘; lat. mīrus (< *smei̯-ros) ‚wunderbar‘, wohl
auch cōmis(?), alt cosmis ‚gefällig, freundlich‘
(< *co-smi-s ‚mitlächelnd‘); gr. mit d-Erweite-
rung μεῖδος ⋅ γέλως Hesych, μειδιάω ‚lächele‘,
φιλο(μ)μειδής ‚hold lächelnd‘; air. miad n.
‚Ruhm, Stolz‘, mōidid ‚rühmt sich‘; lett. smeju,
smiêt ‚(ver)lachen, spotten‘, smaidît ‚lächeln,
schmeicheln, spotten‘; aksl. smijati sę (smějǫ)
‚lachen‘, směchъ ‚das Lachen‘; toch. A, B smi-
‚lachen, lächeln‘.
Nicht zu *smei̯-, sondern zu einer Variante
*smeu̯- gehören spätahd. smierên, -ôn (s. d.),
mhd. smieren, smielen ‚lächeln‘.
Walde-Pokorny II, 686 f.; Pokorny 967 f.; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. III, 548; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. I, 254; II, 94 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
135. 406; Frisk, Gr. et. Wb. II, 193 f.; Chantraine,
Dict. ét. gr. 677; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. M-47
(miad). M-59 (mōid-); Mühlenbach-Endzelin, Lett.-
dt. Wb. III, 949. 968; Sadnik-Aitzetmüller, Handwb.
z. d. aksl. Texten 122. 305; Trautmann, Balt.-Slav.
Wb. 270 f.; Windekens, Lex. ét. tokh. 114; ders., Le
tokharien 65. 74.